Triers Theater verzeichnet dickes Plus

Annähernd 15.000 Menschen lockte die „West Side Story“ auf das Bobinet-Gelände, fast alle der zwei Dutzend Vorstellungen im Westen der Stadt waren ausverkauft. Gerhard Weber hätte Bernsteins Musical gerne noch einige weitere Male aufgeführt, doch das ließ sich nicht bewerkstelligen. Dennoch konnten der Intendant und Kulturdezernent Thomas Egger (FDP) am Dienstag eine rundum positive Besucherbilanz der Spielzeit 2011/2012 präsentieren: Mehr als 118.000 Menschen besuchten die insgesamt 466 Veranstaltungen des Trierer Theaters – im Vergleich zur vorangegangenen Saison ein Plus von rund 15 Prozent. Sehr zum Wohlgefallen des Intendanten und seiner Mannschaft kündigte Egger an, dass im Doppelhaushalt 2013/2014 keine weiteren Einsparungen für das Theater vorgesehen seien.

TRIER. Gerhard Weber ist bei Pressegesprächen meist guter Laune, zumindest wirkt es so. Dieses Mal jedoch geriet der Intendant geradezu ins Frohlocken. Dazu hatte er auch allen Grund, konnten Weber und sein Team doch mit einer schönen vorweihnachtlichen Bescherung aufwarten; einem Zahlenwerk, das Anlass zu Optimismus gibt – für all jene, denen noch etwas am Trierer Theater liegt. Über Jahre hinweg ging es erst ab-, dann wieder aufwärts, bis man sich zuletzt auf niedrigem Niveau einpendelte. In der Spielzeit 2010/2011 besuchten exakt 102.715 Menschen die Veranstaltungen, gerade so hatte man es noch einmal in den sechsstelligen Bereich geschafft. Ein Unterschreiten der 100.000er-Grenze wäre ein Menetekel, schließlich hat es das seit Eröffnung des Theaters am Augustinerhof im Jahr 1964 in keiner Spielzeit gegeben.

Nun ist man von dieser magischen Marke erst einmal weit entfernt. Mehr als 118.000 Kultursinnige, die den Weg in 466 Veranstaltungen fanden, weist die Bilanz aus. Als „sehr erfreulich“ bezeichnete der Kulturdezernent diese Zahlen. Der Erfolg sei indes nicht allein der „grandiosen Produktion“ der „West Side Story“ zu verdanken, betonte der Egger. Darauf wies auch Weber hin: So gab es im Vergleich zur Spielzeit 2010/2011 auch wesentlich mehr Aufführungen, unterm Strich ganze 90, davon allein 40 im Großen Haus. „Wir hatten eine deutlich höhere Schlagzahl“, so Weber. Nur weil 2011 die Antikenfestspiele weggefallen waren, ließ sich dieses Arbeitspensum vom Ensemble leisten. Im Kerngeschäft des Abonnement- und Studioprogramms erreichte das Theater über 100.000 Interessierte und somit über 4.000 mehr als in der Spielzeit zuvor.

Zu den nach Besuchern erfolgreichsten Produktionen zählten Friedrich Dürrenmatts Schauspiel „Die Physiker“, das 8.200 Zuschauer und eine Auslastung von knapp 88 Prozent verbuchte. Das Weihnachtsstück „Eine Woche voller Samstage“ lockte 18.000 Menschen – über 2.000 mehr als in der vorangegangenen Saison. Und dann die „West Side Story“, die vom Publikum gefeiert wurde. Weber hätte diese Zugnummer „gerne noch mehr gemolken“, wie er es ausdrückte, aber aus Gründen der Witterung musste es bei den 24 Vorstellungen in der Bobinet-Halle bleiben. Interessant: Leonard Bernsteins Musical in der Bobinethalle konnte nicht ganz an die 2010 mit der „Rocky Horror Show“ erzielte Resonanz heranreichen. Während das Musiktheater mit dem Musical „The King and I“  auf rund 7.300 Besucher kam, verbuchten Puccinis Oper „La Boheme“ und die Komödie „Keinohrhasen“  jeweils über 5.000 Zuschauer. Über 3.800 Theatergänger verfolgten die zeitgenössische Tanztheateradaption des Balletts „Dornröschen“. Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Victor Puhl erreichten die Konzerte des Philharmonischen Orchesters im Großen Haus über 8.300 Zuschauer; die Gastkonzerte in verschiedenen Spielstätten verfolgten weitere 2.800.

Weber: Gastspiele rechnen sich

Überhaupt war das Theater viel unterwegs in der besagten Spielzeit. Man trat mit „Evita“ in Monschau und Losheim auf, reiste mit „Marc Chagall“ in Triers chinesische Partnerstadt Xiamen. Das kostet, doch Weber betonte am Dienstag, dass sämtliche Gastspiele des Theater-Ensembles am Ende einen Mehrertrag eingefahren hätten. Was den Intendanten besonders freute: Das Studioprogramm, das zeitgenössische Dramatik und Aufführungen in externen Spielstätten mit einschließt, lockte über 3.400 Besucher mehr als im Vorjahr an und trug somit wesentlich zur guten Bilanz bei. Rund 7.400 Zuschauer besuchten die Produktionen, von denen „Gut gegen Nordwind“, „Sonny Boys“ sowie das im Modehaus Marx gezeigte Stück „Josef und Maria“ mit jeweils über 1.000 verkauften Tickets zu den beliebtesten zählten. Für Weber ein Anlass mehr, von einer zweiten Spielstätte zu träumen, die so um die 200 Plätze haben sollte. Dass es diese Spielstätte über kurz oder lang geben wird, scheint indes weiterhin unwahrscheinlich – zunächst wäre da noch die Sanierung des maroden Theaters zu stemmen.

Natürlich gab es auch in der Spielzeit 2011/2012 nicht nur Publikumsrenner, auch wenn sich der Intendant beispielsweise die geringe Auslastung des von ihm inszenierten Schauspiels „Hedda Gabler“ nicht so recht erklären kann. Wo es doch so eine „herausragende überregionale Medienresonanz“ gegeben habe, etwa in der Fachzeitschrift Die Deutsche Bühne durch die Nominierung als eine der „besten Bühnen abseits der Zentren“.  Auch die Oper „Peter Grimes“ habe eine „hervorragende Resonanz bei Fachkritik und Besuchern“ entfacht und sei gleich mehrfach von einer österreichischen Fachzeitschrift besprochen worden. Doch das alles half wenig, die Oper blieb unter 60 Prozent Auslastung, „Hedda Gabler“ landete bei mageren 33,4 Prozent. Und auch „Bartsch, Kindermörder“, das im Landgericht aufgeführte Schauspiel, blieb in punkto Besucherresonanz weit hinter den Erwartungen zurück.

Nicht nur im Theater erwartet man und zählt auch darauf, dass der Stadtrat nun in der kommenden Woche den Doppelhaushalt 2013/2014 verabschieden wird. Denn in diesem sind keinerlei weiteren Einsparungen für Triers bedeutendste Kultureinrichtung vorgesehen. Im Stadtvorstand sei man sich rasch einig gewesen, dass das Theater nicht noch einmal bluten müsse, so Egger, und auch bei den Haushaltsberatungen des Steuerungsausschusses habe es in diesem Punkt Konsens gegeben. Der Kulturdezernent möchte Weber und seinem Team auch deshalb vorerst keine zusätzlichen Sparvorgaben auferlegen, weil er zunächst die Strukturanalyse des Unternehmensberaters und Streitschrift-Autors Dieter Haselbach abwarten will. Dieses Analyse soll im Juli kommenden Jahres vorliegen und dürfte dann ohnehin noch für reichlich Diskussionsstoff sorgen (wir berichteten)

Wer sich die Spielzeit 2011/2012 noch einmal in Erinnerung rufen möchte, sollte sich den neuen „Theaterkalender 2013“ zulegen. Mit Hilfe privater Spenden aus Reihen des Theaters Trier sowie mit Unterstützung der Gesellschaft der Freunde und Förderer des Theaters Trier e.V. konnte erstmals ein DINA3-Wandkalender produziert werden. „Die schönsten Momente aus Produktionen der Jahre 2011 und 2012 sind auf den zwölf Monatsblättern zusammen gefasst“, verspricht Weber. Der Kalender kostet 10,- Euro. Den kompletten Erlös verwaltet der Freundeskreis des Theaters Trier und wird damit die Öffentlichkeitsarbeit sowie Produktionen des Theaters Trier unterstützen. Erhältlich ist der Theaterkalender 2013 ab sofort an der Theaterkasse sowie bei den Buchhandlung Mayersche Interbook und De‘ Bücherladen.

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