Nahverkehr teurer, Fernverkehr gefährdet

Die Nutzer des Nahverkehrs in der Region Trier werden ab Januar knapp fünf Prozent mehr für ihre Fahrscheine berappen müssen. Nach exklusiven Informationen von 16vor einigten sich Vertreter von Stadt, Landkreisen und Verkehrsunternehmen innerhalb des VRT auf diese Erhöhung. Die Busunternehmer waren mit noch höheren Forderungen in die Beratungen gegangen, die sie mit Verweis auf Kostensteigerungen begründeten. Die endgültige Entscheidung über die Tarifsteigerungen im ÖPNV soll Ende September fallen. Derweil gibt es Diskussionen, wie es mit dem Nahverkehr generell weitergehen soll. Auch der VRT komme auf den Prüfstand, erklärte ein Beteiligter. Weiterhin Unklarheit herrscht auch über das künftige Fernverkehrsangebot der Deutschen Bahn AG. Insider befürchten, die wenigen IC-Verbindungen ab Trier könnten spätestens zum Dezember 2014 komplett eingestellt werden. 

TRIER. Dass sich die Fahrgäste von Bussen und Bahnen im Bereich des Verkehrsverbunds Region Trier (VRT) auf steigende Preise einstellen müssen, ist keine wirkliche Überraschung mehr. Allein die Höhe der Preissteigerung war noch unklar, und während anfangs sogar zweistellige Zuwächse bei den Tarifen in Erwägung gezogen wurden, einigte man sich nun nach bislang unbestätigten Informationen darauf, es bei einer Verteuerung von weniger als fünf Prozent zu belassen.

Für die Nutzer des Nahverkehrs in Stadt und Region wäre auch dies kein Pappenstiel, zumal das Preisniveau im Trierer ÖPNV schon heute relativ hoch liegt. Wer beispielsweise zwei Tarifzonen durchfährt, etwa von der Paulinstraße bis auf die Weismark, muss aktuell 2,45 Euro bezahlen. Vergünstigungen, beispielsweise mithilfe der Bahncard oder durch den Kauf des Vier-Fahrten-Tickets sind zwar möglich, doch für Gelegenheitsnutzer des Nahverkehrs wird die Busfahrt immer mehr zu einer teuren  Form der Fortbewegung. Bei einer Hin- und Rückfahrt kommen schon fast fünf Euro zusammen. Zum Vergleich: Für diesen Betrag könnte ein Autofahrer seinen PKW in einem der Trierer Parkhäuser und Tiefgaragen mehr als drei Stunden lang abstellen.

Die erneute Erhöhung der Ticketpreise scheint so gut wie beschlossen, auch wenn die eigentliche Entscheidung erst in wenigen Wochen fallen wird. Dass es am Ende „nur“ auf eine fünfprozentige Erhöhung hinauslaufen wird, haben die Fahrgäste dem Vernehmen nach auch der Kommunalaufsicht zu verdanken. Denn nach Informationen unserer Redaktion hatte der Landesbetrieb Mobilität (LBM) signalisiert, dass sie bei einer höheren Tarifsteigerung eine Preisprüfung vornehmen würde. Das Verfahren hätte sich wahrscheinlich hingezogen und die 14 Verkehrsunternehmen, die innerhalb des VRT auf Achse sind und auf knapp 150 Linien rund 2.700 Haltestellen und mehr als 50 Bahnstationen ansteuern, hätten länger auf Mehreinnahmen warten müssen.

Offiziell will man beim Verkehrsverbund keine Stellung zu den geplanten Tarifsteigerungen nehmen – schließlich stehe der förmliche Beschluss noch aus. Doch Teilnehmer der Beratungen bestätigen, dass den Unternehmen die nun vorgesehene Erhöhung noch nicht weit genug ging, weil nicht die gesamten Kostensteigerungen aufgefangen werden könnten. In der Trierer Stadtpolitik dürfte derweil die Diskussion über die Zukunft des VRT neue Nahrung erhalten. Zum Januar 2001 gebildet, sorgt der Verkehrsverbund im Gebiet des ehemaligen Regierungsbezirks Trier für einheitliche Tarifstrukturen. „Ziel aller Akteure im Verkehrsverbund Region Trier ist es, den Nahverkehr für unsere Kunden so verständlich und attraktiv wie möglich zu gestalten, um möglichst viele Menschen in der Region von der regelmäßigen Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zu überzeugen“, heißt es in der Selbstdarstellung des VRT.

Bleiben die IC-Verbindungen auf der Strecke?

Tatsächlich leidet die Attraktivität des Nahverkehrs seit Jahren aufgrund fast ununterbrochener Preissteigerungen bei Bus- und Bahntickets. 2009 wurden die Fahrpreise um mehr als 5 Prozent angehoben, 2010 um weitere 2,8 Prozent. Als man sich in den zuständigen Gremien darauf einigte, die Tickettarife zum 1. Januar diesen Jahres ausnahmsweise unverändert zu lassen, galt dies schon als Erfolg. Doch vor allem in der Stadt Trier, in der das Potenzial für den Nahverkehr am größten ist, wächst der Frust unter den politisch Verantwortlichen. Zumal sie sich vier Landkreisen gegenüber sehen, in denen teilweise nur noch ein Basisangebot aufrechterhalten wird, um die Schülertransporte sicher zu stellen. Aufgrund der demographischen Entwicklung zeichnet sich ab, dass es der Nahverkehr in manchen Landstrichen künftig noch schwerer haben wird.

So droht der ÖPNV in der Region in eine Sackgasse zu geraten: Höhere Fahrpreise mindern die Attraktivität des Angebots. Sinkt aber die Auslastung auf manchen Linien, könnte deren Stündlein bald schlagen. Nach Informationen von 16vor einigte man sich innerhalb des VRT nun darauf, die Frage, wie es mit dem Nahverkehr in der Region weitergeht, grundsätzlicher zu diskutieren. So soll unter anderem die Frage der Finanzierung des ÖPNV auf die Tagesordnung kommen. Auch das Konstrukt Verkehrsverbund stehe auf dem Prüfstand, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Eine VRT-Sprecherin widersprach jedoch Mutmaßungen, der Verbund stehe zur Disposition.

Unterdessen herrscht weiterhin Unklarheit, ob das überschaubare Fernverkehrsangebot in der Region schon zum kommenden Fahrplanwechsel ausgedünnt wird. Angeblich soll ein Teil der IC-Verbindungen von und nach Trier gestrichen werden. „Die DB Fernverkehr AG richtet ihr Angebot im Personenfernverkehr konsequent an der Reisendennachfrage aus. Dabei muss sie sich an der künftigen Markt- und Angebotsentwicklung anderer Anbieter orientieren“, erklärte ein Konzernsprecher am Freitag auf Anfrage. „Bestandsgarantien für gegenwärtige IC- und ICE-Verbindungen können daher nicht gegeben werden“. Das kurz- und langfristige Gesamtkonzept im Nah- und Fernverkehr auf der Moselstrecke werde derzeit noch zwischen der DB Fernverkehr AG und dem Land Rheinland-Pfalz und dessen Nahverkehrs-Zweckverbänden abgestimmt.

Insider befürchten, dass die Moselstadt spätestens zum Fahrplanwechsel im Dezember 2014 komplett vom Fernverkehr abgekoppelt werden könnte. Denn dann tritt der Rheinland-Pfalz-Takt 2015 inkraft, und dieser sieht auf der Moselstrecke zwischen Koblenz und Trier stündlich verkehrende Regionalexpresszüge vor, die in Trier geteilt werden und weiter nach Saarbrücken und Luxemburg fahren. Auch die Anbindung an Kaiserslautern sowie an den Fernverkehrsknotenpunkt Mannheim würden mit dem neuen Konzept deutlich verbessert. Doch das künftige Angebot hätte einen wesentlichen Haken: Verkehren im Stundentakt Regionalexpresszüge, gäbe es auf der Moselstrecke faktisch keinen Bedarf mehr für IC-Verbindungen. Aktuell verkehren in den Stunden, in denen ein Intercity zwischen Koblenz und Trier unterwegs ist, auch keine RE-Züge. Einen besseren Nahverkehr könnten Bahnreisende aus der Region also damit bezahlen, dass ihnen das komplette Fernverkehrsangebot abhanden kommt. Durchgehende Verbindungen nach Bonn, Münster oder Emden wären dann Vergangenheit.

Laut einem Bericht des Trierischen Volksfreunds will die Bahn AG ihr Fernverkehrsangebot in der Region nur dann aufrecht erhalten, wenn das Land dem Konzern mehr als sechs Millionen Euro überweist, was Mainz aber ablehne.

(Anm. d. Red.: Anders als von uns zunächst berichtet, kostet die einfache Fahrt mit dem Bus von der Paulin- bis in die Saarstraße 1,85 Euro. Die Genehmigungsbehörde des VRT ist der Landesbetrieb Mobilität (LBM) und nicht, wie anfangs berichtet, die ADD. Wir bitten diese Fehler zu entschuldigen und haben sie zwischenzeitlich korrigiert.)

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