„Ich genieße jeden Tag“

Einmal in der Bundesliga auflaufen, den Adler auf der Brust tragen und für sein Land Fußball spielen: Was für viele Jungs in seinem Alter wie ein Wunschtraum klingt, ist für Dominik Kohr wahrgeworden. Schritt für Schritt hat sich der gebürtige Trierer seit seinem Wechsel 2008 von der TuS Issel zu Bundesligist Bayer Leverkusen nach vorne gekämpft. Vor fast genau einem Jahr durfte er zum ersten Mal Bundesligaluft schnuppern. In der Serie “Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier” stellt 16vor-Mitarbeiter Jörn Pelzer wöchentlich vielversprechende Trierer Nachwuchssportler vor.

TRIER. Es ist der 21. April 2012 in Sinsheim. Im Spiel zwischen der TSG Hoffenheim und Bayer Leverkusen bricht gerade die 89. Spielminute an, als sich für Dominik Kohr ein Kindheitstraum erfüllt. Der damals 18-Jährige macht sich gerade gemeinsam mit den anderen Ersatzspielern hinter dem Tor warm, als Bayer-Coach Sascha Lewandowski seine letzte Einwechslung plant: „Er hat einen Spieler zu sich gerufen, und ich habe mich erst mal gefragt, ob er wirklich mich meint. Dann bin ich einfach zu ihm gelaufen und habe mir gedacht: Zurückschicken kann er dich immer noch“, lacht Kohr. „Als ich auf dem Platz stand, habe ich keine Nervosität gemerkt. Ich habe auch von den Zuschauern und der Stimmung im Stadion nicht mehr viel mitbekommen. Ich war voll fokussiert und wollte einfach nur das Spiel gewinnen“, erinnert sich der Trierer.

Damals war Dominik noch Teil des U19-Teams von Bayer Leverkusen, seit vergangenem Sommer gehört er fest zum Profikader des Werksclubs. „Das erste Mal mit den Profis zu trainieren, war ein geiles Gefühl. Man kann sich von jedem Spieler etwas abschauen, weil das Tempo viel schneller und die Technik viel besser ist“, erinnert sich der defensive Mittelfeldspieler, der seine Stärken im Kopfballspiel und Zweikampfverhalten sieht. „Vor allem mein Passspiel muss aber noch besser werden, und an meinem Linksfuß muss ich weiter arbeiten.“ Mit den Profis trainiert Dominik täglich, am Wochenende kickt er aber noch meistens in der zweiten Mannschaft. „Wenn der Trainer mich für das Bundesligateam braucht, stehe ich im Kader und komme je nach Spielverlauf zum Einsatz, ansonsten sammle ich Spielpraxis im Regionalliga-Team.“

Dominiks Vater, Harald Kohr, der in den 80ern und 90ern selbst Fußballprofi war und als Stürmer unter anderem für Eintracht Trier, Kaiserslautern und Wattenscheid auf Torejagd ging, sieht sich die Spiele seines Sohnes regelmäßig an. „Danach gehen wir immer gemeinsam etwas essen“, berichtet Dominik, der von seinem Vater gemanagt und beraten wird. Thema Nummer eins ist natürlich Fußball: „Aber wir reden auch über andere Dinge: Wie es der Familie geht, was wir unter der Woche unternommen haben – wir bringen uns auf den neuesten Stand. Man muss ja nicht immer über Fußball mit seinem Vater reden“, sagt der 19-Jährige, der seine Familie in Quint so oft wie möglich besuchen fährt. „Das ist oft sehr spontan und hängt oft davon ab, wann sich Trainingseinheiten so verschieben, dass ich länger als einen Tag frei habe.“ Andernfalls wird fast täglich telefoniert.

Eines der wichtigsten Themen im Moment: ein mögliches Studium. „Zurzeit überlege ich, ob ich parallel zum Fußball noch studiere.“ Dominik geht es um eine berufliche Absicherung: „Man weiß nie, was der Fußball bringt. Eine Verletzung kann einen schnell aus dem Tritt bringen oder dazu führen, dass ich meine Karriere beenden muss. Ich will mich einfach breit aufstellen.“ Genau deshalb entschied er sich nach seinem Realschulabschluss für eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann bei Bayer 04. „Ich habe unter anderem in der Fußballschule gearbeitet, Feriencamps organisiert und im Ticketing geholfen.“

Im Januar schloss er seine Ausbildung ab. Seitdem kann sich Dominik voll und ganz auf Fußball konzentrieren und hat, neben den bis zu zwei Trainingseinheiten pro Tag, Zeit für sich. „Ich relaxe zuhause, treffe mich mit Freunden und wir unternehmen etwas“, gibt der Nachwuchskicker einen kleinen Einblick in seinen Alltag. „Im Moment habe ich neben dem Fußball viel Zeit, warum soll ich dann nicht auch noch mit einem Studium beginnen und mich weiterbilden.“

Dass er einmal Fußballprofi werden will, war schon immer Dominiks Traum, wurde ihm doch die Leidenschaft für das runde Leder durch seinen Vater bereits in die Wiege gelegt. „Es gibt alte Bilder von mir, auf denen ich den Ball schon in der Hand hatte, als ich noch nicht einmal laufen konnte“, erinnert sich Dominik, der mit vier Jahren bei der TuS Issel mit dem Fußballspielen begann. Zehn Jahre spielte er dort, bevor Dominik 2008 zu Bayer Leverkusen wechselte. „Das war schon etwas Besonderes für mich als Trierer. In der Regel kommt Eintracht Trier in Frage, aber dass auf einmal ein Bundesligaverein anfragt, hat mich sehr geehrt.“

Im Alter von 14 Jahren streifte Dominik erstmals das Trikot von Bayer 04 über. Damals pendelte der Realschüler noch jede Woche nach Leverkusen: „Ein Jahr lang sind wir freitags immer nach Leverkusen gefahren, wo ich beim Abschlusstraining mitgemacht habe und samstags dann beim Spiel dabei war.“ Unter der Woche trainierte Dominik bei der TuS Issel, mit 15 folgte dann der endgültige Wechsel nach Leverkusen: „Ich hatte eine tolle Gastfamilie, bei der ich mich schnell eingelebt habe. Meinen Eltern, besonders meiner Mutter, fiel es da schon schwerer“, verrät der Nachwuchsprofi.

Mittlerweile kann er nicht nur auf sechs Bundesligaeinsätze, sondern auch auf zahlreiche internationale Spiele zurückblicken. Zwei Mal spielte Dominik bereits in der Europa League, feierte dort sein Startelfdebüt und ist inzwischen auch aus der U19-Nationalmannschaft nicht mehr wegzudenken. Der 19-Jährige wirkt trotz allem bescheiden und weiß zu schätzen, was er sich über die letzten Jahre erkämpft hat. „Ich lebe meinen Traum und den von vielen Jungs in meinem Alter und das genieße ich jeden Tag – ob im Training, auf oder neben dem Spielfeld.“

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