Vom Turmspringer zum Triathleten

Der 20-Jährige ist auf dem Rad besonders stark, fuhr bei der Duathlon-DM sogar schneller als Olympia-Teilnehmer Maik Petzold. Foto: privatAußergewöhnlichere Sportarten haben Andreas Theobald schon immer gereizt. Sechs Jahre lang machte der Nachwuchssportler Turmspringen, bevor er im Alter von 15 Jahren mit Triathlon beim Post-Sportverein Trier begann. Mittlerweile ist der 20-Jährige nicht nur deutscher Vize-Meister im Crossduathlon, sondern peilt auch den Sprung in die erste Triathlon-Bundesliga an. Dafür trainiert er bis zu 15 Mal in der Woche. In der Serie “Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier” stellt 16vor-Mitarbeiter Jörn Pelzer regelmäßig vielversprechende Trierer Nachwuchssportler vor.

TRIER. An das erste Oktoberwochenende des vergangenen Jahres wird sich Andreas Theobald wohl noch lange erinnern. Gleich zweimal innerhalb von 24 Stunden stieg der damals 19-Jährige auf das Siegertreppchen bei Deutschen Meisterschaften. Zunächst sicherte sich der Trierer den zweiten Platz bei der erstmals ausgetragenen Crossduathlon-DM. Nur einen Tag später erlief er sich wieder den Vize-Titel, diesmal bei der Deutschen Meisterschaft im Berglauf. „Ich hatte nie gedacht, zwei Medaillen mit nach Trier zu nehmen“, sagt Andreas über seine ersten beiden Einzelmedaillen auf nationaler Ebene.

Ursprünglich hatte er sich nur auf den Crossduathlon vorbereitet, Trainer Klaus Klaeren konnte seinen Schützling aber überreden, auch noch bei der Berglauf-DM an den Start zu gehen. „Beim Crossduathlon hatte ich mich am Anfang übernommen. Im Ziel war ich so fertig, dass ich den Berglauf am nächsten Tag gar nicht mehr laufen wollte“, lacht der 20-Jährige, der sich trotzdem an den Start quälte. „Dadurch, dass ich beim Berglauf eigentlich nur oben ankommen wollte, bin ich ganz locker losgelaufen. Diesmal hatten sich die anderen übernommen, wurden am Ende extrem langsam, und ich habe einen nach dem anderen überholt.“

Andreas ist vor allem Triathlet und startet sowohl für die Tri Post Trier als auch – mit einem Zweitstartecht – für den Triathlon-Zweitligisten RSG Montabaur. Duathlon- und Crossduathlon-Wettkämpfe läuft er zusätzlich, genauso wie er in der Leichtathletik an den Start geht, unter anderem bei 3000- und 5000-Meter-Läufen. „Grundsätzlich bin ich aber Triathlet, alles andere mache ich nebenbei. Das sind sozusagen gute Trainingseinheiten für mich.“

Besonders die Abwechslung reize ihn am Triathlon. Der Nachteil: „Es ist sehr zeitaufwendig.“ Andreas trainiert bis zu 15 Mal pro Woche. Zwei, manchmal auch drei Trainingseinheiten stehen am Tag auf dem Plan: „Das hört sich natürlich hart an, aber man muss bedenken: Ich muss genauso viel trainieren wie ein Leichtathlet, wie ein Schwimmer und wie ein Radfahrer zusammengerechnet.“ Die Einheiten folgen oft direkt aufeinander. So geht es beispielsweise dienstags und donnerstags nach dem Laufen sofort ins Wasser. „Die Qualität der zweiten Einheit ist natürlich nicht mehr so hoch wie die der ersten. Die Reihenfolge wird deshalb variiert.“

Natürlich gebe es – wie bei jedem Sportler – Tage, an denen auch er wenig Lust auf Training habe und sich motivieren müsse. „Sprüche habe ich aber nicht in meinem Zimmer hängen“, spielt Andreas auf die Motivationszitate von PST-Vereinskollege und Sprinter Kevin Ugo an. Stattdessen sucht sich der Nachwuchs-Triathlet so oft wie möglich einen Trainingspartner, mit dem er feste Uhrzeiten vereinbart. „Wenn man alleine trainieren will, ist das manchmal schwerer. Aber dann erinnere ich mich immer wieder, was ich erreichen will, und dass ich das nicht ohne Training schaffe.“

Andreas Theobald will mit dem RSG Montabaur dieses Jahr in die erste Triathlon-Bundesliga aufsteigen. Foto: privatVor allem an seiner Schwimmleistung müsse er noch arbeiten. „Das ist auf jeden Fall meine Schwäche. Ich komme spät aus dem Wasser und muss dann aufholen“, sagt Andreas, der besonders auf dem Rad Zeit gutmachen kann. „Da bin ich am fittesten.“ Das bestätigte er auch wieder am vorletzten Wochenende, als er bei den Deutschen Duathlon-Meisterschaften sogar schneller als Olympia-Teilnehmer Maik Petzold fuhr.

Sechs Jahre lang machte Andreas Turmspringen beim SSV Trier, wechselte 2005 zum Post-Sportverein, wo er zunächst Badminton spielte und sich drei Jahre später für Triathlon entschied. Wie für viele PST-Vereinskameraden Leichtathletik eine besondere Lebenseinstellung bedeutet, ist es für Andreas seitdem der Triathlon. „Triathlon macht man nicht einfach so, Triathlon lebt man“, zitiert er eines seiner Vorbilder und Triathlet-Olympiasieger Jan Frodeno. „Der ganze Tagesablauf ist auf meinen Sport abgestimmt“, erklärt der 20-Jährige und fügt hinzu: „Die Ernährung richtet sich danach und das Studium in gewisser Weise auch.“

Auch außerhalb des Sports ist Andreas ein ehrgeiziger Typ. Nach seinem Hauptschulabschluss an der St. Maximin-Schule in Trier schloss er eine Schreinerlehre ab, besuchte anschließend die Technische Berufsoberschule und studiert seit Oktober Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Trier. Training und Studium bekomme er bis jetzt gut unter einen Hut. Und obwohl die ein oder andere Vorlesung wegen eines Wettkampfes schon mal ausfallen musste, hat Andreas klare Prioritäten: „Solange ich mit dem Sport kein Geld verdiene, geht das Studium vor.“

Dennoch setzt er sich für die Zukunft ambitionierte sportliche Ziele: „Natürlich gibt es den Traum, bei einer Welt- oder Europameisterschaft teilzunehmen. Realistischer ist aber, zunächst mit dem RSG Montabaur in die erste Bundesliga aufzusteigen.“ Persönlich geht es für ihn in diesem Jahr darum, sich in seiner neuen Altersklasse, der U23, einzufinden und zu etablieren: „Allzu große Ziele hat man im ersten Jahr nicht. Es wird erst mal geschaut, wie die Qualität der Rennen und der anderen Läufer ist.“

„Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier“, Teil 10: Lisa Marie Baasch und Florian Blaß
„Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier“, Teil 9: Kevin Ugo
“Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier”, Teil 8: Annika Regneri
“Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier”, Teil 7: Maike Hausberger
“Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier”, Teil 6: Dominik Kohr
“Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier”, Teil 5: Michelle Lauer
“Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier”, Teil 4: Sophia Graf
“Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier”, Teil 3: Leonie Edringer
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