„Wie eine zweite Beziehung“

Mit einem klassischen Tanzkurs fing es für Lisa Marie Baasch und Florian Blaß an, bevor sie vor eineinhalb Jahren als Turniertanzpaar des TSC Treviris zusammenfanden. Binnen kürzester Zeit tanzten sich die beiden zu ihren ersten Turniererfolgen und werden mittlerweile sogar von einer TV-Prominenten trainiert. In der Serie „Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier“ stellt 16vor-Mitarbeiter Jörn Pelzer regelmäßig vielversprechende Trierer Nachwuchssportler vor.

TRIER. Erst zwei Monate tanzten Lisa Marie Baasch und Florian Blaß vom TSC Treviris zusammen, als sie bei ihrem allerersten Turnier für eine faustdicke Überraschung sorgten. „Wir sind völlig unvorbereitet angetreten und wussten gar nicht so recht, wie so ein Turnier abläuft“, erinnert sich Florian. „Zehn Sekunden vor unserem Auftritt wurden wir auf die Tanzfläche gescheucht, weil wir gar nicht wussten, dass wir an der Reihe waren.“ Auch Lisa Marie muss lachen. Sie tanzte mit gebrochenem Ellenbogen und hatte eine „riesige Schiene“ am Arm. „Die Wertungsrichter schauten uns teilweise merkwürdig an“, weiß Florian noch. Trotz allem ertanzten sich die beiden am Ende den Vize-Titel im Latein-Tanz bei den rheinland-pfälzischen Landesmeisterschaften.

Seit Dezember 2011 sind die 18-Jährige Lisa Marie und der 19-jährige Florian ein Turniertanzpaar. Mit ehemaligem Freund und Freundin hatten die beiden mit einem klassischen Tanzkurs begonnen. Während Florian erfolgreich kegelte und sogar bei deutschen Meisterschaften teilnahm, spielte Lisa Marie unter anderem Hockey. Beide blieben aber beim Tanzen und lernten sich in der Formationsgruppe des TSC kennen. „Wir hatten beide keinen Tanzpartner mehr und sollten nur für einen Auftritt zusammen tanzen. Danach kam unsere Sportwartin auf uns zu und meinte, ob wir nicht weiter zusammen tanzen wollten“, erinnert sich Lisa Marie. Schon zwei Wochen später wurde ihr Turnierbuch, mit dem sich jedes Tanzpaar für das kommende Jahr anmeldet, eingeschrieben. Zwei Monate später folgte die Vize-Landesmeisterschaft.

Um erfolgreich tanzen zu können, führe kein Weg daran vorbei, dass sich die beiden auch privat gut verstehen. „Man muss so sehr miteinander harmonieren, dass es beim Tanzen nicht gut aussehen kann, wenn man sich privat nicht versteht oder Streit hat“, sagt Florian. „Das ist wie meine zweite Beziehung, nur eben platonisch und auf der Tanzfläche“, lacht Lisa Marie und schaut zu ihrem Tanzpartner. „Wir tanzen teilweise Figuren, bei denen wir nah aneinander kleben. Da muss man sich schon riechen können.“

Ob Freund und Freundin eifersüchtig seien? „Nein, wir kennen uns alle recht gut und die beiden kommen auch mit auf Turniere, um uns anzufeuern“, sagt Lisa. „Wir sind von Anfang an offen damit umgegangen und wollten, dass die beiden den Tanzpartner kennen lernen und sehen, was wir machen.“ Viele Tanzpaare, die sie kennen, führten eine Beziehung. Lisa Marie ist froh, dass dem nicht so ist: „Wenn man trainiert und sich mal weniger gut mit dem Tanzpartner versteht, geht man nach Hause und dann ist es erledigt. Andernfalls trägt man Streitereien vom Training in die Beziehung und andersherum.“

Bis zu vier Trainingseinheiten haben Lisa Marie und Florian pro Woche. Seit einem Jahr lernen die beiden zudem von einem der erfolgreichsten Tanzpaare in Deutschland. Ein bis zwei Mal monatlich trainieren Motsi Mabuse – bekannt aus den TV-Shows „Das Supertalent“ und „Let´s Dance“ – und ihr Tanzpartner Evgenij Voznyuk das junge Tanzpaar. Mabuse und Voznyuk, die im April die Deutsche Meisterschaft im Latein-Tanzen gewannen, sind für Lisa und Florian große Vorbilder: „An Evgenij begeistert mich die Art, wie er tanzt, wie er es ausdrücken und uns beibringen kann. Das ist Wahnsinn“, sagt Florian. „Die beiden sind natürlich. Es gibt Paare, die tanzen aufgesetzt, jeder Gesichtsausdruck ist einstudiert. Ich finde, Motsi und Evgenij sind lockerer und tanzen mehr aus dem Herzen heraus“, fügt Lisa Marie hinzu.

Möglichst natürlich zu tanzen – das haben sich Lisa Marie und Florian von Beginn an vorgenommen, sagt der 19-Jährige: „Das versuchen wir auch beizubehalten. Motsi und Evgenij können uns da am besten zeigen, wie man so natürlich tanzt, dass es immer noch für Zuschauer und Wertungsrichter gut aussieht und erfolgreich ist.“

Ab Herbst müssen sich Lisa Marie und Florian auf eine neue Trainingssituation einstellen. Anfang Oktober beginnt die 18-Jährige, die erst vor kurzem ihr Abitur am Angela-Merici-Gymnasium abgeschlossen hat, eine Ausbildung in Saarbrücken. Für das Tanzpaar heißt das: pendeln. „Denn wir wollen trotzdem versuchen, weiter zusammen zu tanzen. Wir müssen uns dann abwechselnd besuchen, um gemeinsam zu trainieren“, sagt Lisa Marie.

Wie im vergangenen Jahr, als sie noch zur Altersklasse Jugend gehörten, starten Lisa Marie und Florian auch 2013 in der Latein D, der niedrigsten Klasse im Tanzsport. Noch bevor Lisa Marie ihre Ausbildung zur Hebamme im Herbst beginnt, will das Tanzpaar in die C-Klasse aufsteigen. Viel fehlt den beiden nicht mehr: Zwei Mal müssen sie es noch unter die besten sechs Tanzpaare bei Turnieren schaffen und zusätzlich noch ein paar Punkte holen. „Drei Viertel sind geschafft“, resümiert Florian, der sich mit Blick in die Zukunft hohe Ziele setzt. „In zwei bis drei Jahren wollen wir in die B-Klasse, wenn nicht sogar noch höher. Das sind hohe Ziele, aber ich bin perfektionistisch und will etwas erreichen.“

Tanzen die beiden Turniere, ist immer eine Kamera im Gepäck: Die Videoaufnahmen ihrer Auftritte werten die beiden anschließend aus, um sich permanent zu verbessern. Lisa Marie pflichtet Florian bei: „Du musst auch perfektionistisch sein. Man kann sich beim Tanzen nicht mit halben Sachen zufriedengeben, weil es immer perfekt sein muss. Wenn du deine Ziele nicht hoch genug steckst, kommst du beim Tanzen nicht weiter.“

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