Weniger Besucher, aber…

Knapp 7000 Menschen weniger als 2011 besuchten im vergangenen Jahr die Ausstellungen im Stadtmuseum Simoenstift. Dadurch gingen auch die Einnahmen des Museumsshops stark zurück. Zu erklären ist dies damit, dass im August 2011 die Eintrittspreise erhöht und der freie Eintritt am ersten Sonntag des Monats abgeschafft wurden. Ebenfalls aus Kostengründen wurden Anfang vergangenen Jahres die Öffnungszeiten um eine Stunde verkürzt. Aber auch dies sind noch nicht alle Gründe für den Besucherrückgang. Am vergangenen Donnerstag wurde im Kulturausschuss die Bilanz des Stadtmuseums 2012 vorgestellt, die auch erfreuliche Entwicklungen zu bieten hat.

TRIER. „Allgemeine Sparmaßnahmen haben unsere Öffnungszeiten um täglich eine Stunde eingegrenzt“, sagt Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr. Dies führe zwangsläufig zu weniger Publikum und Verkäufen im Shop. „Wenn ich das Angebot verkürze, muss ich mich nicht wundern, wenn die Nachfrage nachlässt.“ Mit Unverständnis reagiert die Direktorin auf diejenigen, die diese Entwicklung nun überrascht. „Wir haben vorher mit 5000 bis 6000 Besuchern weniger gerechnet. Durch die Verkürzung der Öffnungszeiten konnten zwar die Ausgaben reduziert werden, es fehlen uns aber auch Gäste.“ Ob durch die Maßnahmen, mit denen Geld gespart werden sollte, der Betrieb des Museums sogar teurer wurde, ist allerdings noch nicht bekannt.

2010 zählte das Stadtmuseum 42.504 Besucher. Im folgenden Jahr waren es 41.204. Diese Zahl wäre wohl noch höher ausgefallen, wenn am 1. August 2011 nicht die Eintrittspreise erhöht (u.a. 0,50 Euro mehr für Erwachsene) und der freie Eintritt am ersten Sonntag des Monats weggefallen wäre. Gerade letztere Maßnahme macht sich deutlich in der Statistik bemerkbar. Von 4180 Besuchern im ersten Halbjahr 2011 ging die Zahl in der zweiten Jahreshälfte auf 779 zurück (im Vergleichszeitraum 2010: 3112; 2009: 3774). Und das, obwohl stattdessen nur ein Euro Eintritt verlangt wurde. „Ein Euro ist nicht viel, aber es kostet eben was“, so Dühr. Während 2009 noch 7081 und 2010 6998 Besucher den kostenlosen Sonntag nutzten, waren es an den ersten Sonntagen 2011 nur noch 4959 und 2012 gerade einmal 1587 Interessenten. Knapp 3500 Besucher gingen im vergangenen Jahr also allein schon durch den Wegfall des Gratis-Angebots verloren.

Der Rückgang ist aber nicht alleine darauf zurückzuführen. „Es gibt ein ganzes Bündel an Gründen“, sagt die Museumschefin. „Aus der Region sind viele Besucher weggefallen, weil die Bitburger zehn Wochen lang gesperrt war.“ Zudem sei der Beginn der „Zierrat“-Ausstellung Ende März in Bezug auf die Heilig-Rock-Wallfahrt vom 13. April bis 13. Mai nicht glücklich gewählt worden. Statt Künsterservice und Künstlerschmuck wollten die Pilger nur den „Heiligen Rock“ sehen. Dabei hat auch das Stadtmuseum eine reizvolle Textiliensammlung. „Mit Beginn der Wallfahrt war hier nichts mehr los“, so Dühr. „Es war gespenstig.“

Die fehlenden Gäste machten sich auch beim Absatz des Ausstellungskataloges bemerkbar. „Der Katalog zur Ausstellung ‚Raue Schönheit. Eifel und Ardennen im Blick der Künstler‘ 2010 war der meistverkaufte in unserer Geschichte, der zu ‚Armut – Perspektiven in Kunst und Gesellschaft‘ 2011 war ausverkauft, nur der zu ‚Zierrat‘ im vergangenen Jahr ging ziemlich schlecht.“ Auch dies hat zur Folge, dass über den Museumsshop mit 32.000 Euro 17.600 Euro weniger eingenommen wurden als 2011. In diesem Jahr fielen die Einnahmen bereits um 14.600 Euro geringer aus als im Rekordjahr 2010.

Dies gilt es ebenfalls bei der Analyse der Bilanz zu berücksichtigen. 2010 und 2011 waren wirtschaftlich äußerst gute Jahre fürs Stadtmuseum. Beispielsweise wurden 2008 nur 32.890 Besucher gezählt. Und die Einnahmen im Shop lagen bei gut 39.000 Euro. Im Museum möchte man sich dennoch nicht daran orientieren. „Mit den Besucherzahlen können wir nicht zufrieden sein“, sagt Dühr. „Doch die Zahl der Museumsbesucher ist nur ein Aspekt, welcher in der Bilanz eine Rolle spielt.“

So hätten sich die vielfältigen Angebote der kulturellen Bildung auf hohem Niveau stabilisiert und auch die Filmabende und diverse Vorträge zur Stadt- und Wirtschaftsgeschichte in der NS-Zeit hätten sehr guten Zulauf gehabt. An 463 Veranstaltungen nahmen insgesamt 6326 Menschen teil. „Die Aufgabe eines Museums, Kulturgut zu bewahren, die Sammlung zu pflegen und durch Neuanschaffungen auszubauen, konnte 2012 fortgeführt werden“, resümiert die Museumsdirektorin.

Für den Bereich der lokalen Wirtschaftsgeschichte konnten unter anderem zwei Servais-Vasen angekauft werden. Mit großzügiger Unterstützung der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda Bank Südwest eG wurde nicht nur der Bereich der zeitgenössischen Fotografie mit dem Erwerb von 15 Bildern von Rut Blees Luxemburg gefördert. Mit Hilfe der Stiftung gelang es dem Museum auch, die Aufarbeitung der historischen Möbelsammlung zu finanzieren. Die Möbel können restauriert und zudem wissenschaftlich aufgearbeitet werden.

„In den Jahren 2013 bis 2016 werden wir mit unseren geplanten Ausstellungsprojekten sicher wieder an die Bilanzen der Vorjahre anknüpfen“, ist Elisabeth Dühr optimistisch. Dann haben die Besucher die Gelegenheit, sich im Anschluss an die Ausstellung „Ikone Karl Marx“ beispielsweise die restaurierten Trierer Möbel anzusehen oder sich über die Geschichte der Moselschifffahrt zu informieren.

Und vielleicht tut sich im nächsten Jahr auch etwas bei den bisher wenig fruchtenden Maßnahmen, die Ausgaben zu verringern und gleichzeitig die Einnahmen zu steigern. „Wir lassen 2013 mal ins Land ziehen und gucken uns dann nochmal die Zahlen an“, sagt die Museumsleiterin. „Vielleicht werden dann Diskussionen aufgenommen, die Beschlüsse wieder rückgängig zu machen.“

Einen Beitrag zur Bilanz 2011 finden Sie hier.

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