„Ich mache mich nicht mehr verrückt“

Nachwuchsläuferin Chiara Bermes lief bei den diesjährigen Deutschen Junioren-Meisterschaften in Göttingen auf den elften Rang.Lange Zeit studierte die 19-jährige PST-Leichtathletin Chiara Bermes Laufzeiten und Startlisten und setzte sich vor Wettkämpfen unter Druck – teilweise bis Kopf oder Beine streikten. Im vergangenen Jahr sorgte sie selbst für die Wende: „Seitdem gehe ich alles entspannter an.“ In der Serie “Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier” stellt 16vor-Mitarbeiter Jörn Pelzer regelmäßig vielversprechende Trierer Nachwuchssportler vor.

TRIER. Für die Läufer des Post-Sportvereins Trier um Chiara Bermes neigt sich die diesjährige Freiluftsaison allmählich dem Ende zu. Die 19-Jährige, die im März ihr Abitur am Angela-Merici-Gymnasium bestand und sich danach zum ersten Mal in ihrer Karriere voll und ganz auf die Leichtathletik konzentrieren konnte, ist mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden. „Ich bin dieses Jahr über 800 Meter und 10 Kilometer bereits Bestzeit gelaufen. Also dafür, dass mir die Hallensaison und Vorbereitung wegen der Abiturvorbereitungen fehlten, lief es gut.“

Für die Morscheiderin steht Ende September noch ein Highlight im Terminkalender: die Deutsche Meisterschaft über 10 Kilometer. Gemeinsam mit Nora Schmitz und Jana Dahlem geht Chiara als Mannschaft für den PST an den Start. „Ich bin dieses Jahr schon eine 38er-Zeit gelaufen. Das zu wiederholen, wäre toll.“ Über eine Zielsetzung im Team hat sie sich hingegen noch keine Gedanken gemacht. „Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt. Es macht mich nur nervös, darüber nachzudenken, was wir erreichen können oder müssen“, sagt sie. „Ich schaue im Vorfeld auch nicht auf die Startliste, sondern gehe es lieber locker an und sehe dann am Start, wer mit uns läuft.“

Sich keinen Druck zu machen und locker an den Start zu gehen, das musste Chiara erst lernen. „Früher habe ich mir jede Liste und jede Zeit angeschaut. Dadurch habe ich mich so verrückt gemacht, dass sich bei Wettkämpfen teilweise mein Magen verkrampft hat.“ Bei den Deutschen Meisterschaften im vergangenen Jahr kam der Wendepunkt. Bereits im Vorjahr holte sie Silber mit dem PST-Team über 10 Kilometer, doch erst mit ihrem sechsten Platz über ihre Lieblingsstrecke, die 1500 Meter, fiel ihr „riesiger Druck“ ab. „Das war für mich der Beweis: Ja, ich kann laufen. Seitdem mache ich mich nicht mehr verrückt und gehe die Wettkämpfe entspannter an.“

Durch ihre Eltern kam Chiara schon als Kind zum Laufen, nahm an Bambini-Läufen teil und lief weiter, obwohl es ihr zunächst wenig Spaß bereitete. „Meine Eltern haben mich immer wieder motiviert, dabeizubleiben.“ Mit den ersten Erfolgen kam schließlich auch der Spaß. Die Nachwuchsathletin gab ihre anderen Sportarten, Handball und Reiten, auf und sagt rückblickend: „Ohne meine Eltern würde ich heute wohl nicht laufen.“

Mittlerweile ist es für sie mehr als nur ein Hobby, sonst hätte sie sich während des Abiturs nicht derart durchgebissen. „Laufen ist für mich Entspannung, und mich regt es auf und ich werde unruhig, wenn ich mal nicht laufen kann, weil etwas dazwischenkommt.“

Ende September geht die 19-Jährige bei den Deutschen Meisterschaften beim 10-Kilometer-Lauf an den Start. Foto: privatDie Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft 2010 war der erste größere Erfolg, aus der die heute 19-Jährige ihre Motivation zog, weiterzulaufen. „Damals hat mir meine Aufregung alles kaputt gemacht, aber alleine mal dort gewesen zu sein, war schon toll.“ Während ihre Nervosität Chiara einen Strich durch die Rechnung machte, holte PST-Vereinskollege Dominik Werhan, den sie bereits im Mertesdorfer Lauftreff kennengelernt hatte, bei den gleichen Titelkämpfen Gold über 3000 Meter. Ihm hat Chiara ein Zitat zu verdanken, das sie bis heute verfolge. „Die Konkurrenz schläft nicht, sie trainiert“, sagte Werhan nach seinem Lauf zu ihr. Heute steht der Spruch sogar unter ihrem Profil in der Abi-Zeitung.

Privat läuft es für die 19-Jährige nach bestandenem Abitur zurzeit auf ein Studium an der Universität Trier hinaus. Für Wirtschaftsmathematik habe sie sich eingeschrieben, „aber ich überlege, ob ich nicht doch noch eine Ausbildung als Bankkauffrau beginnen soll“, erzählt sie. „Ich will unbedingt in Trier bleiben, damit ich weiter beim PST laufen kann und mich nicht an einen neuen Trainer gewöhnen muss.“

Sportlich wird sie in den nächsten zwei Jahren noch in der U23-Altersklasse an den Start gehen, bevor es dann in den Seniorenbereich geht. „Dabeibleiben und schauen, dass es weiter nach vorne geht“, formuliert Chiara ihre sportlichen Ziele zurückhaltend – getreu ihrer Einstellung, sich nicht mehr verrückt machen zu wollen.

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