Land für Waldpänz und Wohnen in Sicht

Die CDU lasse ein weiteres Mal ihre Dezernentin im Regen stehen, polterte die SPD. Wenn überhaupt, dann lasse man den parteilosen Wirtschaftsdezernenten im Regen stehen, womit man nun wahrlich kein Problem habe, konterte die Union. Nicht ihn, sondern ihre eigene Klientel lasse die CDU im Regen stehen, gab der Ex-Freidemokrat zurück. Gegen den ausdrücklichen Wunsch von Simone Kaes-Torchiani und Thomas Egger beschloss eine große Mehrheit des Stadtrats am Mittwochabend die Umwandlung des Zewener Gewerbegebiets „BZ 12“ in ein Mischgebiet. Nicht im Regen stehen sollen die Waldpänz, für deren geplante Schutzhütte nun ein Standort gefunden scheint: auf dem Tennenplatz des Post-Sportvereins im Weißhauswald. Beim Trägerverein ist man nun verhalten optimistisch, dass eine weitere Hängepartie vermieden werden kann.

TRIER. In einem „erbärmlichen Zustand“ präsentiere sich die südliche Einfahrt von Zewen, und das schon seit Jahrzehnten, beklagte Udo Köhler (CDU). Dabei habe es durchaus Interessenten gegeben, und auch die Eigentümer der Brache in der Wasserbilliger Straße hätten ein Interesse daran gehabt, einen Investor für die Nutzung des Geländes zu finden. Allein: beides habe man nicht unter einen Hut gebracht, was auch an der topographischen Lage des Areals liege, das durch Höhenunterschiede von teilweise fünf Metern geprägt sei. Kurz und gut, befand der Christdemokrat, man solle sich endlich von der Hoffnung verabschieden, dass sich in diesem Bereich von Zewen noch ein Unternehmen ansiedele. Köhler und gleich vier Fraktionen plädierten in einem gemeinsamen Antrag dafür, „BZ 12“ in ein Mischgebiet umzuwandeln.

Faktisch ist es das schon heute, denn neben Gewerbe sowie mehreren Dienstwohnungen auf ehemaligen Firmengrundstücken ragt auch ein Mehrfamilienhaus aus dem Gelände empor. Das neun Einheiten zählenden Anwesen bietet seinen Bewohnern einen Blick auf das Trümmergrundstück der Familie Friedrich. Die bemühte sich nach eigener Darstellung seit Ende der 1990er Jahre um einen Investor für die etwa 7.000 Quadratmeter große Fläche. Als sich niemand fand, entwickelte man ein eigenes Konzept für eine neue Bebauung des Areals. Eine altersgerechte und barrierefreie Wohnanlage wollen die Friedrichs errichten. Doch dieses Ziel kollidiert bislang mit dem Bebauungsplan, der das Areal noch als reines Gewerbegebiet ausweist. Auf dieser Grundlage wäre eine Wohnanlage nicht genehmigungsfähig, weshalb eine Interessengemeinschaft aller Grundstückseigentümer in „BZ 12“ seit längerer Zeit fordert, das Gelände in ein Mischgebiet umzuwandeln (wir berichteten).

Am Mittwochabend erzielte die IG einen bedeutsamen Etappensieg: Mit einer überwältigenden Mehrheit aus CDU, FDP, FWG, Linken und Grünen votierte der Stadtrat für einen fraktionsübergreifenden Antrag, der die Verwaltung nun dazu auffordert, den auch vom Zewener Ortsbeirat unterstützten Wunsch der Grundstückseigentümer umzusetzen. Ein bemerkenswerter Vorgang, nicht nur, weil damit nahezu der komplette Stadtrat dem Stadtvorstand die Gefolgschaft verweigerte. Bis zuletzt hatten Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) und Wirtschaftsdezernent Thomas Egger (parteilos) konsequent an ihrer Position festgehalten. Man habe nach wie vor einen großen Bedarf an Flächen für Gewerbeansiedlungen, erklärte beispielsweise Egger, deshalb könne man nicht so ohne Weiteres Gewerbe- in Wohngebiete umwandeln. Er werde die CDU daran erinnern, wenn diese bei der nächsten Gelegenheit einen Mangel an verfügbaren Grundstücken für Unternehmensansiedlungen beklage, kündigte der Dezernent an.

Simone Kaes-Torchiani schickte ihren Argumenten eine grundsätzliche Feststellung voraus. Mit Blick auf eine Bemerkung von SPD-Fraktionsvize Rainer Lehnart, die CDU lasse wieder einmal ihre Dezernentin im Regen stehen, erklärte diese, dass sie zwei Herzen in ihrer Brust trage: „Das eine Herz gehört der CDU, das andere der Fachlichkeit und Sachlichkeit“. Die Entscheidung, „BZ 12“ als Gewerbegebiet auszuweisen, sei vom damaligen Stadtrat „mit Bedacht getroffen“ worden, fuhr Kaes-Torchiani fort. Sodann spielte sie den Ball ins Feld der Interessengemeinschaft: „Eigentum verpflichtet“, deshalb seien zunächst einmal die Eigentümer verpflichtet, ihre Flächen so herzurichten, dass diese für potenzielle Investoren interessant sein könnten. „Mit jeder Fläche, die wir dem Gewerbe wegnehmen, fällt auch eine Chance weg, Arbeitsplätze zu schaffen“. Die Genehmigungen der bestehenden Wohngebäude in diesem Bereich seien allesamt zulässig gewesen, verteidigte die Dezernentin die vor ihrer Amtszeit getroffenen Entscheidungen. Im Gegenzug bedeute dies aber auch, dass die Bewohner die Lärmeinwirkungen hinzunehmen hätten. „In diesem Gebiet können selbstverständlich Gewerbe- und Handwerksbetriebe siedeln“, widersprach sie anderen Darstellungen. Für wenig sinnvoll hält Kaes-Torchiani indes die Realisierung einer Anlage für Mehrgenerationenwohnen. Die Bewohner müssten dann „kilometerweit“ bis in den Ort laufen, obendrein liege das Gelände direkt an der Westtrasse, die ja bekanntlich reaktiviert werde. „Das ist alles zu bewältigen“.

Doch Kaes-Torchiani wie auch Egger standen bei diesem Tagesordnungspunkt fast allein auf weiter Flur. Einzig die Sozialdemokraten stellten sich hinter den Stadtvorstand. Lehnart kritisierte, dass inmitten der Diskussion über den neuen Flächennutzungsplan Fakten geschaffen würden. Zugleich brachte er die wirtschaftlichen Interessen der Grundstückseigentümer ins Spiel. Es sei ja wenig verwunderlich, dass diese allesamt für eine Umwandlung plädierten, schließlich lasse sich mit Grund und Boden für eine Wohnbebauung mehr Ertrag erzielen, als mit einer Fläche in einem Gewerbegebiet: „Da macht man Gold draus“. Zugleich warf der Sozialdemokrat den Eigentümern der Friedrich-Brache vor, sich nicht ausreichend um eine Vermarktung gekümmert zu haben: Wer ein Haus oder Grundstück verkaufen wolle, müsse dieses auch so herrichten, dass es halbwegs ansprechend sei. Der Zewener Sozialdemokrat Hans-Willi Triesch führte ebenfalls die „Renditeerwartungen der Eigentümer“ ins Feld.

Die anderen Fraktionen überzeugte das nicht. „Was soll das Ganze hier? Warum bewegt sich nichts?“, warf Felix Brand (FDP) ein. „Auch Dezernenten und die Verwaltung können sich irren“, befand Richard Ernser. Er hoffe, „dass im Stadtteil Zewen ein Schandfleck endlich der Vergangenheit angehören wird“, erklärte der Eurener FWG-Mann. Richard Leuckefeld von den Grünen sagte, die finanziellen Interessen der Eigentümer seien für ihn kein Problem, wenn denn nun eine attraktive Wohnbebauung erfolge und die Brache verschwinde. Ein Antrag der SPD, die Frage im Zuge der FNP-Beratungen zu klären, fand keine Mehrheit. Stattdessen soll die Umwandlung in ein Mischgebiet schon jetzt von der Verwaltung auf den Weg gebracht werden.

Unterdessen scheint auch für die Trierer Waldpänz Land in Sicht. Nachdem sich der über Monate vorgesehene Standort am ehemaligen Jugendheim im Weißhauswald aus Sicht der Stadt als nicht genehmigungsfähig herausstellte, scheint nun endlich ein Standort gefunden: auf einem Tennenplatz im Bereich des Waldstadions. Noch befinde sich das rund 3.500 Quadratmeter große Areal im alleinigen Nutzungsrecht des Post-Sportvereins, berichtete OB Klaus Jensen am Mittwochabend auf Anfrage der SPD. Der Verein unterstütze aber das Vorhaben und habe deshalb zugesagt, „kurzfristig ein Konzept vorzulegen, bei dem die sportlichen Belange mit dem Nutzungszweck eines Waldkindergartens in Übereinstimmung gebracht werden können“. Der Hintergrund: Der Platz hatte bislang eine besondere Bedeutung, weil hier der X-Duathlon im Waldstation durchgeführt wurde. Daran soll es indes nicht scheitern, noch im Juli rechne man mit dem Konzept. Und schon in der kommenden Woche werde das Bauaufsichtsamt einen „Runden Tisch“ mit allen Beteiligten koordinieren. Dann sollen laut Jensen die „nächsten Handlungsschritte abgesprochen werden mit dem Ziel, für diesen Standort kurzfristig eine Genehmigung herbeizuführen“.

Der OB sagte zu, dass man die Bemühungen nun darauf konzentrieren werde, die noch offenen Fragen zum Alternativstandort zu klären. Ein neuer Bauantrag werde „mit hoher Priorität behandelt“, versprach Jensen, der sich vor der Stadtratssitzung mit Vertretern des „Waldpänz e.V.“ getroffen hatte. Beim Verein ist man nun optimistisch, dass Zirkuswagen und Schutzhütte bald an einem gemeinsamen Standort ihren Platz finden werden. Ohne diese Einrichtungen ist ein Ganztagsbetrieb für die Wald-Kita, die am vergangenen Montag ihren Betrieb aufnahm, nicht denkbar. Vorerst wird es deshalb nur ein Halbtagsangebot geben. Man freue sich grundsätzlich über die Zusagen der Verwaltung, sei nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen aber noch etwas vorsichtig, erklärte Katja Siebert-Schmitt: „Die Kuh ist noch nicht vom Eis“.

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