Schauspiel ist ihr Hobby

Barbara Ullmann, frisch gekürte Trägerin der „Theatermaske“, ist als Schauspielerin in Trier allgegenwärtig. Für eine Produktion hat sie nun Bühnenbretter gegen Regiestuhl eingetauscht: Gemeinsam mit ihrer Schauspielschülerin Elke Becker, der man unter anderem schon in der Bühne1-Produktion „Auf der Greifswalder Straße“ und in „Oskar und die Dame in Rosa“ begegnete, bringt sie an diesem Sonntag im kleinen Saal der Tuchfabrik Jane Martins Einpersonenstück „Lebenszeichen“ auf die Bühne: Trotz reichlich Theatererfahrung für beide Frauen eine Premiere.

TRIER. „Stop, warte mal, ich hab da ’ne neue Idee“ – Barbara Ullmann stürzt nach vorne, Elke Becker hält auf der Bühne inne. „Probier statt der Kerze mal das hier.“ Die Schauspielerin nimmt ein Knicklicht, die Regisseurin verschwindet wieder im Dunkel des Zuschauerraums und ein Akkordeon setzt ein. Gleiche Szene, nächster Anlauf.

Die beiden Frauen proben im kleinen Saal der Tuchfabrik eine gemeinsame Produktion. Und obwohl sie beide reichlich Erfahrung auf den Bühnenbrettern haben, ist „Lebenszeichen“ für jede von ihnen auch eine Premiere: Barbara Ullmann, Ensemble-Schauspielerin am Trierer Theater und gerade mit der „Theatermaske“ gekürt, führt erstmals Regie. Auf der Bühne steht dafür Elke Becker, deren freundliches Gesicht manchem Theatergänger ebenso bekannt vorkommen dürfte wie das ein oder andere Ensemble-Mitglied: In der Bühne1-Produktion „Auf der Greifswalder Straße“ begegnete man ihr ebenso wie in „Oskar und die Dame in Rosa“ und auch – hier sogar gemeinsam mit Barbara Ullmann – in „Mutter Courage“ auf der großen Theaterbühne. „Lebenszeichen“ ist für sie trotzdem Neuland: „Ich habe noch nie innerhalb eines Stückes in so viele unterschiedliche Rollen schlüpfen müssen“, erklärt sie, „aber genau darin liegt natürlich der Reiz des Stückes“.

Die Monologsammlung aus der Feder der mystifizierten Autorin Jane Martin (wer sich hinter dem Pseudonym verbirgt, ist ein großes Geheimnis) beleuchtet schlaglichtartig die Situationen von Menschen, deren Leben sich gerade auf einem Hoch-, einem Tief-, immer aber an einem Wendepunkt befindet: Da setzt eine Putzfrau dem Publikum in schönstem Trierisch auseinander, warum sie den Lottoschein mit den sechs Richtigen heimlich weiterverschenkt; dann berichtet eine junge Frau von der abenteuerlichen Rettung aus der brennenden Flitterwochen-Suite. Auf ein Leitmotiv, einen belastbaren roten Faden, wollen Ullmann und Becker sich nicht festnageln lassen: „Jeder sieht darin etwas anderes, Männer und Frauen, Alte und Junge“, erklärt die Regisseurin. „Wir wollen hier nichts vorgeben, aber für uns haben wir als Anker die Themen ‚Sehnsucht‘ und ‚Wahrheit‘ gefunden.“ Das Band, das die einzelnen Szenen zusammenhält, ist die Musik des luxemburgischen Akkordeonisten Eugene Bozzetti.

Dass hier Schülerin und Lehrerin zusammenarbeiten (Becker nimmt Schauspielunterricht bei Ullmann), merkt man dem Gespann nicht an: Kommuniziert wird auf Augenhöhe: „Elke weiß sofort, was ich meine, wenn ich eine neue Regie-Idee habe, sie kann unglaublich schnell umsetzen“, lobt Barbara Ullmann ihre Darstellerin. „Das macht mir den Wechsel zum Regieführen einfach.“ Geprobt wird, wie sich das für die freie Szene gehört, unter widrigen Bedingungen: Baustellenlärm von nebenan dröhnt in die Probe, gemeinsame Termine müssen zwischen den Verpflichtungen der „Brot-Berufe“ koordiniert werden – alles in der Freizeit, versteht sich. Als Belastung empfinden die beiden Damen die Probenphase aber trotzdem nicht: „Schauspiel ist mein Hobby, so wie andere Menschen Kreuzworträtsel oder Sudoku lösen, will ich Texte lernen und auf einer Bühne sprechen“, lacht Elke Becker, die abseits der Bühne die Bibliothek der Trierer Fachhochschule leitet. „Immer nur für Barbara spielen reicht irgendwann nicht mehr. Was wir hier machen, das muss dann einfach auch mal raus.“

Die Premiere von „Lebenszeichen“ findet an diesem Sonntag um 20 Uhr im kleinen Saal der Tuchfabrik statt. Weitere Vorstellungen: 3., 8., 14., 17. und 18. Oktober. Karten und weitere Informationen: http://lebenszeichenjanemartin.wordpress.com/

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