Auftakt einer neuen Krimireihe

Eine Studentin wird vermisst. Auf ihrem Weg durch die Innenstadt verschwindet sie in einer lauen Sommernacht plötzlich spurlos. Misshandelt, vergewaltigt und verscharrt wird die Leiche der jungen Frau wenige Tage später in einem Wald in der Nähe von Trier entdeckt. Ein harter Fall für Kommissar Johannes Lichthaus und seine Kollegen. Während die Ermittlungen zunächst nur schleppend voranschreiten, häufen sich die Belästigungen und Morde an jungen Frauen in der Region. Ein seltsamer handgemachter Knopf führt die Ermittler schließlich auf das Manderscheider Burgenfest. Lichthaus ist sich sicher, dass sich dort alles aufklären wird. Doch er gerät selbst in die Fänge des Täters… Paul Walz hat vor wenigen Monaten mit „Lichthaus kaltgestellt“ seinen ersten Krimi veröffentlicht.

„Lichthaus kaltgestellt“ ist das vielversprechende Debüt von Paul Walz, der in Wirklichkeit anders heißt. Der Autor wurde 1964 in Trier geboren, ist hier zur Schule gegangen und hat schließlich an der Universität BWL studiert. Seit 2001 ist der promovierte Diplomkaufmann Professor an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden. Trier ist er aber nicht zuletzt wegen seines ersten Romans stets treu geblieben.

Wann genau es Walz in den Fingern juckte, nicht nur wissenschaftliche Fachartikel, sondern einen Krimi zu schreiben, kann er nicht genau sagen: „Ich war nicht so selbstüberzeugt, dass ich mich eines Morgens an den Computer gesetzt und logeschrieben habe. Als Erstschreiber begleiten einen dauernd Selbstzweifel.“

Das Verbrechen an der Studentin sowie alle weiteren, die in seinem Roman beschrieben werden, sind zwar fiktiv, deren Struktur sowie Teile der Ermittlungen haben jedoch einen realen Bezug. Sie sind angelehnt an die Mordserie der beiden Serienmörder Karla Leanne Homolka und Paul Kenneth Bernado, die Ende der 80er Jahre in Kanada ihr Unwesen trieben. Statt Toronto wird in „Lichthaus kaltgestellt“ Trier und die ländliche Umgebung von einer Reiher brutaler Morde heimgesucht. So werden die Innenstadt und die Kleingartenanlage in Olewig genauso zum Schauplatz wie Saarburg, Vierherrenborn oder das Burgenfest in Manderscheid. „Der Krimi spielt in Trier, weil ich mich hier auskenne. Ich hatte allerdings nie das Ziel, einen Regionalkrimi zu schreiben“, erzählt Walz.

Walz macht es auf 308 Seiten richtig spannend. Leider kommt die Handlung um den Protagonisten Lichthaus, der von Mainz in die Kriminalinspektion nach Trier versetzt wurde, nur schwer ins Rollen. Das mag einerseits an den anfänglich sehr ausschweifenden Erzählungen liegen, andererseits auch am Sprachstil, der stellenweise etwas ungelenk klingt. Auf den ersten Seiten ist man daher leicht geneigt, das Buch schnell wieder aus der Hand zu legen.

Doch einmal im Setting angekommen, verdichten sich die Verdächtigungen gegen den Täter und die Geschehnisse legen an Tempo zu, sodass man das Buch plötzlich gar nicht mehr zuklappen kann. Geschickt konstruiert Walz seine Geschichte aus zwei Perspektiven. Da wäre zum einen der sympathische Kommissar Johannes Lichthaus, der mit seiner Frau und seiner Tochter in einem kleinen Haus in Ruwer lebt, gegen die alltäglichen Tyranneien seines Chefs kämpft und mit seinen Kollegen alles daransetzt, den Trierer Serienmörder zu überführen. Schön, dass das Buch an diesen Stellen nicht nur eine reine Kriminalgeschichte ist, sondern der Leser auch eine ganze Menge über das Familienleben des Kommissars erfährt.

Zum anderen beschreibt Walz mit großer Sorgfalt die perversen Gedanken und perfiden Taten des gesichtslosen Psychopathen. Diese immer häufiger wiederkehrenden kurzen Szenen steigern die Spannung bis ins Unermessliche, beschleunigen die Story und bringen den Leser so mehr als einmal außer Atem.

Insgesamt ist „Lichthaus kaltgestellt“ sehr zu empfehlen. Der Krimi lässt sich gut und zügig lesen, ist logisch und fesselt nach anfänglichen Startschwierigkeiten ungemein. Wie der Titel des Buches schlussfolgern lässt, handelt es sich hierbei um den Anfang einer ganzen Krimireihe. „Es gibt bereits einen zweiten Lichthaus-Krimi, der übrigens schon fertig ist“, erzählt Walz. „Er wird gerade von meiner Frau kritisch gelesen, sodass meine Gedanken schon um den dritten Band kreisen.“

Mit großer Wahrscheinlichkeit wird die erste Fortsetzung noch dieses Jahr veröffentlicht. Darin muss Lichthaus in einer Mord- und Betrugsserie ermitteln, die sich im Umfeld des ökologischen Landbaus abspielt. Nicht zuletzt durch den Pferdefleisch- und Bio-Eier Skandal der letzten Wochen ein Thema mit hochaktuellem Bezug.

Walz, Paul: Lichthaus kaltgestellt. Kassel, Prolibris. 2012. € 12,95 Euro.

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