Streit um Studie

TRIER. Der Bundestagsabgeordnete Nink fordert „nachfragegerechte Lösungen“, um die Region wieder besser an den Fernverkehr anzubinden. Derweil behauptet der SPNV Nord, die Studie der TU Dresden über die Erreichbarkeit deutscher Großstädte sei „falsch interpretiert“ worden.

Medienberichte, dass Trier „angeblich die schlechteste Bahnanbindung von 80 deutschen Großstädten aufweist, basieren im Wesentlichen auf einer Fehlinterpretation der diesen Berichten zugrundeliegenden Studie an der Uni Dresden“, heißt es in einer Mitteilung des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Nord.  Die Ergebnisse der Untersuchung sagten „nichts über das tatsächliche Fahrten- bzw. Fahrplanangebot und die sich daraus tatsächlich ergebende Erreichbarkeit aus“, behauptet der SPNV, der unter anderem für das Nahverkehrsangebot in der Region Trier zuständig ist. Es handele sich um einen „rein theoretischen Wert, der sich aus natürlichen Raumwiderständen (Entfernung) und anderen, nicht mit der Verkehrsinfrastruktur zusammenhängenden Kennziffern“ zusammensetze. Erschwerend komme hinzu, dass sich die Analyse ausschließlich auf deutsche Städte und ihr internes Verhältnis beziehe. Jegliche Verflechtungen mit dem Ausland würden hingegen „künstlich ausgeblendet“.

Dass die Untersuchung ausschließlich das Bundesgebiet umfasst, hoben die Forscher aus Dresden indes selbst hervor und wurde in unserer Berichterstattung auch thematisiert. Städte wie Saarbrücken würden bei einer grenzüberschreitenden Analyse wesentlich besser abschneiden, heißt es in dem Bericht zu Studie, auch dass eher peripher gelegene Orte naturgemäß schlechter erreichbar sind als zentral gelegene Verkehrsknotenpunkte wie Mannheim oder Köln. Beim SPNV Nord spricht man dennoch von einer „wissenschaftlich unzweifelhaft interessanten Untersuchung“, die aber für die aktuelle Diskussion über die Anbindung des Standortes Trier „keine Rolle“ spiele. Nach Ansicht des SPNV wäre es etwa „für die Ergebnisse dieser Studie völlig unerheblich, ob zwischen Trier und Berlin stündlich ein ICE verkehrt oder überhaupt keiner“.

Dem widerspricht man in Dresden. Konfrontiert mit der Kritik des SPNV erklärte ein Mitarbeiter des Instituts für Wirtschaft und Verkehr der TU, dass es sehr wohl Einfluss auf die Ergebnisse der Stadt gehabt hätte, wenn die Stadt im Stundentakt mit ICEs bedient würde. Denn hierdurch verkürzten sich beispielsweise die Fahrtzeiten in andere Regionen, und es seien mehr Menschen innerhalb von vier Stunden mit der Bahn erreichbar, wie es in der Studie untersucht worden war.

„Nur kritisieren reicht nicht aus“

Dass sich die Erreichbarkeit mit der am zweiten Dezemberwochenende anstehenden Streichung von zwei Dritteln des Fernverkehrsangebots von und nach Trier weiter verschlechtern wird, dürfte man auch in Koblenz nicht bestreiten. Zwar wird der SPNV in Zusammenarbeit mit der luxemburgischen Staatsbahn CFL dafür sorgen, dass der größte Teil der Fernzüge auf der Verbindung zwischen Koblenz, Trier und Luxemburg durch Regionalexpresszüge ersetzt wird, doch für viele Reisende ist häufigeres Umsteigen programmiert.

Am Freitag schaltete sich auch der Bundestagsabgeordnete Manfred Nink (SPD) in die Diskussion ein: „Im Dialog mit der Bahn müssen Alternativen zu den geplanten Streichungen gefunden werden, die auch für die Bahn tragbar sind. Immer nur zu kritisieren reicht nicht aus“, kommentierte Nink am Freitag die Kritik seines Bundestagskollegen Bernhard Kaster an Landesregierung und Bahnführung.

Das Ergebnis einer Studie der TU Dresden, wonach Trier am schlechtesten von allen deutschen Großstädten an den Fernverkehr der Bahn angebunden ist, müsse auch bei der Bahn „zur Einsicht dringenden Handlungsbedarfs führen“, so Nink. Auf eine Nachfrage Ninks zu den Auslastungszahlen auf der Moselstrecke habe die Bahn ihm gegenüber eingeräumt, dass die Auslastung des IC 130 an einzelnen Tagen höher war als 30 Prozent.

„Zutreffend dürfte dies für den Verkehr an Freitagen sein und vor allem in den Monaten August bis Oktober. Eine nachfragegerechte Lösung könnte im Sinne der Kunden darin bestehen, den IC 130 freitags weiter über Koblenz bis nach Luxemburg einzusetzen. An Freitagen ist diese durchgehende Verbindung am späten Nachmittag von Köln nach Trier für viele Kunden unverzichtbar“, sagt der SPD-Abgeordnete. Eine solche Lösung orientiere sich an der Regelung für den IC 137, der nach den Plänen der Bahn in Zukunft nur noch sonntags im Abschnitt Luxemburg – Koblenz, an den anderen Tagen erst ab Koblenz, verkehren soll.

Die Bahn will in ihren Planungen den IC 130 zukünftig in Koblenz enden lassen. Ein Regionalexpress soll den Anschluss nach Luxemburg herstellen. Dieser Plan werde vor allem in nachfragestarken Zeiten aufgrund der kurzen Umsteigezeit in Koblenz allzu oft scheitern, erwartet Nink.

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