Wo ist das einfachere Steuersystem, Herr Meine?
Bei der Bundestagswahl 2009 erzielten die Liberalen ein Rekordergebnis, während der Wahlperiode prognostizierten die Demoskopen der FDP dann über Jahre hinweg den Rauswurf aus dem Berliner Parlament. Mittlerweile verheißen die Umfragen der Partei wieder Werte jenseits der 5-Prozent-Hürde. Auch Henrick Meine kämpft dafür, dass die Freidemokraten nicht in der APO landen. In unserer Reihe „16vor-Wahl“ konfrontierten wir die Direktkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien mit unterschiedlichen Themen, maximal 1 Minute und 16 Sekunden konnten sie auf jede Frage antworten. So sollte Meine erklären, was am deutschen Steuersystem heute leichter ist als vor vier Jahren, ob er für die Subventionierung von Dumpinglöhnen ist, und wie er sich für den Stimmenfang motiviert.
TRIER. Erst noch eine Zigarette, dann steht Henrick Meine Rede und Antwort. Entspannt und konzentriert präsentiert sich der Banker bei seinem Interview im „Café d’Artist“ der Europäischen Kunstakademie. Sollte er angespannt sein, so merkt man es ihm nicht an. Tatsächlich kann Meine dem Wahltag relativ gelassen entgegen sehen, denn zumindest als Direktkandidat hat er nichts zu verlieren. Dass er den Wahlkreis gewinnen wird, glaubt er selbst nicht, und dass sein Platz auf der Landesliste ihm zum Sprung nach Berlin verhelfen wird, steht ebenfalls nicht zu erwarten. So verhehlt er denn auch nicht, dass seine Chancen auf ein Bundestagsmandat sehr gering sind.
Im Wahlkampf absolviert er dennoch etliche Termine, darunter zahlreiche Podiumsdiskussionen. Der gelernte Brauer und Mälzer stammt aus Hannover. In den Neunzigern absolvierte er in der niedersächsischen Landeshauptstadt eine weitere Lehre, wurde nun Sparkassenkaufmann. Weitere Stationen seiner beruflichen Laufbahn führten ihn erst nach Frankfurt am Main, zwei Jahre arbeitete Meine zudem in Paris. 2004 wechselte er nach Luxemburg und ließ sich in Trier nieder. Im Wahljahr 2009 trat Meine der FDP bei, seither engagiert er sich in deren Trierer Kreisverband und auf Landesebene bei der Nachwuchsorganisation Julis. Gut möglich, dass er sich im kommenden Jahr erneut um ein Mandat bewerben wird – dann bei der Kommunalwahl.
Doch zuvor muss er noch einige Tage für den Bund wahlkämpfen, und hierzu zählen auch Interviews wie das mit 16vor. Wir wollten von Meine wissen, wie er sich trotz bescheidener Chancen auf ein Mandat für den Wahlkampf motiviert, warum der Moselaufstieg angeblich nur mit der FDP garantiert ist, und weshalb seine Partei einen Mediziner zum Wirtschaftsminister und einen Volkswirt zum Gesundheitsminister machte.
von Marcus Stölb