„Wir machen ein paar Sachen anders“

Seit 1989 im Party- und Kulturbereich eine Trierer Institution: "Lucky's Luke". Foto: Christian Jöricke„Lucky Luke – Das große Abenteuer“ war der erste Film, der in „Lucky’s Luke“ gezeigt wurde. Das „große Abenteuer“ im ehemaligen Westbahnhof währt inzwischen seit fast 25 Jahren. Im September 1989 übernahm Jockel Ternes das „Guckloch“ und machte daraus eine Trierer Institution. Auch wenn inzwischen dort keine Filme mehr laufen, hat der Club durch sein musikalisches Angebot (Alternative) und seine individuelle Innenausstattung (zum Beispiel die prägenden Stahlinstallationen) weiterhin einen hohen Coolness-Faktor. Am Altersdurchschnitt hat sich seit knapp einem Vierteljahrhundert nichts geändert. Das Jubiläum wird am 6. September auf der Sommebühne des Exhauses gefeiert.

TRIER. „Ich hatte gedacht, ich bringe den Laden innerhalb von drei Jahren hoch und verkaufe ihn dann“, sagt Jockel Ternes (51) über seine ursprünglichen Pläne mit seiner Filmkneipe „Lucky’s Luke“. „Ich wollte danach eine Disco aufmachen.“ Ternes brachte „den Laden“ hoch, aus der „Luke“ wurde selbst ein Club, verkauft hat er ihn aber nie. Im Gegenteil: Der gelernte Elektrotechniker („Handwerker kommen mir nicht ins Haus“), der seit elf Jahren auch das „Chrome“ in der Deutschherrenstraße betreibt, investiert jährlich in Renovierungs- oder Umbaumaßnahmen im ehemaligen Westbahnhof in der Luxemburger Straße.

Nur die älteren Gäste dürften sich daran erinnern, dass die Damentoilette mal im ersten Stock war. Oder dass es mal zwischen Kneipe und Kino einen Vorraum gab, in dem man auf das Ende des Spätfilms wartete, ehe die Disco losging. 2006 erlebte die „Luke“ zwei Jahre lang den größten Umbau – wie immer komplett in Eigenregie. Die Wände zum Vorraum, neben dem mittlerweile die Damentoilette lag, wurden durchbrochen – die des WCs gleich mit -, um im ehemaligen Kino-„Saal“ Platz für eine große rechteckige Theke zu schaffen. Damit war auch die kleine Nebenraumbar Geschichte, von der aus die oft obenrum nur mit einem BH bekleidete „Gou“ jahrelang an den Wochenenden immer um vier Uhr morgens ein nicht allzu liebliches „Feierabend“ in den Raum rief. In den Keller kam der Toilettenbereich, womit der letzte Makel – beim früheren Herrenklo durfte man nicht zimperlich sein – beseitigt war.

Im hinteren Teil des Gebäudes entstand ein neues Kino mit größerer Leinwand und Polstersitzen – die Zeiten der Sperrmüllsofas und harten Gartenstühle waren vorbei. Allerdings auch die des Independent-Kinos: Flatscreen killed the Art House Star. Zwei Jahre lang versuchte es Ternes fast allabendlich mit Filmen, als dann auch noch der Projektor kaputtging, war Schluss.

Aber es gibt ja auch noch die Tanzfläche. Eurodance, Techno, Black Music – all das, was im vergangenen Vierteljahrhundert Großraumdiscotheken füllte, war in der „Luke“ stets tabu. Dort liefen Stücke wie „Closer“ von Nine Inch Nails, „No sleep till Brooklyn“ von den Beastie Boys und sogar Gothic-Nummern wie „Alles Lüge“ von Lacrimosa, „Gottes Tod“ von Das Ich oder „San Diego“ von Eternal Afflict. „‚San Diego‘ läuft nur noch, wenn ich da bin“, erzählt Ternes und grinst dabei den DJ Thomas Thiel an, der seit fünf Jahren in der „Luke“ auflegt. „Stücke wie ‚Mother‘ und ‚Beautiful People‘ funktionieren immer noch“, sagt Thiel. Wie früher das Kino ist auch der Club eine Alternative zum Mainstream. Während man sich bei der Filmauswahl an Empfehlungen der Tip Berlin orientierte, ist es bei der Musik die Visions.

Ein eingespieltes Team: Viele Mitarbeiter von Jockel Ternes (3. v.l.) sind schon seit vielen Jahren dabei. Foto: Christian JörickeNeben den regelmäßigen gestalterischen Veränderungen dürfte auch dies ein Baustein des Erfolges der „Luke“ sein, denn das durchschnittliche Alter des Publikums liegt seit jeher bei Anfang bis Mitte 20. „Wir machen ein paar Sachen anders“, erklärt Ternes. Anstatt auf die Mitbewerber in Trier habe er in der Anfangsphase eher nach Berlin oder New York geschaut. Der dreifache Familienvater – der älteste Sohn (18) gehört inzwischen auch zu seinen Gästen – hat eine ideale Mischung aus Wandel und Beständigkeit gefunden. Dazu gehört auch, dass die Fluktuation in seinem Team gering ist. Das schafft eine familiäre Atmosphäre.

Aber auch die Identifikation des Personals mit dessen Arbeitsplatz ist hoch. Nicht wenige Mitarbeiter waren zuvor regelmäßig Gast in der „Luke“. Wie Kerstin, die schon seit Mitte der 90er dazugehört und immer noch gelegentlich hinter der Theke steht. Nicht zufällig hat sie denselben Nachnamen wieder der Betreiber – die Beiden sind seit fast 20 Jahren verheiratet. Es erübrigt sich, zu erwähnen, wo sich das Paar kennengelernt hat.

Beim Namen „Lucky’s Luke“ stand übrigens – obwohl der erste gezeigte Film „Lucky Luke – Das große Abenteuer“ hieß – weniger der Comic-Held als die damalige Lieblingszigarettenmarke des Inhabers Pate, wie man am Logo erkennen kann. Zudem sollte ein namentlicher Bezug zum „Guckloch“ bestehen. Während die vorherige Filmkneipe nur knapp drei Jahre existierte, währt das „große Abenteuer“ „Lucky’s Luke“ nun schon fast ein Vierteljahrhundert. Demnächst soll beim Vermieter die Option für weitere fünf Jahre gezogen oder ein längerfristiger Vertrag ausgehandelt werden. Der 30. Geburtstag ist also auch schon gesichert.

Zuvor wird aber noch standesgemäß das 25. Jubiläum gefeiert. Am 6. September lädt die „Luke“ zu einem Festival auf der Sommerbühne im Exhaus ein. Geburtstagsständchen spielen vor allem lokale Bands („Jawknee Music“, „Hucksley“) und Gruppen aus der Region („There will be no justice“, „His statue falls“). Besonders freuen darf man sich auf Steakknife, die in diesem Jahr ebenfalls 25 werden.

Weitere Infos finden Sie hier.

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