Egbert-Schule dicht, Kinder nach Kürenz

Zum vergangenen Schuljahr schloss die Stadt die Grundschule Kürenz. Seither werden die Kinder in der rundum sanierten Ambrosius-Schule im Norden Triers unterrichtet. Heute teilte das Rathaus nun völlig überraschend mit, dass die Grundschule Kürenz vorübergehend wieder zu neuem Leben erwachen wird – als Ausweichquartier für die Kinder der Egbert-Grundschule. Denn in dem Gebäude in der Olewiger Straße wurde Schimmelbefall festgestellt, betroffen ist unter anderem die für den Schulbetrieb notwendige Mensa. Weil zudem mehrere auf dem Schulgelände aufgestellte Containerklassen derzeit nicht nutzbar sind, muss die Schule auf unbestimmte Zeit umziehen. Gerade in Kürenz dürfte die Entwicklung für einigen Wirbel sorgen, hatte die örtliche Grundschule im Rennen um ihren Erhalt gegenüber der Egbert-Grundschule den Kürzeren gezogen. Im Rat dürfte die freitägliche Hiobsbotschaft die Schuldebatte neu entflammen.

KÜRENZ/TRIER-MITTE/GARTENFELD. Die Situation entbehrt nicht einer gewissen Komik, doch zu Späßen dürfte keinem der betroffenen Eltern und Lehrerinnen zumute sein. Und auch im Rathaus wird man sich über die Brisanz dessen, was das städtische Presseamt da am Freitagnachmittag mitzuteilen hatte, sehr wohl bewusst sein. „Grundschule Egbert bleibt geschlossen“, informierte die Verwaltung, „Kinder werden ab Mittwoch im Grundschulgebäude Kürenz unterrichtet“. Für die meisten Egbert-Grundschüler werden die Herbstferien nun einen Tag länger dauern.  In Absprache mit der Schule, der Elternvertretung und der Schulaufsicht habe man entschieden, dass am Montag kein Unterricht stattfinden, sondern lediglich eine Notgruppe durch das Kollegium der Grundschule in der Pfarrei Agritius betreut werde, so das städtische Amt für Schulen und Sport. Am kommenden Dienstag werde ein Wandertag stattfinden, währenddessen könne die Auslagerung der Schule organisiert werden.

Die Maßnahme wurde nötig, weil in weiten Teilen der Schule Feuchtigkeit und schließlich auch Schimmel festgestellt wurden. So wurden bereits vor Beginn der Herbstferien zwei der drei Klassencontainer, die sich auf dem Schulgelände befinden, gesperrt. Die Schüler wurden daraufhin in Räumen des FWG in der ehemaligen Landeslehr- und Versuchsanstalt (LLVA) untergebracht und unterrichtet. „In den Ferien ergaben die Messergebnisse, dass in den Containerklassen zwar Feuchtigkeit in Decken und Wänden, jedoch kein Schimmelbefall vorliegt“, teilte die Stadt weiter mit. Die Containerklassen könnten zwar saniert werden, seien jedoch zurzeit nicht nutzbar. Auf Nachfrage teilte die Leiterin des Schulamts, Helga Schneider-Gräfer gegenüber 16vor mit, dass es bis zu vier Wochen dauern dürfte, bis die Container wieder nutzbar sind.

Doch dass die Schüler dann wieder am angestammten Standort unterrichtet werden, scheint mehr als fraglich. Denn auch im Hauptgebäude wurden in den Herbstferien aufgrund aufgetretener Geruchsbelästigungen Bodenbohrungen sowie Raumluftmessungen durchgeführt. Das vorläufige Ergebnis laut Stadt: „Während die Bodenbohrungen feuchte Estriche ergaben, wurden bisher durch die Raumluftmessungen in einigen Nebenräumen sowie in der Mensa Schimmelpilze gemessen. Diese Ergebnisse führten zu der Empfehlung, die Räume bis zum Abschluss der zurzeit noch laufenden Messungen zu schließen, um die Gesundheit der Kinder und Mitarbeiter auf keinen Fall zu gefährden“. Laut Schneider-Gräfer laufen unter anderem noch die Messungen in den Klassenräumen. Ob auch hier möglicherweise ein Schimmelbefall vorliegt, ist noch offen. Ab Mittwoch werden die Egbert-Kinder nun mit einem Bus in das Schulgebäude Kürenz transportiert, wo der reguläre Ganztagsunterricht „bis auf weiteres“ stattfinden wird. Über das weitere Vorgehen werde entschieden, „wenn alle Messwerte in Gänze vorliegen und eine Aussage zur Behebung der zugrunde liegenden Mängel getroffen werden kann.“

Die Schließung der Egbert-Schule dürfte nicht nur in den beiden betroffenen Stadtteilen für einigen Wirbel sorgen. Denn in der Diskussion über das im März  beschlossene Schulentwicklungskonzept stand auch die Grundschule im Osten der Stadt zeitweilig ernsthaft auf der Kippe. So hatte der von der Stadt beauftragte Gutachter im Juli 2012 empfohlen, den Standort aufzugeben. Allerdings schlug er zugleich vor, auch die Grundschule Kürenz, die sich in einem guten baulichen Zustand befindet, zu schließen (wir berichteten). Die Eltern beider Grundschulen machten massiv Front, doch nur die aus Trier-Ost fanden wirklich Gehör. Als OB Klaus Jensen (SPD) und die zuständige Dezernentin Angelika Birk von den Grünen im Februar ihre Vorlage für den Stadtrat präsentierten, da sollte die Grundschule Kürenz zwar weiter weichen, die Entscheidung für die Egbert-Grundschule aber auf 2015 vertagt werden. Mehr noch: Selbst ein Neubau in Egbert wurde nun ins Gespräch gebracht.

Doch in der heftigen Diskussion zwischen den Fraktionen sprachen sich dann sowohl CDU als auch SPD für die Aufgabe der Egbert-Grundschule aus und wollten die Kinder unter anderem in Olewig unterrichten lassen. Die Grünen und ihr parteiloser Ortsvorsteher Dominik Heinrich sowie der Ortsbeirat von Trier-Mitte-Gartenfeld hielten dagegen. Am Ende konnten sich die beiden stärksten Kräfte mit ihrer Forderung in Sachen Egbert nicht durchsetzen, am Ende zog Kürenz den Kürzeren. In einem von CDU, SPD, Grünen und Liberalen quasi in letzter Minute ausgehandelten Kompromiss einigte man sich schließlich auf den Kompromiss: „Die Grundschule Egbert bleibt ohne Aus- oder Neubau erhalten. Die Schulbezirksgrenzen sind so zu verändern, dass die zusätzlichen Kinder von Ausonius und Olewig aufgenommen werden können, ohne dass Egbert erweitert werden müsste.“ Kürenz wurde zum Ende des vergangenen Schuljahres geschlossen, nun ist auch Egbert dicht – zumindest vorübergehend. Und in der Schuldebatte könnte die Diskussion nun von Neuem losgehen.

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