Der erste Schritt zu Kulturleitlinien

Noch steckt die Diskussion um Kulturleitlinien für Trier in den Anfängen - wie die Stichwortauswahl auf der Flipchart zeigt. Foto: Christian JörickeWirtschafts- und Kulturdezernent Thomas Egger lud am Dienstagabend Kulturschaffende und Bürger in die Volkshochschule ein, um über die Erstellung von Kulturleitlinien für die Stadt Trier zu diskutieren. Am Ende des Jahres soll aus diesem Beteiligungsverfahren ein Strukturpapier hervorgehen, das unter anderem die Förderpolitik für die nächste Dekade festlegt. „Bei der ersten Runde kommt es mir im Gespräch mit den Kulturakteuren und allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern vor allem darauf an, wie wir den weiteren Diskussionsprozess gestalten und organisieren“, sagte Egger im Vorfeld. Viel weiter kam man auch nicht. In den kommenden Wochen sollen vor allem die unterschiedlichen Positionen zusammengefasst und die Vernetzung von Kulturschaffenden und -interessierten ausgebaut werden. 

TRIER. Den knapp 100 Teilnehmern der Bürgerbeteiligung zum Thema „Kulturleitbild 2025 für Trier“ dürfte schon beim Eintritt in den Multimediasaal der Volkshochschule klar gewesen sein, dass das Wichtigste der Veranstaltung zu Beginn gesagt werden müsste. Bei Außentemperaturen nahe 30 Grad Celsius wollte sich niemand länger als nötig in dem Raum aufhalten.

Und so einigten sich die Teilnehmer unter der strukturgebenden Moderation von Dieter Lintz gleich zu Beginn auf die Festlegung, dass Trier ein Leitbild für seinen Kulturbereich braucht und eröffneten damit einen Diskussionsprozess, bei dem bis Ende des Jahres ein eigenes Grundsatzpapier entstehen soll. Während der etwa eineinhalbstündigen Auftaktveranstaltung redeten die Diskutanten jedoch weniger über Kultur als vielmehr über die Art, wie und mit wem sie darüber in den nächsten Monaten debattieren wollen.

Einige grundsätzliche Statements zum Kulturangebot in der Moselstadt wurden aber trotzdem geäußert – vor allem von den Kulturschaffenden selbst, die den Großteil der Zuhörerschaft ausmachten. Während Dr. Monika Wagener-Wender vom Tufa Tanz e.V. dafür eintrat, zukünftig das kulturelle Verständnis an alle Bereiche des alltäglichen Lebens anzudocken und damit eine kurze Diskussion über den Begriff „Kultur“ anstieß, kritisierte der Trierer Singer/Songwriter Jochen Leuf, dass die Stadt es einerseits an Unterstützung freischaffender Künstler mangeln lasse, andererseits von diesen nun eine zeitaufwendige Mitarbeit am Kulturleitbild erwarte. Die Personalvertreterin der Stadtverwaltung Sabine Borkam erntete zwischendurch mit ihrem Beitrag Applaus, dass es ohne institutionelles Gefüge mit ihrem festen Personalbestand auch weniger Angebote im Bereich der freien Szene geben werde.

Die Einladung zu der Veranstaltung ging von Wirtschafts- und Kulturdezernent Thomas Egger (parteilos) aus, der mit seinem Anfang Mai vorgestellten Strukturpapier zum Kulturleitbild 2025 (bewusst) für einigen Wirbel in der Trierer Kulturlandschaft sorgte. Die Aussage, dass Kulturpolitik tiefgreifende Veränderungen in Institutionen nicht ausschließen dürfe, beunruhigte nicht nur betreffende Häuser wie die Tufa und das Theater, sondern auch Bildungseinrichtungen und die Freie Szene.

Zunächst entzündete sich an diesen Leitlinien Kritik von Kulturvertretern, Kommunalpolitikern und Wissenschaftlern, die unisono einen Kulturkahlschlag durch den Wegfall öffentlicher Subventionen befürchteten. Auch der Flashmob im Vorfeld der letzten Sitzung des Kulturausschusses Mitte Juni beziehungsweise die musikalische Einlage vor der letzten Stadtratssitzung Anfang Juli waren als Protest gegen den Entwurf zu verstehen. In der Zwischenzeit haben unter anderem der Fachbereich II und das Theater-Netzwerk Trier der Universität, das Stadttheater und die Tufa ihre Positionen dazu zu Papier gebracht.

Die erste Bürgerbeteiligung am Entwurf von Kulturleitlinien fand reges Interesse. Foto: Christian JörickeDie Vielzahl der Reaktionen wird Egger nur recht gewesen sein, äußerte dieser bereits auf der Pressekonferenz zu seinem achtseitigen Entwurf den Wunsch, damit in erster Linie eine Grundsatzdebatte mit den Trierer Bürgern anzustoßen. Gleich zu Beginn betonte Tufa-Vorstand Dr. Klaus Reeh, dass er sich wünsche, zunächst über die gesellschaftlichen, regionalen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen zu diskutieren, dann erst über die finanziellen. Auch wenn es in diesem Punkt unterschiedliche Meinungen auch zwischen Egger und Lintz gab, scheint die tatsächliche Herangehensweise weiterhin offen.

Als erstes soll nun das bereits bestehende Netzwerk von Kulturschaffenden und -interessierten ausgebaut werden. Dazu konnten sich die Anwesenden in Teilnehmerlisten eintragen. Des Weiteren sollen eine Übersicht vom Kulturleben in Trier erstellt und die unterschiedlichen Positionspapiere zusammengefasst werden. Präsentiert werden könnten sie am 16. September in der Tufa, wenn dort eine Zukunftswerkstatt zu den Kulturleitlinien stattfinden wird. Marc-Bernhard Gleißner regte zudem an, Workshops mit Kleingruppen zu organisieren.

Von den von Monika Wagener-Wender befürchteten Einzelkämpfen war bei dieser ersten Diskussionsrunde wie auch schon bei den Aktionen zuvor nichts zu spüren. Für die Optimierung der Kulturlandschaft scheinen die Vertreter der Institutionen und die Freie Szene an einem Strang zu ziehen.

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