FDP: ‚Theaterdiskurs ohne Tabus‘

TRIER. Während sich nach der Ratsfraktion von Die Linke, der SPD und Bündnis 90/Die Grünen vor zehn Tagen auch die Trierer CDU für den Erhalt des Drei-Sparten-Hauses ausgesprochen und Vorschläge zur Finanzierung gemacht hat, lässt die FDP diese Fragen noch offen.

„Die Zukunft des Trierer Theaters ist eine der wichtigsten Baustellen der Kommunalpolitik in den nächsten Monaten. Wir als Liberale bekennen uns zur Kulturstadt Trier und zum Theater“, erklärte FDP-Kreisvorsitzender Tobias Schneider in Reaktion auf Aussagen von SPD und Grünen zur Zukunft des Trierer Theaters vor drei Wochen. Dennoch müsse eine Diskussion über die Zukunft dieser wichtigen Institution offen und ohne Tabus geführt werden.

„Zwischen den Zeilen wird auch bei der SPD und den Grünen deutlich, dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass das Theater in seiner jetzigen Form durch die Stadt nicht mehr zu finanzieren ist.“ Jetzt jedoch blind daraufzusetzen, dass die Landesregierung schon Mittel bereitstellen wird, sei grob fahrlässig. „Ein solides Zukunftskonzept sieht anders aus“, so Schneider weiter.

Nach Meinung der FDP müsse eine zukunftsfähige Konzeption für das Theater sowohl die Aspekte „Erhalt des Kulturstandortes Trier“ als auch die Wirtschaftlichkeit von Kulturangeboten berücksichtigen. Ein einfaches „Weiter so, jemand anderes wird das schon bezahlen“ werde die bestehenden Probleme nicht lösen.

„In Zeiten des Wahlkampfes ist es zwar verführerisch, einfache und populistische Antworten auf schwierige und komplexe Fragen zu geben, wir jedoch stehen für Nachhaltigkeit, Sparsamkeit und Ehrlichkeit“, betont FDP-Fraktionsvorsitzender Dr. Karl-Josef Gilles. „Dies heißt für uns, nicht übereilt Entscheidungen herbeizuführen, mit denen die Trierer Bürger über Jahrzehnte werden leben müssen.“

„Aus unserer Sicht sind viele Fragen noch völlig ungeklärt, zum Beispiel die zukünftige Rolle der Umlandkommunen bei der Finanzierung des Theaters, eine mögliche Übernahme eines Theaterneubaus durch einen Investor oder auch nur die Frage danach, wie genau ein Theater, auch aus künstlerischer Sicht, weiterhin ausgestaltet werden soll“, so Gilles. „In all diesen Bereichen muss eine breite öffentliche Debatte stattfinden und es müssen realistische Antworten gegeben werden. Wir jedenfalls stehen für einen breiten und ausgiebigen Diskurs ohne inhaltliche und zeitliche Vorfestlegungen.“

Der breite und ausgiebige Diskurs läuft jedoch schon seit über drei Monaten und nach Die Linke, der SPD und Bündnis 90/Die Grünen hat inzwischen auch die CDU sich nicht nur für den Erhalt des Ensembletheaters ausgesprochen, sondern auch Vorschläge zur Finanzierbarkeit gemacht, die in den Kernpunkten denen der beiden anderen großen Stadtratsfraktionen ähneln.

„Wir wollen, dass Schauspiel, Musiktheater und Tanz erhalten bleiben, zumal die Auflösung einer einzelnen Sparte keine großen finanziellen Einsparungen bringt“, erklärte die kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Dorothee Bohr vor zehn Tagen in einer Pressemitteilung. „Wir können aber angesichts der knappen Haushaltslage nicht einfach nur sagen: ‚Alles bleibt, wie es ist'“, ergänzt der Fraktionsvorsitzende Dr. Ulrich Dempfle. „Deshalb haben wir einen Vorschlag für eine neue Trägerstruktur entwickelt.“

Den Optimierungsvorschlägen des Gutachters zum Beispiel hinsichtlich Organisation und Ticketverkauf solle so weit wie möglich gefolgt werden. Kern des Fraktionsvorschlags ist die Umwandlung des städtischen Theaters in eine weitaus eigenständigere Institution, etwa eine gGmbH (gemeinnützige GmbH) oder AöR (Anstalt des öffentlichen Rechts). Gesellschafter dieser Institution sollen nach Vorschlag der CDU zu 50 Prozent das Land Rheinland-Pfalz sowie zu 50 Prozent die Region Trier (davon 80 Prozent Stadt Trier, 20 Prozent Landkreise des ehemaligen Regierungsbezirks Trier) werden.

„Die Aufrechterhaltung eines kulturellen Angebotes ist eine Daseinsvorsorgepflicht der ganzen Region. Der Vorteil unserer Lösung wäre, dass eine bessere wirtschaftliche Struktur erzielt werden und das Theater schneller auf Veränderungen reagieren kann, als das unter den gegebenen Umständen als städtische Einrichtung der Fall ist“, so Dempfle.

Die CDU regt ebenso an, die Frage der räumlichen Struktur zügig zu klären. „Langfristig ist eine Anpassung der Bühnen, egal in welcher Form, notwendig und sinnvoll.“ Seitens der Verwaltung solle nach getroffener Entscheidung über die Zukunft des Theaters auch zügig der Neubau eines Theater- und Kongresszentrums geprüft werden.

Laut Egger soll soll bis Ende des Jahres eine Entscheidung gefallen sein, wie es mit dem Theater weitergeht.

Weiterer Beitrag zum Thema: „Bekenntnisse zum Drei-Sparten-Haus„.

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