Die erste Liga fest im Blick

Mit den TV Saarlouis Royals steht die 18-jährige Basketballerin Leonie Edringer aus Trier kurz vor dem Aufstieg in die erste Damen-Basketball-Bundesliga. 2011 wechselte sie von der MJC Trier ins Saarland. Im gleichen Jahr gewann sie mit der U16-Nationallmannschaft die Europameisterschaft in Rumänien. Großartige Erfolge und Aussichten für eine junge Sportlerin, die sich ungewöhnlich spät für das Basketballspielen entschied. In der neuen 16vor-Serie “Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier” stellt Jörn Pelzer wöchentlich vielversprechende Trierer Nachwuchssportler vor.

TRIER/SAARLOUIS. Zurzeit könnte es für Leonie Edringer und ihren TV Saarlouis Royals kaum besser laufen. 18 Spiele, 17 Siege und nur eine Niederlage: Die 18-jährige Triererin ist mit den Saarländerinnen auf dem besten Weg, nach dem Abstieg 2012 den direkten Wiederaufstieg in die erste Damen-Basketball-Bundesliga zu schaffen. Rang eins in der zweiten Bundesliga Süd ist den Royals nicht mehr zu nehmen. Dieser Platz qualifiziert Leonies Team für die Play-Offs gegen die Zweitligisten aus dem Norden, in denen die Aufsteiger in die erste Liga ausgespielt werden. „Wir haben wirklich gute Chancen, aufzusteigen. In den Play-Offs ist es manchmal eine Glücksfrage, aber von der Mannschaft her können wir das auf jeden Fall packen“, sagt Leonie.

Die junge Sportlerin, die 2011 nach Saarlouis wechselte, gehört seit dieser Saison fest zur ersten Mannschaft. In der Saison 2011/12, als die Royals noch in der höchsten Klasse spielten, war sie noch die „ganz junge im Team“, wie sie selbst sagt. Ein bis zwei Mal die Woche fuhr sie zum Training des Bundesliga-Teams, spielte aber hauptsächlich in der Regionalliga-Mannschaft und in der WNBL, der Nachwuchs-Basketball-Bundesliga. Mittlerweile pendelt die Schülerin vier bis fünf Mal in der Woche mit dem Zug nach Saarlouis, um mit der ersten Mannschaft zu trainieren.

Im Team von Coach Rene Spandauw spielt die 1,82 Meter große Triererin als Centerin und Forward direkt unter dem Korb, holt Rebounds, wirft aber auch aus der Distanz und zieht von außen Aktionen zum Korb. 5,4 Punkte und 3,4 Rebounds erzielt sie bisher pro Partie. Damit ist sie derzeit die siebtbeste Scorererin und Rebounderin ihres Teams. Bis Mitte Dezember letzten Jahres kam Leonie in jedem Saisonspiel zum Einsatz. Eine Erkrankung und eine anschließende Verletzung verhinderten, dass sie auch in den restlichen sechs Partien spielte. „Im zweiten Training nach meiner Krankheit habe ich mir das Syndesmoseband angerissen und musste wieder pausieren“, erzählt sie. Seit Februar ist Leonie wieder fit, muss sich aber zunächst mit wenig Einsatzzeiten zufrieden geben: „Durch meine Verletzung bin ich in der Mannschaft von meiner Spielzeit her nach hinten gerutscht und muss mir das ganze erst wieder erarbeiten. Deswegen ist es schön, endlich wieder spielen zu können.“

Das Basketballspielen schien Leonie nicht nur wegen ihrer Körpergröße schon in die Wiege gelegt. Leonies Mutter war ebenfalls Basketballerin und gehörte sogar zur Nationalmannschaft. Vater Michael spielte beim TVG Trier und trainiert heute unter anderem die erste Mannschaft des Vereins. Doch Leonies sportliche Zukunft schien zunächst anderswo zu liegen. Acht Jahre lang spielte sie bei den Trierer Miezen Handball. Ihr Cousin brachte sie dazu: „Ich habe mir oft die Spiele meines Cousins angeschaut und fand den Sport toll. Zudem war Handball damals in Trier präsenter als Basketball.“

Dass sie anschließend mit 13 Jahren zum Basketball wechselte, lag erst einmal nicht an ihrer Familie – im Gegenteil: „Mein Papa war immer froh, dass ich Handball gespielt habe. Er meinte, dass er mit diesem Sport nichts zu tun hätte, sich nicht auskenne und wir uns dann nicht in die Quere kämen“, lacht sie und erzählt weiter: „Meine Familie wollte mich eher beim Handball halten, als mich zum Basketball zu überreden.“ Mit den Jahren färbte die Basketballleidenschaft ihrer Familie doch noch auf Leonie ab. Während ihrer Handballzeit bei den Miezen spielte sie schon in der Schulmannschaft Basketball, zudem fing auch ihre jüngere Schwester mit dem Basketball an. „Meine ganze Familie spielte Basketball und dann habe ich gesehen, dass es die Sportart ist, die ich auch gerne machen möchte.“

Als Leonie dann mit 13 Jahren zum TVG wechselte, nahm ihre Basketballkarriere rasant Fahrt auf. Zwei Jahre spielte sie dort, wechselte dann zur MJC und wagte nach einem Jahr, im Alter von 16 Jahren, den Sprung nach Saarlouis: „MJC und Royals hatten eine Spielgemeinschaft in der WNBL. Die Royals haben mir dann das Angebot gemacht, mit dem Bundesliga-Team zu trainieren.“

Obwohl sich Leonie ungewöhnlich spät für das Basketballspielen entschied, rückte sie schnell ins Blickfeld der Jugend-Nationalmannschaft. Als sie 14 Jahre alt war, wurde sie zu den ersten Lehrgängen der Nationalmannschaft eingeladen. 2011, mit 16 Jahren, gewann sie mit der U16-Nationalmannschaft die Europameisterschaft in Rumänien. Mittlerweile zählt Leonie nicht mehr zum Kader. Das war ihre eigene Entscheidung, sagt sie: „Nach der Europameisterschaft hätte ich mich erst wieder über weitere Lehrgänge für das Nationalteam empfehlen müssen.“ Das war ihr zu viel: „Ich habe ich mich erst einmal zurückgezogen und mich auf die Schule und Saarlouis konzentriert.“

Dass sie – trotz ihres vorläufigen Rückzugs aus der Nationalmannschaft – professionell Basketball spielen will, ist Leonie spätestens seit ihrem Wechsel von der MJC Trier nach Saarlouis 2011 endgültig klar geworden: „Mit dem Wechsel zu den Royals habe ich mich für diesen Weg entschieden. Denn ich wechsle nicht ohne Grund so weit weg, wenn es mit der MJC in Trier eine Zweitliga-Mannschaft gibt, bei der ich auch spielen könnte.“ Bei den Saarländerinnen schätzt sie vor allem das professionelle Umfeld: „In Saarlouis ist es noch leistungsbetonter als bei der MJC. Dort haben wir gespielt und trainiert, in Saarlouis kommen Individualtraining, Pressekonferenzen und Autogramme schreiben dazu. Das Drumherum ist viel größer.“

Nach ihrer Schulzeit will sich Leonie aber nicht nur auf ihren Sport verlassen: „Man kann im Frauen-Basketball so viel verdienen, dass man einigermaßen gut davon leben kann. Das ist aber nicht mein Ziel“, sagt sie. Stattdessen will die Elftklässlerin studieren. Was genau, das weiß sie noch nicht: „Sport oder Jura habe ich mir mal überlegt, aber alle zwei Wochen fällt mir etwas Neues ein. Ich entscheide mich immer wieder um“, lacht sie. Sportlich sind die Ziele schon genauer formuliert: Mit Saarlouis in die erste Liga aufzusteigen.

Jörn Pelzer

„Auf dem Sprung nach oben  Talente aus Trier“, Teil 2: Dominik Werhan
“Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier”, Teil 1: Lukas Achterberg

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