Von Trier nach Freiburg ohne Umsteigen

DeinBus1Nach Frankfurt am Main und Köln jetzt auch Freiburg: Mit „DeinBus.de“ hat ein dritter Anbieter eine Fernbuslinie von Trier aus gestartet. Wöchentlich zehn Verbindungen von der Mosel in den Breisgau soll es vorerst geben, mit Kampfpreisen von neun Euro ist der „Fernbus-Pionier“ (O-Ton Eigenwerbung) unterwegs. „Trier war schon seit langem ein Wunschziel von uns“, erklärte eine Unternehmenssprecherin am Donnerstag gegenüber 16vor. Der Grund: Die älteste Stadt Deutschlands gilt im Bundesvergleich als eine der am schlechtesten erreichbaren überhaupt, wie im Dezember 2011 auch eine Studie der Technischen Universität Dresden ergab. Über die Aussagekraft der Untersuchung gingen die Meinungen seinerzeit auseinander, doch ist man bei „DeinBus.de“ optimistisch, dass das Angebot angenommen wird – und plant nach eigenen Angaben bereits weitere Linien von und nach Trier.

TRIER. „Sei ein Astronaut, buche eine Rückfahrt“, wird dem potenziellen Fahrgast auf der Homepage empfohlen. Man gibt sich locker, kommentiert die Auswahl der Verbindung kurzerhand mit einem „Yeah“, duzt die Kundschaft und lässt Mails an Medienvertreter schon mal mit einem „Herzliche Grüße und BUSsis“ enden. Am Telefon erteilt eine Sprecherin freundlich Auskunft – und erklärt auch souverän so manchen Widerspruch zwischen Pressemitteilung, Fahrplan und Internetpräsenz . Zum Beispiel den, dass ihr Unternehmen schon seit vergangener Woche zwischen Trier und Freiburg unterwegs ist, man laut Mittwochnachmittag verschickter Einladung aber erst an diesem Freitag offiziell starten will. „Das ist dann unsere Jungfernfahrt“, berichtet Jessica Masik, „dann fahren wir endlich nach unserem realen Fahrplan“.

Besagter Fahrplan sieht laut realer Internetpräsenz eine Fahrtzeit zwischen der Moselstadt und der Breisgau-Metropole von viereinhalb Stunden vor. Wenn man jedoch versucht, ein Ticket für die nächsten Tage zu buchen, wird plötzlich eine Fahrtzeit von 5 Stunden und 10 Minuten angezeigt. Jessica Masik muss auch hier nicht lange nach einer Erklärung suchen: Bislang fahre man noch über Karlsruhe, ab dem 7. August würden die Busse dann von Trier über Saarbrücken und Frankreich nach Kehl, Offenburg und schließlich Freiburg fahren, verspricht sie. Dann werde die Fahrtzeit um 40 Minuten unter der jetzigen liegen, also bei den viereinhalb Stunden.

So kurzfristig die Ankündigung des bereits gestarteten Angebots auch kam – Masik betont, dass „DeinBus.de“ Trier schon länger ansteuern wollte. Das habe nicht zuletzt mit einer Studie der Technischen Universität Dresden aus dem Jahr 2011 zu tun, erklärt sie. Auch 16vor berichtete seinerzeit über diese Untersuchung, die zu dem für die Moselstadt verheerenden Ergebnis kam, hinsichtlich Erreichbarkeit im Bundesvergleich ganz weit abgeschlagen zu liegen. Nachdem die Deutsche Bahn ihren schon damals eher kläglichen Rest an Fernverkehrsverbindungen von und nach Trier fast gänzlich zusammen strich, hat die Anbindung der Moselstadt weiter gelitten. In diese Lücke rücken nun die Fernbus-Anbieter. „Im Grunde genommen versuchen wir immer, schlecht angebundene Städte zu verbinden“, erklärt Sprecherin Masik, deren Unternehmen in Offenbach beheimatet ist, von wo aus es nicht weit ist zu einem der am meisten frequentierten Kopfbahnhöfe Europas und Deutschlands größtem Flughafen. Auf sieben Linien ist „DeinBus.de“ derzeit unterwegs, 22 Städte sind mittlerweile ans Netz bislang angebunden, darunter in Tschechien Prag und Pilsen. Mit Trier und Saarbrücken werden nun erstmals Ziele im Saarland und in Rheinland-Pfalz bedient.

In den beiden Universitätsstädten sieht man reichlich Fahrgastpotenzial. Das dürfte für die ersten drei Ziele der Linie indes noch eher überschaubar sein, denn bis Saarbrücken gilt das Semesterticket und ist das Bahnangebot dank zahlreicher Regionalbahn und Regionalexpress-Verbindungen bestens. Die Destination Kehl hingegen erscheint durchaus attraktiv – allerdings nicht so sehr wegen der wenig ansehnlichen deutschen Stadt, sondern weil auf der anderen Seite des Rheins Straßburg liegt. Von Kehl bis in die französische Europastadt sei es ja nicht weit, sagt auch Masik; gut möglich, dass man über kurz oder lang direkt in Straßburg halten wird.

Über Offenburg geht es weiter nach Freiburg im Breisgau, und wer früh online bucht, kann die Reise schon zu einem Preis von 9 Euro für die einfache Fahrt antreten. Auch Kurzentschlossene, die ihr Ticket erst unmittelbar vor der Abfahrt beim Fahrer erwerben, kommen deutlich günstiger weg als mit der Bahn. Denn während der Maximalpreis für den Busfahrschein von Trier nach Freiburg bei 29 Euro liegt, müssen selbst Inhaber einer Bahncard 50 für die einfache Zugfahrt in den Breisgau noch mehr als 40 Euro berappen – und obendrein mindestens einen und oft sogar zwei oder drei Umstiege in Kauf nehmen. Die Fahrtzeiten von DB AG und „DeinBus.de“ bewegen sich derweil in etwa im selben Rahmen – so man nicht den Anschlusszug verpasst oder auf der Straße im Stau steht. An den ersten fünf Fahrtagen nach dem offiziellen Start an diesem Freitag fahren alle Passagiere zum Preis von 9 Euro, verspricht das Unternehmen. Anschließend sind die Preise gestaffelt. Zweimal täglich, jeweils donnerstags bis montags, fahren die Reisebusse ab der Kürenzer Straße unweit des Hauptbahnhofs ab. Die Fahrzeuge seien allesamt mit Toilette, kostenlosem WLAN, großem Sitzabstand, Klimaanlage, einer Bücherkiste sowie einem Snack- und Getränkeangebot ausgestattet, versichert das Unternehmen. Jeder Fahrgast erhalte mit seiner Buchung auch eine Sitzplatz-Garantie. „Stehplätze wie bei der Bahn gibt es nicht“, wirbt „DeinBus.de“. Zudem sei der Reisebus das umweltfreundlichste Verkehrsmittel, noch vor der Bahn, wie Untersuchungen des Umweltbundesamts zeigten.

Bis Jahresende will man das Liniennetz weiter ausbauen, auch ab Trier seien dann weitere Verbindungen geplant. Welche das sein werden, will die Sprecherin noch nicht verraten. Auf Nachfrage stellt sie aber klar, dass bestehende Angebote von Mitbewerbern nicht von vorhinein ausschließen würden, dass auch „DeinBus.de“ diese Linien bedienen könnte. Generell wolle man aber eher ganz neue Verbindungen anbieten, ergänzt sie. An Bewegung im Markt mangelt es jedenfalls nicht. Während der „DeLux-Express“, ein Gemeinschaftsunternehmen der Trierer Stadtwerke und von Voyages Emile Weber aus Luxemburg seit vergangenem Monat mit „MeinFernbus“ kooperiert, verbindet das Wittlicher Unternehmen Likaliner seit wenigen Wochen ohne Zwischenhalt Trier und Köln miteinander.

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