Kultur

Joseph Haydn und die Neue Musik

Im dreizehnten Jahr lockt das Opening Festival von Freitag bis Sonntag in die Tuchfabrik. Neben insgesamt 20 Interpreten und acht Konzerten – vom 1941 in einem deutschen Kriegsgefangenenlager uraufgeführte „Quatuor pour la Fin du Temps“ von Olivier Messiaen über „Three Voices“ von Morton Feldman aus dem Jahr 1982 bis zu den 2012 uraufgeführten „Salomé Extrakten“ der Kölner Komponistin Christina C. Messner – führt auch eine Ausstellung ans Thema „Aktuelle Klangkunst“ heran. Zudem können Kinder und Jugendliche in speziellen Veranstaltungen den Reiz erfahren, der von Neuer Musik ausgeht.
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„…und bin auch ich zum Tode verurteilt“

Rund 20.000 Menschen besuchten die Ausstellung „Der Überlebenskampf jüdischer Deportierter aus Luxemburg und der Trierer Region im Getto Litzmannstadt. Briefe – Fotos – Dokumente“, die im Herbst 2011 in der Konstantin-Basilika zu besichtigen war. Anschließend äußerten viele den Wunsch, sich intensiver mit den individuellen Schicksalen der Opfer auseinanderzusetzen. Die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Pascale Eberhard, hat nun ein Buch vorgelegt, das sich dieses Anliegens annimmt. Es bettet die Biographien der Juden in den größeren Kontext der antisemitischen Politik des NS-Regimes – ohne dabei das Herzstück der Ausstellung aus dem Blick zu nehmen: Die Briefe der Gettobewohner an die Aussiedlungskommission. Oftmals sind diese Dokumente die letzten Lebenszeichen dieser Menschen, an die auch der heutige internationale Holocaust-Gedenktag erinnert.
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Weniger Besucher, aber…

Knapp 7000 Menschen weniger als 2011 besuchten im vergangenen Jahr die Ausstellungen im Stadtmuseum Simoenstift. Dadurch gingen auch die Einnahmen des Museumsshops stark zurück. Zu erklären ist dies damit, dass im August 2011 die Eintrittspreise erhöht und der freie Eintritt am ersten Sonntag des Monats abgeschafft wurden. Ebenfalls aus Kostengründen wurden Anfang vergangenen Jahres die Öffnungszeiten um eine Stunde verkürzt. Aber auch dies sind noch nicht alle Gründe für den Besucherrückgang. Am vergangenen Donnerstag wurde im Kulturausschuss die Bilanz des Stadtmuseums 2012 vorgestellt, die auch erfreuliche Entwicklungen zu bieten hat.
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Lasset uns schweigen

Während die katholische Kirche gerade die wissenschaftliche Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in ihren eigenen Reihen durch das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. aufgekündigt hat, gibt sich das Trierer Theater augenzwinkernd: Mit „Der Priestermacher“ hat man eine Komödie aus dem Jahr 1984 auf den Spielplan gesetzt, die in diesem Kontext nur ein Schuss in den Ofen sein kann. Die Inszenierung im Studio des Theaters Trier ist ein einziger schaler Beigeschmack, bei dem man sich fragen muss, welchem Verantwortlichen es hier an Fingerspitzengefühl gemangelt hat.
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„Jazz ist einfach geil!“

Ein Leben ohne Musik? Das wäre für ihn nicht denkbar. Nils Thoma ist Musiker, Bandleader, Arrangeur, Komponist, Betreiber des Labels Portabile Music Trier (PMT) und außerdem seit nunmehr zehn Jahren Präsident des Jazz-Club Trier e.V. Besonders jetzt, zwei Tage vor dem 14. Jazzgipfel am Freitag in der Tufa (Beginn 20 Uhr), wo in kurzen Auftritten Trierer Formationen ihr Können zeigen, schlägt sein Herz für die rhythmusbetonte Musik ein paar Takte schneller. 16vor sprach mit dem Vollblutmusiker über Nachwuchsprobleme im Verein, sein erstes Stück in der schulischen Jazz-AG und über sein größtes Musik-Projekt.
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Zirkus aus einer gar nicht so anderen Welt

Die „besten kubanischen Zirkusnummern“ werden auf der Homepage des „Original Cuban Circus“ versprochen, der am Samstagabend in der Arena gastierte. Was daran – abgesehen von der Herkunft des Ensembles – speziell kubanisch sein soll, erschloss sich dem Betrachter nicht unbedingt. Es sei denn, der Zirkus als Institution hat seinen Ursprung in dem karibischen Inselstaat. Die 550 Besucher bekamen Luftnummern, Clowns, Einrad- und Akrobatikdarbietungen, Feuer-, Schwert- und Tanzshows geboten – alles Einlagen, die man auch schon im Trierer Weihnachtscircus, im Circus Krone, im Moskauer oder im Chinesischen Staatszirkus gesehen hat. Sehenswert war die ein oder andere vertraute Nummer trotzdem.
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Die Elefanten kommen

Nach blauen Hirschen in Luxemburg (Kulturhauptstadt 2007) und Riesenfüßen in Trier (Konstantin-Ausstellung 2007) werden in diesem Jahr drei Monate lang 85 bunte Elefanten das Stadtbild beider Städte prägen. Vom 19. Juli bis 18. Oktober findet in Trier und Luxemburg die „Elephant Parade“ statt. Die nach eigenen Angaben weltweit größte Open-Air-Ausstellung soll die Bevölkerung für die vom Aussterben bedrohten asiatischen Elefanten sensibilisieren und verbindet Kunst, Marketing und soziales Engagement für Tierschutz. Mike Spits, Mitbegründer der „Elephant Parade“, stellte am Dienstagabend dem Marketing-Club Trier-Luxemburg e.V. das Konzept des Projektes vor. Denn die Ausstellung wird nur durch Sponsoren finanziert.
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„Der Schlafplatz sucht mich“

„Ist MC René tot?“, fragen die Kölner Rapper Huss und Hodn in ihrem Lied „Yo Kurt“ – und liefern die Antwort gleich mit: „Nee!“ Der gebürtige Braunschweiger gilt als eine der prägenden Kräfte des deutschen Hip-Hops der Neunziger. Danach wurde es ruhig um den Deutsch-Marokkaner, der im bürgerlichen Leben auf den Namen René El Khazraje hört. Vor zwei Jahren legte sich der Rapper eine Bahncard 100 zu, kündigte seine Wohnung, verschenkte Hab und Gut und wagte einen Neuanfang – als Comedian. Seither bereist er die Kleinbühnen Deutschlands und hat ein Buch über Erlebnisse geschrieben, die ihm zwischen Schiene und Schlafcouch widerfahren sind. Am Samstag gibt er in der „Grünen Rakete“ eine Kostprobe seines Sprachtalents. Im Interview spricht er über persönliche Beweggründe und miese Auftritte – und erklärt, wieso er der Chuck Norris der Schlafplätze ist. Wir verlosen zwei Plätze auf der Gästeliste.

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Nachts, wenn die Dämonen kommen

Es kommt nicht alle Tage vor, dass die Süddeutsche Zeitung eine Trierer Theaterproduktion bespricht. Wenn dann auch noch in hohen Tönen von einer „großartigen Parabel auf eine Welt, die sich in fundamentaler Unordnung befindet“ die Rede ist, kann man fast darauf wetten, das Martina Roth und Johannes Conen etwas damit zu tun haben. Nach der Uraufführung in Luxemburg und einem Gastspiel am Stadttheater Fürth ist ihre aktuelle Produktion „Staub“ nun auch in Trier zu sehen. Die Tuchfabrik zeigt die Parabel über Verdrängung und Erinnerung am kommenden Donnerstag um 20 Uhr.
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Die neueste Masche

Ein Trend geht um und macht auch vor Trier nicht Halt: „Urban Knitting“, „Yarn Bombing“ oder auch „Guerilla Knitting“ heißt die softe Straßenkunst, die seit wenigen Jahren den öffentlichen Raum erobert. Mithilfe gestrickter, bunter Überzüge werden Bäume, Straßenlaternen und Verkehrsschilder verschönert. Seit einigen Wochen treffen sich willige Urban Knitter im Café Momo in Trier-Ost zum gemeinsamen Stricken, gemütlichen Plaudern und Pläneschmieden. Dabei geht es den überwiegend weiblichen Teilnehmern weniger um politische Kunst als um glückliche Gesichter. Doch was nicht ist, kann noch werden.
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Keiner für alle, alle für keinen

Burn-Out, Depression oder das mittlerweile schon fast obligatorische Magengeschwür: In gleichem Maße, mit dem die „arbeitsbedingten Erkrankungen“ zugenommen haben, hat auch die Gegenwartsdramatik das weite Feld der Arbeitswelt für sich entdeckt. Am Theater Trier inszeniert Anatol Preissler „Bandscheibenvorfall“, den „Abend für Leute mit Haltungsschäden“. Autorin Ingrid Lausund, die jüngst mit der Produktion „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ für Aufsehen gesorgt hat, überzeichnet die Symptome und lässt dabei die Ursache aus dem Blick.
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„Ein aufmerksamerer Beobachter geworden“

Der Trierer Rolf Ersfeld, ehemaliger Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, hat 2011 sein erstes Buch vorgestellt. im nächsten Jahr erscheint bereits sein viertes Werk. Die drei bis dato veröffentlichen Geschichten verortet der in Irsch lebende Autor selbst als Gesellschafts- und Liebesromane. Inhaltlich vollkommen unterschiedlich, verfügen all seine Bücher über einen Schuss Spannung und gelegentlich Erotik. „Wenn, dann hätte man mir ein Weinbuch abgenommen“, sagt der Autor über die überraschten Reaktionen auf sein Erstlingswerk.
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16 VOR wünscht schöne Weihnachten


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„Ich habe großes Mitleid mit den Figuren“

„Ein Abend für Leute mit Haltungsschäden“ kündigt die Autorin Ingrid Lausund ihr Stück „Bandscheibenvorfall“ an, das an diesem Samstag um 19.30 Uhr im Theater Trier Premiere feiert. Gemeint sind jedoch nicht angeborene oder erworbene Fehler des menschlichen Bewegungsapparats, sondern des Charakters. Damit wäre auch schon mal geklärt, dass das Stück, in dem fünf Angestellte sich im Vorzimmer des Chefs gegeneinander auszuspielen versuchen, die Zuschauer mehr nachdenklich als lachen machen soll. So empfindet es auch der Regisseur Anatol Preissler, wie er im Gespräch mit 16vor erzählt.
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„Hoffentlich bleibt er uns noch eine Weile erhalten“

Seit April durfte sich der Musiker und Komponist Toots Thielemans auf den „EuroCore-JTI Jazz Award“ in der Kategorie „International“ freuen. Eine fünfköpfige Jury hatte den Belgier im Frühjahr für den mit 10.000 Euro dotierten Preis ausgewählt. Am vergangenen Freitagabend fand im Rokokosaal des Kufürstlichen Palais die Preisverleihung statt. Auch wenn der hochbetagte Altmeister des Jazz die beschwerliche Reise nach Trier nicht antreten konnte – durch eine stimmungsvolle Melange aus Festkonzert, Laudatio, Live-Mitschnitten und Interviews schien es fast so, als wäre er persönlich anwesend. Manch einen rührte das zu Tränen.
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„Das Altstadfest wird teurer werden“

Gemeinsam mit der Kultur- und Kreativstation Trier (KUKS) veranstaltete die Trierer SPD am Montagabend eine Gesprächsrunde zu einem Thema, das seit Monaten für kontroverse und leidenschaftliche Diskussionen sorgt: In der anstehenden Tarifreform der GEMA sieht die Verwertungsgesellschaft selbst eine „klare, faire und transparente“ Regelung – viele Veranstalter schlagen hingegen Alarm und warnen vor einem beispiellosen Clubsterben, da die neuen Tarife zum Teil unverhältnismäßige Steigerungen mit sich brächten. Im „Club Toni“ fand sich am Montagabend daher alles ein, was in der Trierer Veranstalterszene Rang und Namen hat. Das Ergebnis war weniger eine Podiumsdiskussion als eine Sprechstunde für Trierer Clubbetreiber und Festivalmacher – bei der aber trotzdem die ein oder andere überraschende Information abfiel.
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Triers Theater verzeichnet dickes Plus

Annähernd 15.000 Menschen lockte die „West Side Story“ auf das Bobinet-Gelände, fast alle der zwei Dutzend Vorstellungen im Westen der Stadt waren ausverkauft. Gerhard Weber hätte Bernsteins Musical gerne noch einige weitere Male aufgeführt, doch das ließ sich nicht bewerkstelligen. Dennoch konnten der Intendant und Kulturdezernent Thomas Egger (FDP) am Dienstag eine rundum positive Besucherbilanz der Spielzeit 2011/2012 präsentieren: Mehr als 118.000 Menschen besuchten die insgesamt 466 Veranstaltungen des Trierer Theaters – im Vergleich zur vorangegangenen Saison ein Plus von rund 15 Prozent. Sehr zum Wohlgefallen des Intendanten und seiner Mannschaft kündigte Egger an, dass im Doppelhaushalt 2013/2014 keine weiteren Einsparungen für das Theater vorgesehen seien.
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„Krokodile, Kamele und schwebende Haie mit Lasern“

Hart wie Knäckebrot, trocken und sehr bekömmlich: Royal Republic aus dem schwedischen Malmö sorgen derzeit als Vorband der „Toten Hoten“, aber auch als Hauptact für viel Bewegung vor deutschen Bühnen. Mit ihrer sympathischen Mischung aus Funk, Punk und viel Rock ’n‘ Roll klingen sie wie „die Hives mit Eiern“ (laut.de). Am Donnerstag spielen die Indie-Rocker, die auch schon für „Rock am Ring“ 2013 gebucht sind, um 20 Uhr im Exhaus. 16vor sprach mit Sänger Adam Grahn über seine Berufswahl, Sucht und darüber, was die Besucher beim Konzert in Trier erwartet. Beziehungsweise nicht.
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„Trier war der Nabel des deutschen Weins“

Waren Sie schon einmal im Deutschen Weinmuseum in Trier? Nein? Sie haben auch noch nie etwas davon gehört? Das ist keine allzu große Bildungslücke, denn erstens besteht es seit etwa 1940 nicht mehr und zweitens gab es die Einrichtung auch nur wenige Jahre. Der wohl beste Kenner des Weinmuseums ist Daniel Deckers. Heute um 20 Uhr referiert der Redakteur der Frankfurter Allgemeinen zum Thema „Liebling des Bacchus. Eine sehr kurze Geschichte der allzu kurzen Geschichte des Deutschen Weinmuseums in Trier“ im Stadtmuseum. Wie schon seine vergangenen Vorträge in der Stadtbibliothek ist auch dieser bereits ausverkauft. 16vor sprach mit dem Schriftsteller und Journalisten darüber, wie es zur Gründung des Weinmuseums 1927 kam, warum es nicht wiedereröffnet wurde und warum er nach der heutigen Veranstaltung wohl ohne Wein im Gepäck die Heimreise antreten wird.
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Im Westen viel Neues

In der Halle 8 auf dem Bobinet-Gelände, wo schon bald helle Lofts als Wohn- und Arbeitsstätte für die Trierer Bourgeoisie entstehen sollen, präsentierten die Absolventinnen des Bachelor-Studiengangs Modedesign der Fachhochschule Trier am vergangenen Samstag ihre Abschlusskollektionen. Unter dem Titel „Show one, Show on“ zeigte der Nachwuchs, was in ihm steckt – und welche Trends aus gutem Grund schon längst in Vergessenheit geraten sind.
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„Trier ist ohne Wein gar nicht zu denken“

Mit einem gutbesuchten Vortrag über „Weinfälschungen im Mittelalter und zu Beginn der Frühen Neuzeit“ des Trierer Historikers Professor Lukas Clemens wurde gestern im Stadtmuseum Simeonstift die Sonderausstellung „WeinReich“ eröffnet. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem berauschenden Kulturgut wird dabei bewusst in die jeweiligen kulturellen und gesellschaftlichen Zusammenhänge eingebettet – und so erzählen die Exponate im besten Falle stets auch ein Stück Menschheitsgeschichte.
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Boa is back

Phillip Boa Exhaus Trier Pia Lund LoyaltyPhillip Boa ist einer der ganz wenigen ernstzunehmenden, deutschen Musiker. Er hat großartige Songs wie „Container Love“, „Diana“ und „Kill your Ideals“ geschrieben und nach einer musikalisch weniger bewegenden Zeit nun mit „Loyalty“ wieder ein ausgezeichnetes, vielseitiges Album veröffentlicht. Davon und viele mitreißende alte Stücke, die allesamt einen mehr oder weniger melancholischen Grundton haben, spielte der 49-Jährige mit seinem Voodooclub am vergangenen Donnerstag im Exhaus. Zudem war er ausgesprochen gut gelaunt. Ein nicht unerheblicher Teil der insgesamt 250 Besucher hatte die Independent-Ikone schon bei ihrem letzten Auftritt in Trier vor etwa zehn Jahren auf der Sommerbühne gesehen. Die meisten dürften auch bei Boas nächstem Konzert wieder dabei sein, denn der vergangene Gig war richtig gut. Zu dem gelungenen Abend trug auch die Trierer Electronic-Rock-Band „My First Robot“ bei, die sich als adäquaten Support erwies.
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Höfken-Hempel statt Holbein

Erst seit einigen Jahren kümmern sich die Museen in Deutschland um die Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte in der Zeit von 1933 bis 1945. Während Gedenk- und Dokumentationsstätten des Nationalsozialismus fest im historischen und kulturellen Bewusstsein etabliert sind, wird in den Heimat- und regionalgeschichtlichen Museen meist die NS-Zeit der Region dargestellt. Wie aber die Museen selbst im Dritten Reich agierten und für Propagandazwecke genutzt wurden, ist eine relativ junge Forschungsdisziplin. Das Stadtmuseum Simeonstift stellte sich als erste Trierer städtische Institution kritisch seiner Vergangenheit. Die Kunsthistorikerin und 16vor-Redakteurin Bettina Leuchtenberg wurde 2011 beauftragt, die Geschichte der Einrichtung zu untersuchen.
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Sinn und Wahnsinn

Mit seinen 518 Jahren ist „Das Narrenschiff“ nicht gerade das, was man unter einem brandneuen Theatertext versteht. Seit Samstag ist der Stoff am Trierer Theater als zeitgenössische Tanz-Produktion zu sehen, die überzeugend darlegt, warum die Inhalte dennoch aktuell sind. Sven Grützmacher hat die gelungene und überraschende Inszenierung der spätmittelalterlichen Moralsatire zu verantworten, für die der in Trier und New York lebende Künstler Bodo Korsig seine Premiere als Bühnenbildner geleistet hat. Nachhaltig irritierend ist lediglich die musikalische Begleitung.
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Eine gemeinsame Zukunft in der realen Welt?

Weil sich die Fans von „Gut gegen Nordwind“, das in der vergangenen Spielzeit mit großem Erfolg im Studio des Trierer Theaters aufgeführt wurde, eine Fortsetzung des Bestsellers gewünscht haben, kam der Autor Daniel Glattauer dem nach und erzählte in „Alle sieben Wellen“ die Geschichte der E-Mail-Romanze zwischen Leo und Emmi weiter. Zur Sicherheit hat er das Ende wieder so gestaltet, dass sich mühelos ein weiterer Teil anschließen ließe. Aber will man das? „Alle sieben Wellen“ hatte am vergangenen Wochenende Premiere im Studio. Passenderweise mit denselben Darstellern, einer ähnlichen Kulisse und wieder in der Inszenierung von Werner Tritzschler.
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„Dem Zuschauer Grenzsituationen nahebringen“

Uraufführung am Trierer Theater: Am Samstag um 19.30 Uhr legt im Großen Haus „Das Narrenschiff“ ab. Das Tanzstück von Sven Grützmacher – inspiriert von Sebastian Brants gleichnamiger, spätmittelalterlicher Moralsatire (gedruckt 1494), in der zwölf Menschen auf einem Schiff auf sich allein gestellt sind, was zu Ausbrüchen verschiedenster Wesenszüge führt – ist nicht die einzige Premiere, die es zu feiern gibt. Der international angesehene Künstler Bodo Korsig, der in Trier und New York lebt und arbeitet, hat für dieses Stück zum ersten Mal ein Bühnenbild entworfen. Mit 16vor sprach er darüber, wie es dazu kam, was ihn an dem Thema reizte und warum er Trier und New York braucht.
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„Je mehr man gibt, umso besser fühlt man sich“

In Deutschland hat wohl niemand mehr als Wladimir Kaminer dazu beigetragen, das Bild vom „Russen“, das mancher noch aus Erzählungen eines Weltkriegsteilnehmers in der Familie hatte, zurechtzurücken. Der Schriftsteller, der 1990 von Moskau nach Berlin zog, kämpft mit seinen lustigen Geschichten gegen Vorurteile und Klischees, die seinen Landsleuten anhängen. Die Protagonisten stammen meist aus seinem familiären Umfeld, was man bereits an den Titeln seiner Bücher erkennen kann („Ich mache mir Sorgen, Mama“, „Salve Papa!“, „Meine kaukasische Schwiegermutter“). Noch mehr Spaß, als seine Texte zu lesen, macht es, sie von ihm zu hören. Dazu besteht heute um 20 Uhr Gelegenheit in der Tufa, wo er aus „Onkel Wanja kommt“ und unveröffentlichte Geschichten vorlesen wird. Mit 16vor sprach Kaminer aufrichtig und ausführlich unter anderem über seine Bewältigung von Weltschmerz, über „Pussy Riot“ und darüber, warum eine politische Wende in Russland bislang hat auf sich warten lassen.
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Die Ärzte bieten Grundversorgung

Ohne dass für die Veranstaltung auch nur mit einem einzigen Plakat geworben werden musste, sorgten am vergangenen Donnerstag bei dem Konzert der Ärzte 8000 Fans für einen Besucherrekord in der Arena. Knapp drei Stunden Spielzeit, gut drei Dutzend Songs aus fast drei Jahrzehnten, Späße mit dem Publikum – man kann nicht sagen, dass die drei Spaßpunkrocker wenig geboten hätten. Allerdings hat man den ein oder anderen Spruch auch schon bei ihrem vorletzten Konzert in Trier vor fünf Jahren gehört, und musikalisch gab es trotz des riesigen Hitrepertoires auch zähe Phasen.
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„Ich habe immer noch Dinge zu sagen“

Und plötzlich ist er wieder da. Obwohl er nie weg war. Mit „Loyalty“ hat Philllip Boa gerade sein bestes Album seit knapp 20 Jahren veröffentlicht. Am 8. November stellt er mit seinem Voodooclub das abwechslungsreiche neue Werk im Exzellenzhaus vor. hunderttausend.de sprach mit dem Indie-Musiker, der mehrere Monate im Jahr auf Malta verbringt, über die Bedeutung des Albumtitels, seinen Zweitwohnsitz im Mittelmeer und über das „totale Glücksgefühl“.
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Nicht vom Wege abgekommen

Am vergangenen Samstag hatte am Trierer Theater Verdis „La Traviata“ Premiere, die schon seit Jahrzehnten nicht mehr in Trier gespielt wurde. Das Werk gehört zur Trias der erfolgreichsten Opern seiner mittleren Schaffensperiode. Es nimmt eine Sonderstellung in Verdis Schaffen ein: Als einziges Werk behandelt sie ein zeitgenössisches Sujet; hieran ändert auch nichts, dass auf Wunsch des Uraufführungstheaters die Handlung in die Zeit um 1700 verlegt wurde. In Wahrheit spielt sie (wie die Vorlage Alexandre Dumas´ des Jüngeren) in der Mitte des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, die in vielfacher Hinsicht der heutigen Jagd nach Geld und nach oberflächlichen konformistischen Vergnügungen der wirtschaftlich Erfolgreichen entspricht. Das ist der Ausgangspunkt einer naheliegenden Aktualisierung.
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„Ein kleines bisschen in Trier verliebt“

Die ihm für sein Amt zur Verfügung gestellte Wohnung in der Innenstadt ist geräumt, die offizielle Abschlussparty steht Ende des Monats noch bevor: Nach einem halben Jahr und 25 Kolumnen – von der Heilig-Rock-Wallfahrt bis zu Erotik-Artikeln aus Automaten – ist für Frank P. Meyer die Zeit als Trierer Stadtschreiber beendet. 16vor-Leser müssen jedoch nicht auf Texte von ihm verzichten, wie er im Interview berichtet. Außerdem erzählt der 49-jährige Autor, welche Themen ihn besonders beschäftigt haben, welche weiteren Folgen seine Arbeit hatte und wie er als Saarländer inzwischen die Trierer sieht.
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Schauspiel ist ihr Hobby

Barbara Ullmann, frisch gekürte Trägerin der „Theatermaske“, ist als Schauspielerin in Trier allgegenwärtig. Für eine Produktion hat sie nun Bühnenbretter gegen Regiestuhl eingetauscht: Gemeinsam mit ihrer Schauspielschülerin Elke Becker, der man unter anderem schon in der Bühne1-Produktion „Auf der Greifswalder Straße“ und in „Oskar und die Dame in Rosa“ begegnete, bringt sie an diesem Sonntag im kleinen Saal der Tuchfabrik Jane Martins Einpersonenstück „Lebenszeichen“ auf die Bühne: Trotz reichlich Theatererfahrung für beide Frauen eine Premiere.
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Theater auf dem Prüfstand

Gibt jetzt ein Unternehmensberater den Ton am Trierer Theater an? So könnte von vielen Kulturschaffenden zumindest die folgende Nachricht gelesen werden: Die Stadt Trier lässt sich von der international agierenden Unternehmensberatung ICG Culturplan zur Zukunftsfähigkeit ihres Theaters beraten. Deren Geschäftsführer Professor Dieter Haselbach hatte zuletzt als Mit-Autor der umstrittenen Polemik „Der Kulturinfarkt“ von sich reden gemacht. Kulturdezernent Thomas Egger (FDP) baut trotzdem auf dessen Sachverstand, um im Juli 2013 eine Strukturanalyse sowie die mittelfristige Sparplanung des Theaters vorlegen zu können.
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Ob Brecht das so gewollt hätte?

Horst Ruprecht inszeniert Bertolt Brechts „Leben des Galilei“ am Trierer Theater als Verbeugung vor dem Werk und seinem Autor. Klassisch episches Theater, das man in dieser formalen Strenge gar nicht mehr für möglich gehalten hätte. Darin ein glänzendes Ensemble, allerdings vor einem bei weitem nicht ausverkauften Großen Haus am Augustinerhof. Und im Anschluss zur Premiere stehende Ovationen eines begeisterten Publikums für den Hauptdarsteller des Abends, Peter Singer, der 2014 in Ruhestand geht und mit dem Galilei schon jetzt seine Abschiedsrolle spielt. Allein, das Lehrstück schwächelt bei der Lehre.
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„Kein Held, aber eine interessante Figur“

Obwohl Peter Singer am Trierer Theater erst im Sommer 2014 in den Ruhestand geht und bis dahin noch in einigen Dramen auf der Bühne stehen wird, ist der Schauspieler bereits ab diesem Sonntag in seinem Abschiedsstück (Premiere 19.30 Uhr, Großes Haus) zu sehen. Sein Wunsch war die Titelrolle in Bertolt Brechts „Leben des Galilei“ in der Inszenierung von Horst Ruprecht, mit dem er schon unter anderem in „Andorra“, „Besuch der alten Dame“ und „Des Teufels General“ zusammengearbeitet hat. Im Gespräch mit 16vor erzählt Singer, warum das Stück schon knapp zwei Jahre vor seiner Pensionierung gezeigt wird, warum er sich dafür entschieden hat und wie er die Hauptfigur sieht.
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Geldsegen fürs Stadtmuseum

Seit 2003 veranstaltet die Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank Südwest eG jährlich in Kooperation mit sechs Kunstmuseen in Rheinland-Pfalz die Reihe „museale“. Dafür stellt die Stiftung 200.000 Euro zur Verfügung. In diesem Jahr durfte sich das Stadtmuseum Simeonstift über diesen Betrag freuen, der acht Mal so hoch ist wie der jährliche Ankaufetat. Von dem Geld wurden zur Hälfte Fotografien der Künstlerin Rut Blees Luxemburg erworben, die seit gestern in der Sonderausstellung „Lustgarten“ zu sehen sind. Von der anderen Hälfte wird der historische Möbelsammlung des Museums restauriert.
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Meinung: Neustart nur mit neuem Konzept

Bei „Brot & Spiele“ ist für die Stadt die finanzielle Schmerzgrenze erreicht. Nachdem sie seit der Premiere 2002 fast jährlich noch mehrere zehntausend Euro zu ihrem Zuschuss dazugegeben musste und der wirtschaftliche Nutzen für Trier und die überregionale Zugkraft zweifelhaft sind, wird die Veranstaltung (vorerst) eingestellt. Die Zuschauerhöchstgrenze scheint erreicht zu sein. Dies genügt jedoch nicht, um „Brot & Spiele“ in diesem Umfang fortzusetzen. Anstatt nun gescheiterte oder zu kostspielige Konzepte zu verwässern, sollte ein richtiger Neuanfang gemacht werden.
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Kein „Brot & Spiele“ im nächsten Jahr

Nach elf Jahren in Folge wird es 2013 kein „Brot & Spiele“ geben. Dies teilten Kultur- und Wirtschaftsdezernent Thomas Egger und Ronald Frank von der organisierenden „medienfabrik trier“ heute in einer Pressekonferenz mit. Zur letzten Veranstaltung Anfang September wurden für das Römerlager in den Kaiserthermen und das Gladiatorenschauspiel im Amphitheater 19.500 Karten verschenkt und verkauft. Dies ist deutlich weniger als geplant. Dadurch entstand – wie fast in jedem Jahr seit der Gründung 2002 – wieder ein Defizit, für das die Stadt neben ihrem Zuschuss von 50.000 Euro aufkommen muss. Mit 51.000 Euro liegt der Fehlbetrag so hoch wie nie zuvor.
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„Man soll über das schreiben, was man kennt“

Der gebürtige Bochumer Frank Goosen ist ambitionierter Jugendtrainer bei Arminia Bochum, geschätztes Aufsichtsratsmitglied beim VfL Bochum und erfolgreicher Autor und Bühnenkomiker. Sein erster Roman „Liegen lernen“ (2001) wurde 2003 sogar verfilmt. Beliebte Themen des 46-Jährigen, der als Kolumnist auch für den kicker schreibt, sind Fußball und das, was im Leben sonst noch so wichtig ist – im Ruhrpott. Goosens neuer Roman „Sommerfest“ zelebriert ein Heimatwochenende mit skurrilen Figuren, großen Entscheidungen, viel Gefühl und natürlich Fußball. Am Dienstag, 25. September, liest er um 20 Uhr in der Reihe „Humorprofis“ in der Tufa, wo er schon mehrmals mit dem 2000 aufgelösten Literaturkabarettduo „Tresenlesen“ und als Solo-Künstler zu Gast war. 16vor sprach mit dem heimatverbundenen Doppelkopfspieler über Gewichtsschwankungen, seine Verbundenheit zum Ruhrgebiet und über Fußball, Fußball, Fußball…
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Nachtaktiv in Triers Museen

Am Anfang stand die große Konstantin-Ausstellung, und was 2007 glückte , hat sich mittlerweile zu einer kleinen Tradition gemausert – die Trierer Museumsnacht. Am Samstag werden wieder vier Museen bis Mitternacht geöffnet haben. Mit einem günstigen Kombiticket lassen sich die Häuser allesamt an einem Abend erkunden. Was indes schwierig werden dürfte angesichts des breiten Programms, mit dem die Museen für sich werben. Während im Geburtshaus des berühmtesten Sohns der Stadt eine „Jenny-Marx-Nacht“ geboten wird, kredenzt das Museum am Dom Riesling-Weine und erinnert so an den letzten Trierer Kurfürsten Klemens Wenzeslaus. „Militär einst und jetzt“ heißt es im Landesmuseum, die Beiträge des Stadtmuseums stehen unter dem Motto „Spiel mit! Farbe und Form“.
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