Wieder im Goldfieber

Andreas Macherey und Matthew "Mat" Vaughan sind bei ihrer Goldsuche fündig geworden. Foto: Carsten JaegerAustralien verdankt dem Goldrausch hunderttausende Einwanderer aus den USA, Großbritannien und China, manch Suchender verdankt dem Edelmetall Wohlstand. Der Trierer Filmemacher Carsten Jaeger ist erstmals 2011 auf den fünften Kontinent geflogen, allerdings nicht, um Nuggets zu suchen. Er hat seinen Freund Andreas Macherey und dessen australischen Bekannten dabei gefilmt, wie die beiden auf einer Mine im Outback Dreck waschen, Gold finden, Abenteuer erleben. Das Ergebnis ist die 45-minütige Dokumentation „Die Mine erwacht“. Und weil der Pilotfilm, der im Mai 2012 auf DMAX lief, bei den Zuschauern gut ankam, reisten die beiden Männer im Auftrag des Senders in diesem Jahr erneut nach Australien: Macherey, um seinem langjährigen Bekannten Mat bei der Arbeit zu helfen, Jaeger, um sie mit der Kamera zu begleiten. Entstanden sind vier weitere Dokumentationen. Heute um 21.15 Uhr wird zunächst der Pilotfilm in überarbeiteter Version auf DMAX zu sehen sein. An den folgenden Freitagen laufen dann zur selben Zeit die neuen Folgen.

TRIER. Er hätte aus dem Filmmaterial auch eine Dokumentation über die Geschichte der Goldgräber in Australien machen können. Darüber, wie schon vor hunderten von Jahren Menschen in der Hoffnung kamen, zwischen Dreck, Staub und Geröll faustgroße Nuggets und somit Ruhm und Reichtum zu finden. Er hätte aus den 40 Stunden Szenen und Sequenzen auch einen Bericht über die Mythen machen können, die die Suche nach dem Edelmetall umwabern. Hat er aber nicht. Damals, 2011, als der Trierer Filmemacher Carsten Jaeger mit seinem Freund und Hobby-Schatzsucher Andreas Macherey zum ersten Mal nach Australien geflogen ist, um ihn und seinen australischen Bekannten Matthew „Mat“ Vaughan beim Goldsuchen zu filmen, standen die beiden Männer im Vordergrund: „Mat und Andreas“ – erste und wichtigste Komponente – „suchen in Australien“ – zweite Komponente – „Gold“ – fertig. Der entstandene Film heißt „Die Mine erwacht“, dauert 45 Minuten und war als Pilotprojekt im Mai 2012 auf DMAX zu sehen. Und weil er den Zuschauern des selbsternannten Männersenders gefiel, fragte DMAX an, ob die beiden Trierer Jaeger und Macherey nicht wieder nach Australien fliegen wollten, um weitere Filme zu drehen. Sie wollten.

Obwohl diesmal ein Vertrag unterschrieben und dem Sender vier Dokumentationen versprochen waren, seien sie unbedarft in das Abenteuer gestartet, sagt der 35 Jahre alte Jaeger. Zwei Mal sind er und Macharey in diesem Jahr nach Australien gereist, einmal im Januar zur Regenzeit und ein weiteres Mal im Juli während der Trockenperiode. Ihr Ziel: Queensland im Nordosten des Landes, wo Mat auf seiner Mine bereits seit mehr als fünfzehn Jahren Erde wäscht, um Gold zu finden. Mit im Gepäck hatte Jaeger eine größere Kamera, verschiedene Wechselobjektive, drei kleinere Handkameras: „Es gab, wie schon im Pilotfilm, auch dieses Mal kein Drehbuch und keine vorgefertigten Dialoge, nur vage Ideen. Ein Grund, wieso die Filme so authentisch sind.“ Dort, im Nirgendwo der Goldfelder rund um den Fluss Palmer River, gab es nur Mat, Macherey und ihn selbst. Was folgten, waren je knapp drei Wochen Abenteuer, waren frühes Aufstehen und nervenzehrende Tage. Die beiden Deutschen haben in einem Schuppen oder unter freiem Himmel im Schlafsack genächtigt, einer Giftschlange den Garaus gemacht, sich auf freiem Feld nur mit Satellitentelefon und GPS ausgerüstet durch Wirbelstürme gekämpft – immer begleitet von der Kamera.

Zurück in Trier hat Jaeger die insgesamt 80 Stunden Filmmaterial gesichtet und geschnitten, in Rohfassungen von zunächst je 90 Minuten festgehalten, um diese dann wiederum auf die mit dem Sender vereinbarte Länge von 44 Minuten zu kürzen. Er hat die Texte für den Sprecher geschrieben, die dem Zuschauer erklären, was passiert, und die englischen Wortbeiträge übersetzt. Denn während im Pilotfilm alles Fremdsprachige mit deutschem Untertitel eingeblendet wurde, wird nun all das, was Mat und Macherey auf Englisch sagen, sinngetreu übersetzt und über den eigentlichen Dialog gesprochen – Mat bekommt eine deutsche Stimme geliehen, Macherey hat sich im Studio in München selbst übersprochen. Außerdem hat sich Diplom-Kommunikationsdesigner Jaeger in der Nachbearbeitung um die Musik gekümmert, graphische Elemente, wie etwa die Bauchbinden, eingefügt und den Pilotfilm optisch wie akustisch an die Dokumentationen aus diesem Jahr angeglichen.

Andreas Macherey und Filmemacher Carsten Jaeger beim Sichten von Aufnahmen. Foto: privatEntstanden sind nach monatelanger Arbeit vier Filme mit den Titeln „Abenteuer Regenzeit“, „Gold aus tausend Tonnen Dreck“, „Jagd nach den Outback Nuggets“ und „Das Gold im Fluss“. Im Gegensatz zu den meisten anderen Dokumentationen auf DMAX bauen sie nicht seriengleich aufeinander auf, sondern besitzen je eine abgeschlossene Handlung. In den ersten beiden Filmen wird gezeigt, wie die beiden Männer jeden Tag aufs Neue den Widrigkeiten der Regenzeit trotzen: „Wir wollten zu der Stelle, an der wir Gold vermuteten, die war aber durch die Regenfälle zu einer riesigen Insel geworben – hätten wir es nicht rechtzeitig mit den Geländewagen durch den Fluss geschafft, wäre der Film nicht zustande gekommen. Und fast hätten wir es nicht geschafft“, sagt Jaeger. Diese Zeit, ergänzt Macherey, der Australien und den Busch von fast 60 Reisen kennt, sei unkalkulierbar gewesen, jeder Tag ein Risiko.

Im Vergleich hierzu muten die Drehs in der Trockenzeit fast wildromantisch an: Jaeger erzählt, wie sie am Lagerfeuer gezeltet hätten, in „Jagd nach den Outback Nuggets“ und „Das Gold im Fluss“ sieht man, wie Mat und Macherey bei Sonnenschein auf Quadbikes über die Goldfelder rasen, wie sie um das alte Flussbett des Palmer River herum mit Detektoren nach Gold suchen, dann fündig werden und die oberen Erdschichten abbaggern, um tonnenweise Dreck in einer zimmergroßen Trommel so lange zu filtern und zu waschen, bis winzige Klumpen des Edelmetalls übrig bleiben. Doch nicht nur bei den Handgriffen auf der Mine, auch im Umgang mit der Kamera habe sich rasch Routine eingestellt. „Je häufiger wir gedreht haben, desto entspannter wurden wir“, sagt Macherey. Weder er noch Mat seien Schauspieler, deshalb hätten sie die Kamera zu Beginn als Fremdkörper empfunden. Später hätten sie automatisch in die richtige Richtung geschaut und ihr Tun wie selbstverständlich kommentiert, damit der Zuschauer es versteht.

Gerade das – der Verzicht auf ein größeres Team, auf dramatische Zuspitzungen und Filmen nach Regieanweisung, dafür die Vertrautheit der Männer und kleine Unsicherheiten in Nahaufnahme – mache ihre Dokumentationen so echt und glaubhaft. Der Zuschauer sollen Spaß haben, mitlachen und mitleiden und ein Stück weit auch mitgenommen werden auf das Australien-Abenteuer von Andreas, Mat und Carsten. Wenn die Filme gut laufen, schließen weder Jaeger noch Macherey eine Fortsetzung ihrer Goldsuche aus – schon im Mai nächsten Jahres würde sich ein weiterer Dreh anbieten. Dann ist Macherey ohnehin wieder bei seinem Freund Mat im Busch, um gemeinsam auf der Mine Dreck zu waschen und Nuggets zu finden.

Weiterer Artikel zum Thema: „Ein Trierer im Goldrausch„.

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