Countdown für Kabinenbahn

Reißt der Stadt in Sachen Seilbahn nun endgültig der Geduldsfaden? Darauf deutet inzwischen einiges hin. Denn wie die Verwaltung jetzt gegenüber 16vor erklärte, bleiben dem Eigentümer nur noch wenige Wochen Zeit, um die Anlage samt Stationen zu demontieren und abzureißen. Man gehe davon aus, dass dies bis zum 31. August geschehe, erklärte ein Sprecher des Rathauses auf Anfrage. Dass die Kabinenbahn bei Ebay angeboten wird, scheint am Augustinerhof zusätzliche Zweifel an der Zuverlässigkeit des ehemaligen Betreibers geschürt zu haben. Offenbar hält sich die Nachfrage nach dem in der Bevölkerung und bei Touristen einst beliebten Verkehrsmittel spürbar in Grenzen: „0 Gebote“ vermeldete Ebay auch am Donnerstag, und in zwei Tagen läuft die Online-Auktion ab.

TRIER. Es gibt Menschen, für die scheint die Zeit still zu stehen und die Trierer Kabinenbahn noch zu fahren. „Keine Angst vor Höhe und Seilbahnen dürfen Besucher des Weisshauses haben – der Aufwand lohnt sich“, heißt es in einem dieser Tage wortgleich in  Autobild und Motorsport Aktuell erschienenen Artikel. Der offenbar nicht mehr ganz so aktuelle Beitrag richtet sich an die Besucher des am Wochenende anstehenden Formel 1-Rennens auf dem Nürburgring. In den „Tipps für das Abendprogramm“ erwachen auch das „Mephisto“ und das „Café Bley“ wieder zu Leben, weshalb sich ein Ausflug nach Trier doch lohne, auch wenn die Stadt „nicht gerade die Partyhochburg Deutschlands“ sei.

Dass die Kabinenbahn wieder in Fahrt kommt ist in etwa so wahrscheinlich wie ein Start des „Ring Racer“ an diesem Wochenende. Doch während für die neue Achterbahn am Nürburgring zumindest Hoffnung besteht, dass sie demnächst auf Touren kommen könnte, ist die Trierer Kabinenbahn faktisch am Ende. Seit vergangener Woche wird die Anlage bei Ebay angeboten.“Der Bieter muss die komplette Anlage (Berg- und Talstation) auf eigene Kosten und Risiko demontieren“, heißt es in der Online-Anzeige. Der Startpreis lag bei 50.000 Euro, und dort liegt er noch immer. Denn bislang liegt kein Angebot vor.

Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn allein die Demontage der Seile über die Mosel, für die zeitweilig die Weststrecke der Bahn und auch die Moselschifffahrt gesperrt werden müssten, würde laut Anbieter schon mindestens 45.000 Euro kosten. Doch der Käufer müsste obendrein die Talstation in Zurlauben und die Bergstation auf dem Palliener Sandsteinfelsen abreißen. Laut Stadt würde das alles in allem rund 350.000 Euro kosten.

Nachdem es dem ehemaligen Betreiber auch nach etlichen Jahren Stilstands nicht gelungen war, die Anlage wieder zum Laufen zu bringen oder einen Käufer zu präsentieren, fielen die von ihm in Erbpacht gehaltenen Flächen für die Stationen wieder an die Stadt zurück. Insgesamt handelt es sich um rund 3.000 Quadratmeter, der größte Teil hiervon direkt am Moselufer in Trier-Nord. Für diese attraktive Fläche gebe es bereits Interessenten, ließ Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani wiederholt wissen. Denkbar ist etwa ein Hotelneubau.

Doch auch nachdem das Heimfallrecht für die Erbpacht eingetreten war, wollte sich die Stadt noch eine letzte Option für die Wiederaufnahme des Seilbahnbetriebs erhalten. Bis Ende 2012, so der ursprüngliche Plan, sollte nun nach einem Investor gesucht werden, und würde dieser dann Interesse an der Kabinenbahn haben, könne diese Teil eines Gesamtpakets werden. Sehr wahrscheinlich schien ein solches Szenario zwar nicht, aber dem bisherigen Betreiber wären so noch mehr als eineinhalb Jahre geblieben, bevor er zur Demontage hätte schreiten müssen. Doch dann tat Peter Schwab nur einen Monat später im Trierischen Volksfreund kund, dass er „aus Verbitterung“ die Anlage schon bald abreißen wollen.

Derzeit befindet sich noch die gesamte Liegenschaft mit allen Bestandteilen im Besitz der Kabinenbahn GmbH, da eine eigentumsrechtliche Umschreibung erst nach erfolgtem Abbruch erfolgen solle, teilte die Stadt auf Anfrage mit. Die Verantwortung für den Abbruch liege „vertragsgemäß ausschließlich“ bei Schwab, erklärte ein Sprecher, und weiter: „Daran ändert sich auch nichts, wenn die Kabinenbahn GmbH einen Dritten mit der Demontage beziehungsweise dem Abbruch beauftragt“. Viel Zeit will man Schwab nun nicht mehr lassen: „Die Stadt geht davon aus, dass der Abbruch entsprechend dem Gerichtsbeschluss bis zum 31.08.2011 erfolgt“, verweist die Verwaltung auf eine zwischen ihr und dem Betreiber vor Gericht getroffene Vereinbarung, die schließlich im Mai zum Heimfall des Erbpachtrechts führte. Dass Schwab diese Frist einhalten wird, scheint einigermaßen unwahrscheinlich. Immerhin soll er aber bereits bei den zuständigen Stellen wegen der für eine Demontage der Seile notwendigen Sperrung von Weststrecke und Moselschifffahrt angefragt haben.

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