Meinung: Neustart nur mit neuem Konzept

Bei „Brot & Spiele“ ist für die Stadt die finanzielle Schmerzgrenze erreicht. Nachdem sie seit der Premiere 2002 fast jährlich noch mehrere zehntausend Euro zu ihrem Zuschuss dazugegeben musste und der wirtschaftliche Nutzen für Trier und die überregionale Zugkraft zweifelhaft sind, wird die Veranstaltung (vorerst) eingestellt. Die Zuschauerhöchstgrenze scheint erreicht zu sein. Dies genügt jedoch nicht, um „Brot & Spiele“ in diesem Umfang fortzusetzen. Anstatt nun gescheiterte oder zu kostspielige Konzepte zu verwässern, sollte ein richtiger Neuanfang gemacht werden.

Gründe für mangelnde Zuschauereinnahmen gab es für den Organisator Ronald Frank immer. Mal war das Wetter zu schlecht, mal zu gut, mal war der Termin das Problem, mal eine parallel stattfindende Veranstaltung. Im folgenden Jahr sollte immer alles besser werden, doch es wurde nur teurer.  Die Zuschüsse nahmen zu, doch der Kartenabsatz stagnierte und die Defizite wuchsen.

Obwohl seit Jahren keine Entwicklung in puncto Wirtschaftlichkeit in Sicht war, wurden das Konzept und fragwürdige Änderungen wie die Verlegung in den ohnehin schon veranstaltungsstarken September von der Mehrheit des Kulturausschusses und des Stadtrates nicht infrage gestellt. Erkundigte man sich bei einzelnen Mitgliedern, wie ihnen die Aufführung im Amphitheater gefallen habe, hörte man jedoch oft: „Muss man nicht nochmal sehen.“ Es waren eben auch keine packenden Tragödien, die zwischen den Kämpfen geboten wurden.

So empfanden wohl auch viele Trierer, die das „Spektakulum“ schon einmal erlebt hatten, und deshalb in den vergangenen Jahren dem Schauspiel fernblieben. Zwar waren die neu integrierten Pferdestunts durchaus eine Bereicherung für das letzte Stück mit dem irreführenden Titel „Herkules und die Macht des Bösen“. Doch wie die Gladiatorenkämpfe, die leider immer erst gegen Ende Fahrt aufnahmen und beim zweiten Sehen ihren Reiz verloren, wirkten sie wie Fremdkörper in der Handlung.

Auch die schauspielerische Qualität klaffte weit auseinander. Dabei spielte es nicht mal eine Rolle, ob es sich bei den Darstellern um einen Trierer Handyverkäufer oder eine ehemalige „Dschungelcamp“-Insassin handelte. Einen Glücksgriff tat man allerdings mit dem Ex-„Lindenstraße“-Bewohner Thorsten Nindel. Nur muss man schon ausgesprochener „Hinter Gintern“- oder „Lindenstraße“-Fan sein, wenn man sich nur wegen Karrenbauer und Nindel zu „Brot & Spiele“ anschaut.

Doch nicht nur, weil man sich in den vergangenen Jahren mit Seriendarstellern aus der zweiten und dritten Reihe schmückte, haftete dem Schauspiel etwas Provinzielles an. Der Organisator verglich „Brot & Spiele“ gerne mit den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg und hielt das für ein Qualitätsmerkmal. „Winnetou II“ tauchte in den vergangenen Wochen jedoch genauso wenig in überregionalen Medien auf wie „Herkules und die Macht des Bösen“.

Die „Antikenfestspiele“, die 2010 eingestellt wurden, vermochten es anfangs noch, in großen Zeitungen besprochen zu werden. Auch deren neues Konzept hätte das Zeug dazu gehabt, wenn ausreichend Geld vorhanden gewesen wäre, für zwei, drei Jahre daran festzuhalten – am besten unter einem anderen Namen. Doch durch die vorherige Entwicklung und deren Folgen für ihr Image waren die Festspiele bereits zum Sterben verdammt.

„Brot & Spiele“ dürfte es genauso ergehen, wenn man 2014 mit einer Light-Version einen Neustart versucht. Ein ganz neues Konzept muss her. Das kann durchaus Komponenten der beiden großen Veranstaltungen beinhalten, nur darf es eben nicht mehr „Antikenfestspiele“ oder „Brot & Spiele“ heißen. Spätestens jetzt ist der Kulturdezernent gefragt, bis 2014 mit einem bezahlbaren, attraktiven Projekt für die römischen Bauten einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

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