Ohne Druck zur WM

Bei den Deutschen Meisterschaften Mitte Juni gewann Kathrin Morbe die Bronzemedaille im Doppelvierer. Foto: PrivatWenn an diesem Mittwoch in Trakai im Südosten Litauens die Ruderweltmeisterschaften der Junioren beginnen, geht mit der 17-jährigen Kathrin Morbe auch eine Triererin an den Start. Die Nachwuchsruderin des RV Treviris, die bereits zwei Mal die Deutschen Meisterschaften gewann, qualifizierte sich Anfang Juni für den deutschen Doppelvierer. „Bemerkenswerte Erfolge“, sagt Trainer Benedikt Schwarz, „denn rein körperlich ist Kathrin ihren Konkurrentinnen erst einmal unterlegen.“ In der Serie “Auf dem Sprung nach oben – Talente aus Trier” stellt 16vor-Mitarbeiter Jörn Pelzer regelmäßig vielversprechende Trierer Nachwuchssportler vor.

TRIER. Für Kathrin Morbe fallen die Sommerferien in diesem Jahr regelrecht ins Wasser. Nicht, dass die Triererin sich zur Erholung in eine regenreiche Urlaubsregion verabschiedet hätte oder ihr Urlaub gar kurzfristig ausgefallen wäre. Im Gegenteil: Seit Ferienbeginn, Anfang Juli, befand sich die Ruderin des RV Treviris im Trainingslager der Junioren-Nationalmannschaft in Berlin-Grünau, um sich dort auf die Weltmeisterschaft im litauischen Trakai vorzubereiten. Bis zu 180 Kilometer fuhren die Ruderinnen pro Woche – entweder auf dem Ergometer oder eben auf dem Wasser. „Zunächst mussten wir einige Leistungstests absolvieren, um die endgültige Reihenfolge im Doppelvierer festzulegen“, erzählt Kathrin. „Die ersten zwei Wochen des Trainingslagers waren wirklich hart, um Grundlagen in Ausdauer und Kraft zu legen.“ Fünf bis sechs Stunden pro Tag wurde trainiert.

Durch ein derart langes Trainingslager musste sie vorher noch nie durch. Anfang Juni hatte sich die 17-Jährige bei der Juniorenregatta in Hamburg ihr allererstes WM-Ticket gesichert und geht ab morgen mit dem deutschen Doppelvierer an den Start. Für die Schülerin ist es nicht nur die erste Weltmeisterschaft, sondern auch das erste Mal im Nationaltrikot: „Das ist ein tolles Gefühl, und es macht mich sehr stolz.“

Am vergangenen Donnerstag wurden die jungen Nachwuchsruderinnen des Bundeskaders eingekleidet – ein besonderes Erlebnis für alle: „Wir haben Taschen, Kappen, Tops und vieles mehr bekommen“, schwärmt Kathrin. „Wir haben uns noch einen weiteren Einteiler gekauft, um ihn bei der WM mit einer anderen Nation tauschen zu können.“

Bei der jungen Sportlerin überwiegt ohnehin die Vorfreude auf ihre erste WM. Druck mache sie sich keinen. „Natürlich bin ich etwas aufgeregt. Aber dadurch, dass ich das erste Mal dabei bin, habe ich noch nicht den Druck, unbedingt eine Medaille erreichen zu müssen.“ Ohnehin seien Ziele und Medaillenchancen schwer einzuschätzen, schließlich sind die vier jungen Frauen noch nie in dieser Formation im Doppelvierer einen Wettkampf gefahren: „Alle vier rudern unterschiedlich und haben unterschiedliche Fehler. Das alles zusammenzubringen, war nicht einfach. Am Ende ist die Frage, ob die vier im Wettkampf tatsächlich ihre Bestleistung abrufen können“, sagt Benedikt Schwarz, der den deutschen Junioren-Vierer in diesem Jahr betreut und zugleich Kathrins Vereinstrainer beim RV Treviris ist.

Kathrin selbst ist „einfach nur glücklich, dabei zu sein und mitfahren zu dürfen“. Ähnlich sieht es ihr Trainer: „Sie ist im ersten Jahr der Junioren, und es ist schon bemerkenswert, dass sie sich gegen größere, ältere und schwerere Ruderinnen durchgesetzt und für den Doppelvierer qualifiziert hat.“

Die 17-Jährige zählt zu den Leichtgewichten im Rudersport. Da allerdings erst ab der Altersklasse der Senioren leichte und schwerere Ruderinnen getrennt voneinander fahren, trifft sie bei Wettkämpfen noch auf Gegnerinnen, denen sie rein körperlich unterlegen ist. Andererseits rudert sie auch gemeinsam mit kräftigeren Fahrerinnen, wie zurzeit im deutschen Doppelvierer, in dem Kathrin unter anderem mit einer 30 Kilogramm schwereren Ruderin zusammensitzt.

Die 17-Jährige startet ab morgen bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Litauen. Foto: Privat„Kathrin zeichnet aus, dass sie körperlich zwar nicht über die Kraft mithalten kann, aber ein sehr großes Ausdauerpotenzial hat“, sagt Schwarz über seine Ruderin, die ihre Ausdauer besonders auf das langjährige, regelmäßige Laufen mit ihrem Vater zurückführt. „Seit dem Grundschulalter gehen wir zusammen laufen. Früher öfter, heute versuchen wir es neben meinem Training noch mindestens zwei Mal pro Woche.“ Bevor die Triererin im Alter von zwölf Jahren mit dem Rudern begann, spielte sie sieben Jahre Handball beim DJK Matthias. Ein halbes Jahr betrieb sie beides parallel, „dann machte mir Rudern einfach mehr Spaß“.

Schon 2010, mit 14 Jahren, holte sie sich ihren ersten Titel: Rang eins im leichten Einer beim Bundeswettbewerb in Hürth. Danach folgten zwei Deutsche Meisterschaften: 2011 im Zweier, 2012 im Vierer, mit dem sie bei den nationalen Wettkämpfen in diesem Jahr zusätzlich Bronze gewann. „Im Training ist Kathrin fast nicht zu stoppen. Sie macht immer ein bisschen mehr als die anderen, wodurch sie auch ihre körperlichen Nachteile wettmachen kann. Sie ist unglaublich ehrgeizig, will immer gewinnen und arbeitet minutiös, um sich weiterzuentwickeln“, verrät Schwarz.

Hinzu kommt ihr Aberglaube: „Der ist sehr ausgeprägt“, lacht die Elftklässlerin des Auguste-Viktoria-Gymnasiums. „Vor dem Rennen habe ich eine bestimmte Abfolge, die abgearbeitet werden muss. Vor allem muss aber meine Rennkleidung immer dieselbe sein. Die Oberteile in schwarz habe ich zum Beispiel drei Mal und so ist es immer die gleiche Farbe, die ich anziehe.“ Bisher habe es im Großen und Ganzen Glück gebracht, sagt sie und formuliert ihre Ziele für die Zukunft: „Ich will nächstes Jahr auf jeden Fall wieder zur WM, und Olympische Spiele sind natürlich auch ein Traum von mir.“

Zunächst steht aber ab morgen die Weltmeisterschaft in Litauen an und unabhängig, welchen Platz Kathrin am Ende mit dem Doppelvierer erreichen wird – Dienstag geht es für sie zurück nach Hause. Bis eine Woche später wieder der Unterricht beginnt, bleiben nur wenige Tage, um zu entspannen. „Geplant ist nichts. Wahrscheinlich werde ich mich mit Freunden treffen, die letzten Ferientage genießen und mich so gut es geht erholen.“

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