„Wir können uns gerade so über Wasser halten“

Für Flüchtlinge, die nach Trier kommen, besteht der Aufenthalt in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende in der Dasbachstraße vor allem aus Warten. Foto: Gianna NiewelEigentlich hatte sie im vergangenen Herbst bezugsfertig sein sollen, doch nun wird die geplante Außenstelle der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende nicht vor Februar zur Verfügung stehen. Das erklärte AfA-Leiter Wolfgang Bauer auf Anfrage gegenüber 16vor. Als Grund nannte er aufwändigere bauliche Maßnahmen im Bereich der Wärmeversorgung sowie der Wasserleitungen, zudem musste eine Brandmeldeanlage installiert werden. Mit der Stadt habe die Zusammenarbeit bestens funktioniert, betont Bauer, und auch mit der bundeseigenen BImA habe man zwischenzeitlich eine Vereinbarung getroffen. Das Ausweichquartier soll lediglich für ein Jahr genutzt werden, die Kosten für dessen Herrichtung dürften laut Bauer bislang rund eine halbe Million Euro betragen.

TRIER. Rund 800 Flüchtlinge verbrachten die Weihnachtsfeiertage in den Gebäuden der AfA in Trier-Nord. Mehr hätten es nicht sein dürfen, denn die Einrichtung ist seit langem bis über ihre Kapazitätsgrenze hinaus ausgelastet. „Wir können uns gerade so über Wasser halten“, beschreibt Wolfgang Bauer die Situation. Soll heißen: Irgendwie funktioniert es, aber die Situation ist angespannt, es mangelt hinten und vorne an Räumen.

Weil dem so ist, soll eine Außenstelle im Westen der Stadt Abhilfe schaffen. Im Oktober kündigten Stadt und Land an, in der ehemaligen General-von-Seidel-Kaserne ein zusätzliches Quartier zu schaffen. Dem Standort hatte man im Rathaus zunächst eine Absage erteilt, doch als das zuständige Ministerium klarstellte, dass die Gebäude nur für einen überschaubaren Zeitraum genutzt werden sollen und dort auch keine Kinder untergebracht werden, erklärten sich OB Klaus Jensen (SPD) und Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) mit der Lösung einverstanden (wir berichteten).

Er hoffe, dass die neuen Räume schon in zwei bis drei Wochen genutzt werden könnten, erklärte Bauer bei einer Pressekonferenz Ende Oktober. Das war eine ziemlich optimistische Annahme, denn auch drei Monate später werden die Gebäude nicht bezogen sein, teilte der AfA-Leiter nun auf Anfrage mit. „Es sind noch vorbereitende Arbeiten zu erledigen und auch aus baulicher Sicht notwendige Genehmigungen einzuholen gewesen“, begründete Bauer die Verzögerungen. So mussten unter anderem Veränderungen an der Wasserleitung vorgenommen werden, um diese von der Ringleitung, mit der das gesamte Kasernenareal versorgt wird, zu trennen. Zudem musste eine Brandmeldeanlage her, ein neuer Zaun ebenso, und auch an der Heizungsanlage gab es noch einen Optimierungsbedarf. Wie hoch die notwendigen Investitionen sind, lasse sich derzeit noch nicht genau beziffern, doch rechnet Bauer mit mindestens einer halben Million Euro.

Mit den Verantwortlichen der Stadt habe die Zusammenarbeit bestens geklappt, versichert Bauer und lässt durchblicken, dass sich die Gespräche mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) wohl ein wenig komplizierter gestalteten. Allerdings habe man auch hier eine Lösung gefunden, die für den betroffenen Teil des Kasernenareals getroffene Vereinbarung laufe bis zum 1. Februar 2015, so Bauer. Voraussichtlich am 1. Februar diesen Jahren werden die auf 150 männliche Einzelflüchtlinge ausgelegten Gebäude bezogen.

Ob denn die Verzögerungen in der Seidel-Kaserne nicht die Situation in der Dasbachstraße verschärft hätten? Bauer verweist auf zusätzliche Kräfte, die der Bund eingestellt habe, um die Verwaltungsverfahren zu beschleunigen. Seien die Flüchtlinge bislang in der Regel bis zu drei Monate in Trier untergebracht gewesen, würden sie jetzt schon nach fünf bis sechs Wochen auf die Kommunen verteilt. An der grundsätzlichen Problematik ändert das gleichwohl wenig, zumal der AfA-Leiter berichtet: „Die Flüchtlingssituation hat sich auf dem hohen Niveau gehalten, ist aber nicht gestiegen“. Bauer erklärt, der Bedarf für die Außenstelle sei auch ungeachtet besonders hoher Flüchtlingsströme gegeben, denn in Trier-Nord müssten einige Räume saniert und zum Teil auch anders genutzt werden, etwa als Spielzimmer. Doch das sei nur möglich, wenn zumindest vorübergehend die angespannte Raumsituation entspannt werden könne.

Entspannt dürfte es wohl an diesem Mittwoch in der AfA zugehen. Dann will die Präsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), in deren Zuständigkeit die Einrichtung fällt, vor Ort sein. Anlass des Besuchs von ADD-Chefin Dagmar Barzen: Man wolle Trierer Bürgern und Unternehmen für die große Hilfsbereitschaft und Spenden danken. Gerade in den vergangenen Wochen sei die Unterstützung besonders stark gewesen.

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