Wenn die Hand zum Hammer wird

Die "Meister des Shaolin Kung Fu" zeigten eine beeindruckende Show mit und ohne Waffen. Fotos: Christian JörickeZu was alles der menschliche Körper bei hartem Training in der Lage ist, zeigten am vergangenen Samstag „Die Meister des Shaolin Kung Fu“ in der Europahalle. Die Akteure zerstörten mit unterschiedlichen Körperteilen Bretter, Kokosnüsse und Marmorplatten. Sie ließen sich auf Speerspitzen tragen und auf einem Nagelbrett liegend Steinplatten mit einem Hammer auf dem Bauch zerschlagen. Aber nicht nur die effektvollen Krafteinlagen, sondern auch die Präzision und die Schnelligkeit der Techniken beeindruckten bei der Jubiläumstour „Die Rückkehr der Meister“.

TRIER. Bill Marsh und seine Frau kommen gut gelaunt aus der Halle. Marsh hat den 8. Dan im Shorinji Ryu Karate und betreibt in Trier eine Karate-Schule. Auf die Frage, ob er jetzt nach dem Gesehenen auf Kung Fu umsteige, antwortet der 69-Jährige mit einem strahlenden Lächeln: „Vor 30 Jahren vielleicht.“

Marsh hat schon mehrere Shaolin-Shows gesehen und ist wie die meisten der 800 Besucher nicht wenig beeindruckt vom aktuellen Programm. Zwei Stunden lang zeigten über ein Dutzend Schüler und Meister ihr Können. Dass beim Shaolin Kung Fu weniger die Selbstverteidung im Vordergrund steht, sondern die Bewegungsmeditation, wurde bei manchen Übungen immer wieder deutlich. Allerdings sind auch einige, die auf Kampfsituationen anwendbar sind, nicht sofort als solche zu erkennen. Das liegt vor allem daran, dass manche Techniken sich an Verhaltensmustern von Tieren in Konfliktsituationen orientieren. So sieht beispielsweise Froschboxen recht ulkig aus.

Die Besucher bekamen im ersten Teil bei simulierten Kämpfen und Solo-Darbietungen einen Eindruck von der Beweglichkeit und Schnelligkeit der Kämpfer. Zwischen den Nummern spazierte ein alter Chinese mit einem ihn anblickenden Kind über die Bühne und bewegte – nicht ganz so synchron wie die Gruppenübungen – die Lippen zu einer wenig zu ihm passenden Stimme aus dem Off, die über die Geschichte des Shaolin Kung Fu erzählte. Ein  bisschen kitschig war auch die Musik, die von Meditationsgepingel bis zu China-Restaurantberieselung reichte. Seltsamerweise roch es vorne in der Halle zwischendurch auch immer wieder nach chinesischem Essen.

Während in der ersten Hälfte vor allem Arkobatik mit Saltos, Flickflacks und – das Highlight für den Verfasser – Springseilspringen auf dem Rücken liegend im Vordergrund stand, kamen im zweiten Teil Action-Freunde auf ihre Kosten. Zunächst gaben der alte Mann und das Kind eine imponierende Kostprobe ihrer Flexibilität, und nach einer Gruppenmeditationsübung demonstrierten die Meister ihre Kraft an Gegenständen. Zunächst wurden Stöcke auf einem Rücken, einem Bein und einem Kopf zerschlagen, ein Meister spaltete ein Brett mit bloß zwei Fingern, ein anderer zermalmte mit der Hand eine Kokosnuss, einer schlug manuell einen Nagel durch ein dickes Brett, ein weiterer brach eine Marmorplatte mit seinem Kopf durch. Im Finale traten drei „Auserwählte“ einzeln und als Trio in einem Showkampf gegen die restliche Gruppe an.

Ganz folgenlos blieben die Übungen nicht – weder für die Kampfsportler noch für einige Zuschauer. Einer der Akteure, der später am Verkaufsstand aushalf, hatte sich eine ordentliche Wunde unter dem Auge zugezogen. Manche Besucher versuchten beim Verlassen der Halle die ein oder andere Technik zu imitieren. Und der Autor dieses Beitrags hat Lust bekommen, sich nochmal Bruce Lees „Todesgrüße aus Shanghai“ anzugucken.

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