Elefanten brachten Trier zum Strahlen

Die kleinen Elefantenrohlinge zum Selbstbemalen erfreuten sich großer Beliebtheit. Der sechsjährige Yoad aus Tarforst verpasste seinem Modell einen grünen Anstrich, dessen Schwester Rosi ließ sich von der Buchreihe "Gregs Tagebuch" inspirieren. Foto: Marcus StölbÜber eine Million Menschen haben während der dreimonatigen, deutsch-luxemburgischen „Elephant Parade“ vom 19. Juli bis 18. Oktober Trier besucht. Nicht wenige davon sind mit Schnappschüssen von den Elefanten wieder nach Hause gefahren. Und mit einem positiven Eindruck davon. Auch unter Trierern ist es schwierig, jemanden zu finden, der etwas an der Freiluft-Ausstellung auszusetzen hat. Bürger, Besucher, Händler, Politiker und Veranstalter – alle sind glücklich mit der Aktion, die eine gute Werbung für die Stadt war und von der auch Elefanten in Asien profitieren.

TRIER. Vor gut zwei Wochen wurden die noch nicht im Vorfeld verkauften Elefanten versteigert, einige von ihnen sind noch zu ihren neuen Besitzern unterwegs und nach Weihnachten dürften die letzten sichtbaren Zeichen der „Elephant Parade“ in der Öffentlichkeit verschwunden sein. So lange noch wird die Buchhandlung „Stephanus“ ihren Merchandise-Laden im Innenhof der ehemaligen Hauptpost betreiben. In den beiden Geschäften in Trier und Luxemburg wurden bisher über 10.000 Mini-Elefanten und 10.000 Rohlinge zum Selbstbemalen verkauft. Replikate mit Motiven der hiesigen Ausstellung waren vorübergehend ausverkauft. In Thailand kamen die dort für die Parade arbeitenden Künstler nicht mehr mit dem Malen nach.

Für Michael Weyand vom gleichnamigen Verlag war die Produktion und der Vertrieb der Ausstellungskataloge ebenfalls erfolgreich. Knapp 6000 Exemplare wurden von dem optisch gelungenen Werk verkauft, die erste Auflage war bereits nach zwei Wochen vergriffen.

Die Parade ist eine einzige Erfolgsgeschichte. Organisierte man eine Demonstration mit Ausstellungsgegnern, es wäre ein mickriger Haufen, der zusammenkäme. Bis zu 15.000 Euro zahlten Bieter in Trier für einen Künstler-Elefanten. Insgesamt weit über 200.000 Euro wurden ersteigert. In Luxemburg waren es sogar über 300.000 Euro. 70 Prozent davon und von den Vorverkäufen gehen nach Angaben des Direktors der Asian Elephant Foundation, Remand Houben, an seine Stiftung. Den Rest erhalten zu gleichen Teilen die Künstler und die Elephant Parade International B.V., die die Parade ins Leben gerufen hat und weltweit betreut. Auf diese Weise seien seit 2007 rund fünf Millionen Euro zusammengekommen. Wofür die Spenden aus Trier und Luxemburg genutzt würden, sei noch unklar. Die Stiftung unterstützt in verschiedenen Regionen Asiens die Aufklärungsarbeit von Organisationen und fördert den Bau von Elefantenkliniken, – heimen und -waisenhäusern.

Dass mit der Ausstellung auch auf das Schicksal der bedrohten Dickhäuter aufmerksam gemacht werden soll, erschließt sich nur bei einer genaueren Auseinandersetzung mit der Aktion. Beim bloßen Anblick der niedlichen Babyelefanten denkt man nicht unbedingt an die Gefährdung einer Tierart. So ist es auch Karin Kaltenkirchen ergangen, die mit ihrer Freundin Nele Sottmann die Parade nach Trier und Luxemburg holte. 2011 sahen sie die Ausstellung in Kopenhagen. „Für mich was das anfänglich eine reine Stadtmarketingaktion“, so Kaltenkirchen. „Die Hintergründe haben wir erst bei der Recherche erfahren.“

Hinter dem Projekt steckte nicht nur ein enormer Arbeitsaufwand. Mehrere hunderttausend Euro hat die Elephant Parade Trier-Luxemburg gekostet. Finanziert wurde sie größtenteils aus den Einnahmen von Patenschaften (in Trier 3750 Euro pro Elefant). Die komplette Organisation, die knapp zwei Jahre dauerte, übernahm das Trierer Agenturhaus. Der größte Posten war die Herstellung und der Transport der Kunststoffelefanten. Anders als bei anderen Paraden sollte kein Geld der Auktionen für Ausstellungskosten verwendet werden. „Bis zur Versteigerung musste alles durchfinanziert sein“, sagt Kaltenkirchen.

Christian Poth, Karin Kaltenkirchen und Hiltrud Zock von der Elephant Expo Trier-Luxemburg GmbH ziehen eine äußerst positive Bilanz der Parade. Foto: Christian JörickeDie Geschäftsführerin der Elephant Expo Trier-Luxemburg GmbH kann viele Anekdoten rund um die Ausstellung erzählen – von den Glücksgefühlen, die sie empfand, als sich die ersten Kinder auf einen gerade aufgestellten Elefanten stürzten, bis zur Rührung über Publikumsreaktionen bei der Abschlusspräsentation vor der Porta Nigra. „Manche Besucher waren gekommen, um ‚Tschüss‘ zu sagen.“ Ferner wollte eine Frau wissen, ob die Elefanten orkanfest seien, da sie in einer windigen Region lebe, Oberbürgermeister Klaus Jensen erhielt ein Schreiben eines älteren Ehepaares, das sich danach erkundigte, ob er sich überhaupt bewusst sei, welch grandiose Veranstaltung gerade in seiner Stadt stattfinde, und Geschäftsführungsmitglied Christian Poth stand kurz vor einer Verhaftung, als er in Luxemburg einen ramponierten Elefanten reparieren wollte, und sich wenig später die erschienene Polizei nach seinem Tun erkundigte.

Mit Vandalismus mussten sich die Organisatoren schon früh auseinandersetzen. Bereits nach wenigen Tagen waren die ersten Elefanten beschädigt. Betroffen waren besonders solche mit „Zubehör“ wie Brillen und Ohrringen. „Kratzer waren kein Problem“, erklärt Poth, „sondern die mutwilligen Zerstörungen. Deren Reparatur hat viel Geld gekostet.“ Auf sein Fazit hat dies jedoch keinen Einfluss: „Es war in allen Aspekten ein großer Erfolg.“

Diesem Urteil schließt sich auch Thomas Egger an. „Es gab in der ganzen Zeit kein einziges negatives Wort“, sagt der Kultur- und Wirtschaftsdezernent über die Reaktionen auf die Parade. „Es war eine sehr schöne Aufwertung für die Stadt.“ Nur nach Riesenfüßen (Konstantin-Ausstellung 2007), roten Karl-Marx-Figuren (Mai 2013) und bunten Elefanten wird es langsam schwierig, weitere originelle Objekte für öffentliche Kunst in Trier zu finden.

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