City-Initiative kontra Center-Pläne

Im Mai vergangenen Jahres berichtete 16vor erstmals über Überlegungen der ECE Projektmanagement GmbH, in Trier Fuß zu fassen. Der Shoppingcenter-Riese, der unter anderem in Saarbrücken, Kaiserslautern und Koblenz präsent ist, sondiert seit längerem den hiesigen Markt. Auch wenn sich ECE-Chef bedeckt hält – grundsätzliches Interesse an einem Engagement in Trier hat das Unternehmen. So kam das Thema am Mittwoch auch in einer Sitzung des Lenkungsgremiums der City-Initiative zur Sprache, dort erteilte man dem Vorhaben eine Abfuhr: Es gebe keinen Bedarf für eine weitere Passage, Trier müsse „von diesem Einheitsbrei verschont“ bleiben. Keine Notwendigkeit sieht die CIT auch für die von OB Klaus Jensen (SPD) und Wirtschaftsdezernent Thomas Egger (FDP) als Ersatz für den „Kultur-Euro“ favorisierte Fremdenverkehrsabgabe.

TRIER. Im September 2008 eröffnete in der Fleischstraße die Trier-Galerie. Allen Unkenrufen, auch des Verfassers dieser Zeilen zum Trotz – die Passage zog keine massenhaften Leerstände in den angrenzenden Einkaufsstraßen nach sich, und auch das Center selbst scheint ausreichend Kunden anzuziehen; nahezu alle Flächen sind vermietet, die Zahl der Mieterwechsel ist bislang überschaubar. Dass Triers Einzelhandel jedoch noch eine weitere Shopping-Passage vertragen würde, daran hegen nicht wenige Zweifel.

Wie konkret die Pläne für ein solches Bauprojekt gediehen sind, darüber gehen die Einschätzungen auseinander. Im Mai 2012 berichtete 16vor, dass der Standort der Europahalle eine denkbar Option für den Bau einer Passage sein könnte. Die Halle hat ihre besten Jahre hinter sich, mit dem schmucken Konferenzzentrum der ERA in Heiligkreuz und der Arena im Norden der Stadt ist ihr auf dem Feld der Großveranstaltungen und Kongresse längst große Konkurrenz erwachsen. Doch dass sich in der Stadtpolitik eine Mehrheit für eine weitere Shopping-Passage fände, darf bezweifelt werden. Hört man sich in den Fraktionen um, ist von Begeisterung jedenfalls wenig zu spüren.

Die hält sich auch bei der City Initiative spürbar in Grenzen. Hier zeigte der Vorstand am Mittwoch klare Kante. Überlegungen für ein weiteres Shopping-Center stehe man kritisch gegenüber, hießt es nach der Sitzung. Der Bau eines weiteren Centers führe lediglich zu einer quantitativen Ausweitung des Angebots. Viele Städte mit ausgeprägter „Center-Kultur“ stünden inzwischen „für Uniformiertheit ohne eigenen Charakter“. Von diesem „Einheitsbrei“ müsse Trier aber verschont bleiben, verlangt der CIT-Vorstand. Wünschenswerter sei da schon „eine qualitative Expansion, die die Unverwechselbarkeit Triers als familienfreundliche Einkaufs-, Kultur- und Erlebnisstadt noch deutlicher unterstreicht“. Aus Sicht der CIT bestehe vor diesem Hintergrund kein Erfordernis, ein weiteres Shopping-Center in der Innenstadt zu etablieren. Derweil forderte die Junge Union (JU) Trier-Mitte den Stadtvorstand auf, klar Stellung zu etwaigen Plänen für ein weiteres Einkaufszentrum zu beziehen. „Die vom Investor ECE geplanten Großprojekte sind immer häufiger Ursache für eine gravierende Schädigung gesunder innerstädtischer Strukturen, was sich in anderen mittelgroßen deutschen Städten gezeigt hat“, warnte JU-Chef Michael Felix Fischer.

Bei einem weiteren Thema erteilte die City-Initiative der Stadt eine klare Abfuhr. Nachdem Oberbürgermeister Klaus Jensen vor einer Woche gegenüber dem Stadtrat erklärt hatte, dass die Stadtspitze als Ersatz für die vom Bundesverwaltungsgericht in Leipzig kassierte Kultur- und Tourismusförderabgabe eine „zweckgebundene Fremdenverkehrsabgabe“ favorisiere, bezog der CIT-Vorstand jetzt hiergegen Stellung: Handel, Hotellerie und Gastronomie sowie dem Handwerk eine jährliche Summe von bis zu einer Million Euro für die Kultur- und Tourismusförderung abzuverlangen, sei eine zusätzliche Belastung, „die nicht zu tragen“ sei. Zudem fehle es an einer transparenten Bemessungsgrundlage, bemängelte die CIT. Überdies engagiere sich der Verein bereits „für den Erhalt und die Steigerung der Anziehungskraft Triers sowie der nachhaltigen Erhöhung der Besucherfrequenz“, da komme die Einführung einer Fremdenverkehrsabgabe einer regelrechten Bestrafung der mehr als 170 Mitgliedsbetriebe gleich. Jensen will noch im April eine Vorlage in den Stadtrat einbringen, mit der die Fremdenverkehrsabgabe auf den Weg gebracht werden soll. Dem Stadtchef und auch Wirtschaftsdezernent Thomas Egger dürften wie schon beim „Kultur-Euro“ erneut heftige Debatten ins Haus stehen.

Unterdessen droht dem Trierer Handel nach Einschätzung der City Initiative Ungemach aus anderen Landesteilen, insbesondere aus der Pfalz. Denn während man sich in der Moselstadt konsequent an das rheinland-pfälzische Ladenöffnungsgesetz hält, stelle man in anderen Regionen „eine deutliche Aufweichung der Vorgaben“ fest. Im Blick hat der CIT-Vorstand vor allem das größte Outlet Center Deutschlands, das in Zweibrücken ansässig ist.  Nach Recherchen der CIT plant dieses Outlet-Center für das laufende Jahr insgesamt 15 verkaufsoffene Sonntage und „Spezielle Termine“. Zugelassen sind laut Ladenöffnungsgesetz aber nur vier Sonntage. „Der als Argument aufgeführte Flughafen und die damit einhergehende Versorgung der Fluggäste mit einem ergänzenden Sortiment allein kann solche Ausweitungen nicht rechtfertigen, zumal das Outlet-Center mit massiven Werbekampagnen ganz gezielt auf Trier und die Region zielt“, beklagt der Verein und verlangt von Ministerpräsidentin Malu Dreyer, sich des Themas anzunehmen.

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