Mit „Carmen“ in Webers letzte Spielzeit

Im Trierer Theater steht die letzte Spielzeit von Gerhard Weber bevor. Foto: Christian JörickeMit einer modernen Fassung einer großen Shakespeare-Tragödie wird sich Gerhard Weber als Intendant des Trierer Theaters verabschieden: „Othello – Reloaded“ wird im Sommer 2015 das letzte Stück sein, dass Weber als Chef des Hauses inszeniert. Regie führen wird er in seiner Abschiedssaison außerdem in einem neuen Musical über Soraya, für das gerade das künstlerische Team zusammengestellt wird, und in „Der kleine Horrorladen“ – ebenfalls ein Musical. Ansonsten dürfen in der Spielzeit 2014/15 vor allem junge Regisseure ihr Können unter Beweis stellen. Am Donnerstagnachmittag wurde im Theater das neue Programm vorgestellt.

TRIER. Noch nie dürfte eine Pressekonferenz des Theaters, in der ein neues Programm präsentiert wird, so schnell beendet gewesen sein. Nach einer halben Stunde haben Intendant Gerhard Weber, Generalmusikdirektor Victor Puhl, Chefdramaturg Peter Oppermann, Tanztheaterdirektor Sven Grützmacher, Musiktheaterdramaturg Dr. Peter Larsen und Schauspieldramaturgin Sylvia Martin die Stücke ihrer Sparten vorgestellt. Keine Überraschung also in der nächsten Spielzeit? Keine Kracher?

Das Programm ist sehr breit aufgestellt. Vor allem angesichts von Sparzwängen muss das Theater möglichst viele Menschen mit einem unterschiedlichen Geschmack ansprechen. Da ist es schwierig, ein bestimmtes Profil zu entwickeln. Ein dünner roter Faden, der sich durch die kommende Saison ziehen wird, ist der Einsatz vieler junger Regisseure. So wird gleich die erste Premiere von Sebastian Welker inszeniert.  Der 30-Jährige, der derzeit im Trierer Theater für die Regie von „The Fly“ verantwortlich zeichnet, nimmt sich Georges Bizets „Carmen“ an. Auch die Leitung für das erste Schauspiel im kommenden Herbst übernimmt ein junger Theatermann: Steffen Lars Popp (37), zuletzt mit „Die Physiker“ in Trier, führt Regie in Max Frischs „Biedermann und Brandstifter“. Jan Schuba (35), derzeit als Shir Khan im „Dschungelbuch“ zu sehen, wechselt für „Urmel aus dem Eis“ die Seiten und inszeniert das Musical, der gebürtige Trierer (Dieter Lintz meint: Konzer) Alexander May (43) wird „Die Orestie“ in der Prosafassung von Peter Stein auf die Bühne bringen und die 36-jährige Caroline Stolz (zuletzt: „Der nackte Wahnsinn„) die Komödie „Der Vorname“.

Schon bei den genannten Schauspielen fällt auf, dass ein großer literarischer Zeitraum abgedeckt wurde. „In dieser Sparte ist es der epochenreichste Spielplan der vergangenen elf Jahre“, sagt Peter Oppermann. Auch stilistisch spannt man einen weiten Bogen von der Antike („Die Orestie“) über Musicals („Urmel aus dem Eis“, „Der kleine Horrorladen“) und einen modernen Klassiker („Biedermann und Brandstifter“) bis zu einer aktuellen Komödie („Der Vorname“) und einer futuristischen „Othello“-Version.

Im Musiktheater stehen überwiegend bekannte Titel auf dem Programm: „Ich freue mich, dass ich ‚Carmen‘ machen darf“, sagt Victor Puhl über das Werk seines Landsmannes Bizet. Nicht im Orchestergraben steht der nach eigenen Angaben große Jacques-Offenbach-Fan, wenn Offenbachs „Orpheus in der Unterwelt“ zur Aufführung kommt. Sein Stellvertreter Joongbae Jee hat hier die musikalische Leitung.

2015 steht mit „Eugen Onegin“ nach langer Zeit mal wieder eine große russische Oper auf dem Spielplan. Die Uraufführung eines Musicals über Soraya und Mozarts letzte Oper „La Clemenza di Tito“, die auch im Innenhof des Kurfürstlichen Palais gezeigt wird, runden das Programm ab.

„Ich freue mich, dass sich das Tanztheater in Herrn Webers letzter Spielzeit großen Themen widmen kann“, so der Spartenleiter Sven Grützmacher. Gemeint sind „Romeo und Julia“ und ein Portrait über Charlie Chaplin – nach Jacques Brel, Édith Piaf, Marc Chagall und Falco stellt Grützmacher hier eine weitere Künstlerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts in einem Tanzstück vor.

Während die Produktionen für das Studio noch offen sind, wurde kurz vor der Präsentation des Spielplans bekannt, dass das Land die geplante Projektreihe „Trier im Ersten Weltkrieg“ bezuschussen wird. Dazu gehören zwei Rechercheprojekte zu dem Themen „Julikrise“ und „Transit unter Freunden – Todfeinde im Ersten Weltkrieg“. Das Theater wird hier unter anderem mit der Universität Trier kooperieren.

Nicht nur bei diesem Projekt kommen auch Laien zum Einsatz. Neben Stücken der Studentengruppe „bühne 1“, des Jugendclubs, der „Bühne 60+“ und dem inzwischen achten Schülertheater-Festival findet kurz vor dem Ende der Spielzeit auch ein Bürgertheater-Festival statt.

Mit einer Gala wird Gerhard Weber im Juli 2015 nach elf Jahren als Intendant verabschiedet. „Ich freue mich auf die letzte Spielzeit“, so der Theaterchef. Nur Franz Eisenhut (1829 bis 1843) und Heinz Tietjen (1907 bis 1922) werden dann länger als er am Trierer Theater gewesen sein.

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