Bekenntnisse zum Drei-Sparten-Haus

In die Diskussion über die Zukunft des Theaters kommt Bewegung. SPD, Grüne und Linke sprechen sich für den Erhalt der drei Sparten aus Foto: Christian JörickeEs kommt Bewegung in die Diskussion um die Zukunft des Trierer Theaters. Am gestrigen Freitag lud die Stadtratsfraktion der SPD zu einer Pressekonferenz, um ihre Position und gleich dazu einen Maßnahmenkatalog vorzustellen. Wenig später veröffentlichten die Trierer Grünen eine Stellungnahme – ebenfalls mit konkreten Vorschlägen. Beide Fraktionen sprechen sich für den Erhalt der drei Sparten am Theater aus. Auch Die Linke fordert in einer Resolution den Fortbestand des Ensembletheaters. Die Sozialdemokraten wollen dies unter anderem mit einer Fremdenverkehrsabgabe finanzieren. Wie die Linken hoffen sie ebenfalls auf die Unterstützung des Landes.

TRIER. Wenige Tage vor der nächsten Kulturausschuss-Sitzung am kommenden Dienstag machen die Fraktionen der SPD, der Grünen und der Linken deutlich, wie sie sich das Trierer Theater in Zukunft vorstellen: Es soll ein Drei-Sparten-Haus bleiben.

„Wir haben uns in den vergangenen Wochen ein Bild von den vielen verschiedenenen Argumenten gemacht“, sagte der SPD-Fraktions-Chef Sven Teuber in einer Pressekonferenz am Freitagnachmittag. „Wir stehen klar zum Drei-Sparten-Haus. Was Herr Haselbach vorgeschlagen hat, entspricht nicht unseren Vorstellungen.“ Allerdings müsse das Haus „den Zeichen der Zeit angepasst“ werden. Markus Nöhl, kulturpolitischer Sprecher der SPD, stellte dazu einen Maßnahmenkatalog vor.

„Das Drei-Sparten-Theater ist ein ganz wichtiges Element in der regionalen Kulturlandschaft“, so Nöhl. „Die Grundstruktur soll deshalb erhalten bleiben.“ Diese sei bedeutend für die kulturelle Bildung und ein Unterscheidungs- und Ergänzungsmerkmal zu den Theatern in Luxemburg.

Dennoch könne man das Haus nicht so lassen, wie es sei. Bis Ende des Jahres müsse ein Grundsatzbeschluss zur Sanierung des Theaters gefällt sein. Zudem müsse umgehend der Intendantenposten ausgeschrieben werden. Die SPD hat auch schon eine Vorstellung davon, wie das Profil des Nachfolgers von Gerhard Weber, der 2015 in Trier aufhört, aussehen soll. „Wir wollen keinen klassischen Intendanten mehr, sondern einen kulturaffinen Theatermanager.“ Dass es noch einige Wochen und Monate dauern kann, bis über die Zukunft der Einrichtung und des Gebäudes entschieden wird, sieht Teuber nicht als Nachteil für eine baldige Stellenausschreibung. „Es ist auch eine Chance, das Haus mitzugestalten.“

Der 14-Punkte-Plan der Sozialdemokraten umfasst außerdem die Änderung der Rechtsform in eine GmbH, die Vermarktung von freien Kapazitäten und eine interne Reorganisation mit einer effizienteren Abwicklung interner Abläufe. Eine Kommission zwischen Theaterleitung und Mitarbeitervertretung soll hier Vorschläge liefern. Zudem soll eine Marketingstelle und wieder ein touristisches Theaterangebot für den Sommer geschaffen werden.

Finanziert werden soll der zunehmend teurere Betrieb des Drei-Sparten-Hauses durch Einnahmen aus einem noch einzuführenden Fremdenverkehrsbeitrag und durch eine stärkere Unterstützung des Landes. „Dieses Konzept geht nicht ohne das Land“, sagte Nöhl. „Alleine können wir das nicht stemmen.“ Aussagen des Kulturstaatssekretärs stimmten ihn optimistisch. Zusätzlich fordert Nöhl ein stärkeres privates Engagement. „Auch die Wirtschaft ist hier in der Verantwortung.“

Mit diesen Punkten will die SPD in Verhandlungen mit den anderen Stadtratsfraktionen gehen. Mit ihrer grundsätzlichen Position wird sie bei den Grünen offene Türen einrennen. „Die Grüne-Ratsfraktion spricht sich nachdrücklich für den Erhalt eines Drei-Sparten-Theaters aus“, heißt es in einer Pressemitteilung, die gestern veröffentlicht wurde. „Nur dieses garantiert eine hohe Identifikation der Menschen in Trier und dem Umland mit ihrem Theater.“ Eine dauerhafte Bespielung des Theaters durch fremde Ensembles gefährde die auch für die Künstler befruchtende emotionale Beziehung zwischen Bühne und Publikum massiv.

Reformbedarf sehen auch die Grünen. „Hierbei ist selbstverständlich, dass sich die Vorschläge nicht ausschließlich dem Diktat der Kostenminimierung unterwerfen, sondern die Verbesserung des Spielbetriebes und der Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter des Theaters zum Ziel haben.“

In den Konzepten beider Fraktionen findet man einige Übereinstimmungen in den entscheidenden Fragen. Gerade in puncto Fortführung und Ausbau von Kooperationsprojekten, Änderung der Rechtsform und Gesamtleitung des Theaters durch eine Person mit einer ausgeprägten betriebswirtschaftlichen und personalwirtschaftlichen Führungskompetenz dürfte es zwischen SPD und Grünen wenig Diskussionsbedarf geben. In den „Leitgedanken zu einer GRÜNEN Verhandlungs- und Diskussionsposition“, die operative und strukturelle Maßnahmen sowie Vorschläge für eine bessere Unternehmenskultur und eine strategisch-künstlerische Ausrichtung beinhalten, werden allerdings nur wenige Möglichkeiten zur Finanzierung genannt. So soll der Spielplan stärker unter der Prämisse der Kostenminimierung entworfen und geprüft werden, ob Personal effizienter eingesetzt werden kann.

Die Linke, die sich ebenfalls für den Erhalt der drei Sparten am Theater ausspricht, setzt ganz aufs Land. Sie ließ vor zwei Wochen in einer Resolution verlautbaren, dass Kulturpolitik durch die Landespolitik gesichert sein müsse. „Wir fordern die Landesregierung auf, für die finanzielle Sicherstellung der Kultureinrichtungen aufzukommen“, heißt es in der Mitteilung. „Trier kann mit großen Bespieltheatern wie in Luxemburg nicht konkurrieren, da diese mehr Geld für Produktionen ausgeben können. Mit der Streichung von Sparten würde das Theater einen Besuchereinbruch erleiden, von dem es sich nur schwer erholen dürfte.“ Die Linken befürchten, dass Trier dadurch wirtschaftlich als kulturelles Oberzentrum an Bedeutung und Attraktivität verlöre.

Bereits vor zwei Monaten, wenige Wochen nach der letzten Kulturausschussitzung, teilte die CDU-Stadtratsfraktion mit, dass sie sich eindeutig und klar zur Zukunft des Trierer Theaters bekenne. „Wir begrüßen es, dass verschiedene diskutierbare Szenarien vorgelegt wurden, welche in den kommenden Monaten als gute Grundlage für die weiteren Beratungen dienen können“, erklärte die kulturpolitische Sprecherin der Fraktion Dorothee Bohr. „Wie auch immer am Ende das Ergebnis dieser Beratungen aussieht – die CDU-Fraktion hat einen Grundsatzbeschluss zur Zukunft des Theaters gefasst.“ Damit lassen die Trierer Christdemokraten zwar offen, hinter welcher Option sie stehen, betonen jedoch, „dass auch angesichts der angespannten Haushaltslage das Kulturgut Theater nicht vorwiegend unter betriebswirtschaftlichen Aspekten betrachtet werden darf“.

Die FDP-Fraktion und die Freie Wählergemeinschaft Trier haben noch keine Stellungnahme zum Theater veröffentlicht. Gelegenheit dazu gibt es unter Umständen in der nächsten Kulturausschuss-Sitzung am kommenden Dienstag um 17 Uhr in der Tufa.

Weiterer Artikel zum Thema: „Bekennen Sie sich zu diesem Theater„.

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