„Man soll über das schreiben, was man kennt“

Der gebürtige Bochumer Frank Goosen ist ambitionierter Jugendtrainer bei Arminia Bochum, geschätztes Aufsichtsratsmitglied beim VfL Bochum und erfolgreicher Autor und Bühnenkomiker. Sein erster Roman „Liegen lernen“ (2001) wurde 2003 sogar verfilmt. Beliebte Themen des 46-Jährigen, der als Kolumnist auch für den kicker schreibt, sind Fußball und das, was im Leben sonst noch so wichtig ist – im Ruhrpott. Goosens neuer Roman „Sommerfest“ zelebriert ein Heimatwochenende mit skurrilen Figuren, großen Entscheidungen, viel Gefühl und natürlich Fußball. Am Dienstag, 25. September, liest er um 20 Uhr in der Reihe „Humorprofis“ in der Tufa, wo er schon mehrmals mit dem 2000 aufgelösten Literaturkabarettduo „Tresenlesen“ und als Solo-Künstler zu Gast war. 16vor sprach mit dem heimatverbundenen Doppelkopfspieler über Gewichtsschwankungen, seine Verbundenheit zum Ruhrgebiet und über Fußball, Fußball, Fußball…

16vor: Auf aktuellen Fotos sehen Sie schmaler aus als noch vor einigen Jahren.

Frank Goosen (lacht): Die Fotos sind leider zwei Jahre alt. Ich habe schon wieder ein bisschen zugenommen.

16vor: Wie kam es zu diesem großen Gewichtsverlust?

Goosen: Ich habe abgenommen, weil ich mit meinem Gewicht damals unzufrieden war.

16vor: Ihr Texte – wie Ihr aktueller Roman „Sommerfest“ – sind überwiegend im Ruhrgebiet verortet. Egal, ob Fußball oder Beziehungen – alles spielt im Pott. Bei Ihnen muss man nie mit einem Alpenkrimi rechnen, oder?

Goosen: Nee, aber auch nicht mit einem Ruhrgebietskrimi.

16vor: Sie könnten sich auch nicht vorstellen, mit Freunden in Bayern Doppelkopf zu spielen oder dort 1860 München gucken zu gehen? Liegt es nur an der Herkunft, dass Sie eine besondere Verbundenheit zur Region im Allgemeinen und Bochum im Speziellen haben?

Goosen: Das ist der Hauptgrund, klar. Wer in Bayern aufwächst, schreibt einen Roman über sein Heimatdorf, wer in Berlin aufwächst oder lebt, über Berlin. Da fragt keiner nach, warum man über Berlin schreibt. Beim Ruhrgebiet ziehen alle die Augenbrauen hoch und fragen: „Was, darüber kann man schreiben?“

16vor: Darauf zielte meine Frage auch nicht ab. Bochum ist ja jetzt auch keine kleine Stadt…

Goosen: Man soll über das schreiben, was man kennt. Man könnte auch unsere Doppelkopfrunde nach Bayern schicken und dort spielen lassen. Das wäre aber wahrscheinlich eine Geschichte von kulturellen Konflikten.

16vor: Einer Ihrer Mitschüler am Gymnasium am Ostring war Jochen Malsmheimer, mit dem Sie bis 2000 das wunderbare Komik-Duo „Tresenlesen“ bildeten. Haben Sie zu ihm wieder Kontakt?

Goosen: Nein. Er war auch nicht mein Mitschüler, er ist ja fünf Jahre älter. Wir kannten uns von der Schule, weil Malmsheimer dort sehr bekannt war. Schon seit vielen Jahren geht jeder von uns seinen eigenen Weg auf der Bühne.

16vor: Wie wurden Sie Jugendtrainer bei Arminia Bochum?

Goosen: Meine beiden Söhne spielen dort. Der jüngere in der E-Jugend und der ältere bei mir in der Mannschaft. Ich bin an den Trainerjob gekommen, weil mein Sohn ein halbes Jahr überhaupt keinen richtigen Trainer hatte – da wurde das nur aushilfsweise überbrückt. Davor hatte er anderthalb Jahre einen sehr schwierigen Trainer gehabt, der unter anderem Torschusstraining mit Medizinbällen üben ließ. Als sie nach den Sommerferien 2011 immer noch keinen Trainer hatten, habe ich gesagt, dass ich das ein paar Wochen mache. Dann hatte ich schon so großen Spaß nach der ersten Trainingseinheit, dass ich da immer tiefer eingestiegen bin und davon jetzt auch nicht mehr loskomme.

16vor: Wie kommt es, dass Ihre Söhne bei der Arminia spielen und nicht beim VfL?

Goosen: Arminia Bochum ist bei uns direkt um die Ecke. Dann fangen die mit den „Minikickern“ an und der VfL hat keine „Minikicker“-Mannschaft. Bei den Kinder- und Jugendmannschaften großer Vereine ist es auch so, dass man da ohne weiteres nicht reinkommt. Es geht auch nicht darum, dass meine Kinder großartiges Talent haben – sie sollen Fußball spielen und sich an der frischen Luft bewegen. Wenn sie sich als besonders talentiert herausstellen, wird das auch auffallen. Sie sind gut bis sehr gut, aber ob es für höhere Aufgaben reicht – der ältere ist ja auch erst 11 -, wird man dann sehen. Ist ja auch kein Problem ein guter Bezirksligakicker zu werden, wenn man da Spaß dran hat.

16vor: Ein neuer Kollege von Ihnen im Aufsichtsrat vom VfL Bochum ist der Ex-Profi Martin Kree. Diskutieren Sie mit ihm noch über seinen Wechsel 1989 vom VfL zu Bayer Leverkusen?

Goosen: Nein. Das mag ein Thema für Leute sein, die damals im Verein was zu sagen hatten. Aber heute geht es vor allem darum, dass Martin Kree sich als VfLer begreift. Er bringt große sportliche Kompetenz ein. Als ehemaliger Spieler ist er immer noch gut vernetzt.

16vor: Ich weiß nicht, wie offen Sie als Aufsichtsratsmitglied über folgendes Thema sprechen können: Bochums letzter Trikotsponsor war „kik“, der aktuelle ist „netto“. Da kann man ja schon fast Werder Bremen um „Wiesenhof“ beneiden.

Goosen: Das würde ich nicht sagen. Die Partnerschaft mit „netto“ läuft sehr gut. Auch die Fans haben etwas davon, weil die sehr interessante Aktionen machen.

16vor: Sie sind erfolgreicher Künstler und Autor und ganz nah dran an Ihrem Lieblinsgverein. Was könnte Sie derzeit noch glücklicher machen?

Goosen: Wenn der VfL Bochum mal wieder irgendwas gewinnt oder zum Beispiel das DFB-Pokalfinale erreicht. Das ist das einzige, wovon man gerade träumen darf. Und in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft vom Wiederaufstieg in die Bundesliga. Es würde mich auch glücklich machen, mich mit meiner D-Jugend-Mannschaft fußballerisch weiterzuentwickeln.

16vor: Was empfinden Sie, wenn im „rewirpowerStadion“ vorm Spiel „Bochum“ von Grönemeyer läuft?

Goosen: Finde ich super, wirklich. Es gibt viele Lieder über Städte und Vereine, die sehr viel peinlicher sind. „Bochum“ ist eine Ausnahme. Es ist eine absolut unpeinliche Nummer.

Weitere Infos über Frank Goosen finden Sie unter http://frankgoosen.de/.

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