Das war 2012 auf 16vor

Das Jahresende naht. Zeit für eine 16vor-Nachlese. Auch im sechsten Jahr seit unserem Start berichteten wir tagesaktuell über das Trierer Stadtgeschehen. Hunderte Beiträge erschienen 2012 auf dieser Seite, von der Stadtpolitik über die Heilig-Rock-Wallfahrt bis zu ungezählten Sport- und Kulturevents reichte die Palette der Themen. Die Redaktion hat für Sie eine kleine Auswahl jener Artikel zusammengestellt. Keine chronologische Rückschau, sondern eine Sammlung von Texten, die im vergangenen Jahr auf außergewöhnliche Resonanz stießen, für lebhafte Diskussionen sorgten und die uns besonders am Herzen lagen – und die heute noch so aktuell sind wie an ihrem Erscheinungstag.

TRIER. Als Journalist lernt man täglich neue Menschen kennen und trifft auf Zeitgenossen, die (sich) zur Lokalprominenz zählen – Politiker, Sportler, Künstler. Manche dieser Begegnungen beeindrucken, einige prägen. Als 16vor-Redaktionsleiter Marcus Stölb sich mit Detlef Sibernik verabredete, rechnete er mit einem netten, aber doch eher routinemäßigen Termin. Nach dem Interview hatte er das Gefühl, gerade einem ganz besonderen Menschen begegnet zu sein. Ein Eindruck, der sich nach Erscheinen des Porträts „Das ist wirklich der Netteste“ verstärkte – derart groß und einhellig positiv waren die Rückmeldungen auf Triers mutmaßlich freundlichsten Busfahrer.

Irgendwie auch um Männer drehte sich eine Reportage über die Karl-Marx-Straße, doch mehr noch als die Freier beschäftigte 16vor-Mitarbeiterin Kathrin Schug ein anderes Phänomen: „Man sieht die Mädchen nicht mehr“. Gemeinsam mit dem Fotografen Calin Kruse zeichnete unsere Kollegin ein Stimmungsbild aus dem Rotlichtmilieu der Moselstadt. Was zu diesem Zeitpunkt nur wenige ahnten: In der zweiten Jahreshälfte sollte Trier nicht nur eine „Sexsteuer“ einführen, sondern ein „Flatrate-Bordell“ bekommen, was für heftige Diskussionen sorgte. Die „Mädchen“ sieht man mittlerweile auch verstärkt wieder – in der Loebstraße und in Zewen, wo sich Triers neuer Straßenstrich breitmachte.

Was wäre aus dieser Stadt wohl geworden, hätte es nicht immer wieder Menschen von weit her nach Trier verschlagen? Gar nicht auszudenken! Um manche Migranten ranken sich Legenden – bis hin zu jener, dass der erste Trierer aus dem Nahen Osten gekommen sein soll. Mit diesen und anderen Geschichten räumte Professor Frank G. Hirschmann auf, doch im Gespräch mit 16vor-Mitarbeiter Johann Zajaczkowski wusste der Historiker auch von neuen Erkenntnissen über die lokale Migrationsgeschichte zu berichten. Oder wussten Sie, dass der erste Taxiunternehmer der Stadt ein Belgier war? Wer, das erfahren Sie in „Der erste Trierer war kein Iraker“.

Auch Frank Meyer hat es nach Trier verschlagen. Der Autor und Uni-Mitarbeiter mit Erstwohnsitz im saarländischen Primstal hat es sogar bis zum Stadtschreiber gebracht. Ein halbes Jahr lang veröffentlichte er seine Erlebnisse in Trier als Kolumne, die riesigen Zuspruch fand und daher in wenigen Wochen auch als Buch erscheint. Über diese ereignisreiche Zeit berichtet der 50-Jährige in „Ein kleines bisschen in Trier verliebt„. Als Autor bleibt Frank Meyer 16vor auch weiterhin erhalten.

Mehrere Wochen stand die Stadt im Zeichen der ersten Heilig-Rock-Wallfahrt in diesem Jahrhundert. Hunderttausende pilgerten in den Dom, um dort die Reliquie zu verehren oder einfach nur gemeinsam zu beten. Für Stephan Ackermann waren die Wochen der Wallfahrt ein Terminmarathon, schließlich war der Bischof Gastgeber des katholischen Großevents und damit ein gefragter Mann für Presse, Funk und Fernsehen. Nach der Wallfahrt machten sich Journalisten erneut auf zu einem Termin mit Ackermann: Auch 16vor war mit von der Partie, als Ein Bischof in der Arbeitsagentur vorbeischaute. Zynische Öffentlichkeitsarbeit oder angemessene Methode, das Interesse auf das Thema Langzeitarbeitslosigkeit zu lenken? Das fragte sich nicht nur unsere Mitarbeiterin.

Kennen Sie Trier…?, fragen wir regelmäßig in unserer gleichnamigen Serie. Die Kunsthistorikerin und 16vor-Mitarbeiterin Bettina Leuchtenberg liefert Antworten und erklärt die Hintergründe von Gebäuden, die zwar nicht zum Unesco-Welterbe zählen und doch das Stadtbild maßgeblich prägen. Beispielsweise die alte Post am Kornmarkt, die auch einmal neu war und seit wenigen Monaten zumindest in Teilen neu genutzt wird. Was sich hinter der Fassade verbirgt und in dem monumentalen Bau an einem der schönsten Plätze Triers schon alles untergebracht war, lesen Sie in unserem Beitrag Kennen Sie…die alte Post?

Von den alten Kasernengebäuden in der Dasbachstraße im Norden der Stadt nehmen nur wenige Trierer Notiz. Dabei leben dort bisweilen mehr Menschen als der Stadtteil Filsch Einwohner zählt. Im Herbst sorgte die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende überregional für Schlagzeilen, nicht zum ersten Mal wurde es eng in der AfA. Auch 16vor machte sich vor Ort ein Bild von der Lage und sprach mit Menschen, in deren an Schicksalschlägen und existenziellen Herausforderungen nicht armen Lebenslauf der Aufenthalt in Trier wohl nicht viel mehr als eine Fußnote bleiben wird. Marcus Stölb ist nach dem Besuch der AfA einmal mehr überzeugt: Niemand kommt freiwillig.

Seit fast einem Jahr ernährt sich Redaktionsleiter Christian Jöricke vegetarisch. Es geht aber auch ganz ohne tierische Produkte, wie Regina Jobelius beweist. Die Triererin hat aus ethischen und gesundheitlichen Gründen ihre Ernährung und ihre übrige Lebensweise auf Veganismus umgestellt – ohne dadurch Einschränkungen zu erfahren. Im Gegenteil, „Es ist so schön, Neues zu entdecken„, sagt die umweltbewusste Ex-Allergikerin. Weil aber immer noch Menschen Wörter, die mit „ismus“ enden, mit Extremismus in Verbindung bringen oder auf ihr täglich Fleisch nicht verzichten wollen, wurde sie in Leserbriefen, E-Mails und Facebook-Kommentaren angegriffen. Daraufhin erlebte sie eine Welle der Solidarität.

Um Gesundheit und gesunden Menschenverstand ging es auch in den folgenden beiden Artikeln. In „Ein Hund hilft psychisch Kranken“ erzählt Jöricke, wie auf der psychiatrischen Abteilung des Mutterhauses ein Holländischer Schäferhund Patienten bei der Genesung hilft. Dasselbe versuchen Henning Leidinger, Marie-Gabriela Massa und ihre Gehilfin Kathy Becker. Die drei sind die Klinikclowns Lolek, Tilotamma und Ännipänni. In „Jeden Mittwoch Achterbahn“ begleitet sie unsere Mitarbeiterin Julia Olk bei einer „Visite“ auf der Kinderstation.

Zwei Semester kehrte Volker Haaß uns und Trier den Rücken, ein Auslandsstudium in Südfrankreich akzeptierten wir als sehr nachvollziehbare Entschuldigung. Kaum aus Montpellier zurückgekehrt, widmete sich unser Campus-Reporter wieder 16vor und dem Thema „Bologna“. War da was? Es ist ruhig geworden um die Reform, die einst die kritischen Massen auf die Straße und so manchen Hochschullehrer aus dem Bildungsbetrieb trieb. Zu ruhig, fand Haaß und verfasste ein Plädoyer gegen stumpfes Reproduzieren, funktionalistisches Studieren und die neue Diktatur im Hochschulwesen.Denn Es gibt kein richtiges Studium im falschen.

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