Bischof Ackermann legt Vermögen offen

Vor drei Jahren bat Der Spiegel die 27 deutschen Bistümer, Auskunft über den Haushalt ihres jeweiligen Bischöflichen Stuhls zu geben. Lediglich Berlin und Magdeburg gewährten seinerzeit Einblick, alle anderen pochten auf Geheimhaltung. So auch der Trierer Bischof, der „in finanziellen Dingen durchaus großzügig sein“ könne, wie das Nachrichtenmagazin befand und auf die finanzielle Beteiligung an der Umgestaltung des Platzes hinter dem Dom verwies. Im Zuge der Diskussion um seinen Limburger Kollegen Franz-Peter Tebartz-van Elst lüftete Stephan Ackermann nun am Dienstag ein wenig den Schleier und veröffentlichte Zahlen aus dem bislang unter Verschluss gehaltenen Etat. Demnach verfügt Triers Bischöflicher Stuhl über ein Vermögen von 84 Millionen Euro aus Kapitalanlagen, Darlehensforderungen und Liquidität. Hinzu kommen drei Dutzend Immobilien.

TRIER. Der Domkapellmeister war voll des Lobes, aus seiner Begeisterung machte er keinen Hehl: Zwölf Jahre hatte Stephan Rommelspacher auf diesen Moment gewartet, so lange dauerten die Planungen und schließlich der Bau des neuen Chorhauses am Trierer Dom. Dass sich die katholische Kirche der ältesten Bischofsstadt Deutschland das Vorhaben leisten konnte, hatte sie zu guten Teilen Stephan Ackermann zu verdanken. Insgesamt rund 3,5 Millionen Euro kostete das Projekt, zu dem noch weitere Maßnahmen wie die Umgestaltung des Hauses der Dombrüder zählten. Finanziert wurde das Ganze auch mit Geld aus dem Etat des Bischöflichen Stuhls. Er danke Ackermann für seine „tatkräftige Unterstützung durch Mittel aus dem Bischöflichen Stuhl“, ließ sich der mittlerweile nach Leipzig gewechselte Rommelspacher damals in der offiziellen Pressemitteilung wiedergeben. Es hatte beinahe den Anschein, als habe der Bischof in seine private Schatulle gegriffen und aus seinem persönlichen Vermögen, das er sich über Jahre mühsam zusammengespart hatte, eine großherzige Gabe gewährt.

Ganz so war und ist es nicht, denn das Vermögen des Bischöflichen Stuhls wurde über Jahrhunderte angehäuft und findet sich unter anderem in Weinbergen und Immobilien wieder. „Mein Wein, mein Keller, mein Himmelreich…“ titelte der Stern 2007 und brachte eine Geschichte über Ackermanns Vorgänger Reinhard Marx. Der Trierer Bischof sei Deutschlands drittgrößter Weinbergsbesitzer, hieß es in dem unterhaltsamen Stück. Der heutige Kardinal von München und Freising ließ sich stolz neben einem edlen Weinfass abbilden, es war die Zeit, als Marx noch mehr den Genussmenschen gab und niemand ahnen konnte, dass in Rom dereinst ein „Franziskus“ ans Ruder kommen könnte; seither mimt Marx bekanntlich den Bescheidenen, eine Rolle, die ihm nicht jeder abnimmt. Dennoch scheinen sich die Zeiten geändert zu haben in Deutschlands Episkopat. Während der ob seiner offenkundigen Verschwendungssucht arg in Bedrängnis geratene Limburger Bischof noch in Rom umherirrt und dem Vernehmen nach darauf hofft, dass ihm der Papst alsbald eine Audienz gewährt, geht der Trierer Bischof nun in die Offensive. Am vergangenen Sonntag erst hatte Ackermann in der ARD ziemlich unmissverständlich erklärt, dass Tebartz-van Elst als Bischof von Limburg nicht mehr tragbar sei – ein Vorgang, wie er in der katholischen Kirche noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.

Am Dienstag legte Ackermann nach und anders als noch vor drei Jahren zeigte er sich in einer Erklärung nun auskunftsfreudiger in Sachen Bischöflicher Stuhl. Bei diesem handelt es sich um eine Körperschaft des Öffentlichen Rechts. Der Bischöfliche Stuhl sei „rechtlich unabhängig von anderen kirchlichen Körperschaften sowie vom Bistum Trier selbst“. Er werde vertreten und verwaltet vom Bischof, der „mit der Wahrnehmung der damit verbundenen Aufgaben auch andere betrauen kann“. Das Vermögen besteht nach Darstellung der Pressestelle des Bischofs aus Kapitalanlagen, Darlehensforderungen und Liquidität mit einem bilanziellen Wert von knapp 84 Millionen Euro. Zudem gehört ein Immobilienbestand von 38 Gebäuden hinzu, für die allerdings „keine aktuelle Marktbewertung“ vorliege. Die Gebäude, darunter 14 Wohnhäuser, liegen demnach allesamt innerhalb der Bistumsgrenzen. Die anderen Gebäude dienten kirchlichen Zwecken, etwa als Schulen, Bildungshäuser, Bischofshof, Ordensniederlassungen. Auch die Trierer Mariensäule zählt zum Vermögen des Bischöflichen Stuhls.

Der betreibe „über die Verwaltung seines Vermögens hinaus kein operatives Geschäft“, sondern sei „ausschließlich mit der Verwaltung seines Vermögens betraut“, heißt es weiter in der Erklärung. Die Vermögensverwaltung erfolge zudem „nach den kirchenrechtlichen Vorschriften und nach den Vorgaben und Qualitätsmaßstäben, die für die Verwaltung der Bistumsmittel allgemein dienen (zum Beispiel Haushalte oder Buchhaltung)“. Das Kirchenrecht sehe vor, dass jede juristische Person einen Verwaltungsrat oder wenigstens zwei Ratgeber brauche, die dem Verwalter bei der Erfüllung seiner Aufgaben helfen. Letzteres gelte für den Bischöflichen Stuhl zu Trier. Die Erträge dienten dem Bischof „zur Erfüllung seiner Aufgaben, nicht jedoch für seine privaten Zwecke“. Die Erträge lagen laut Bischöflicher Pressestelle 2012 nach Gebäudeunterhalt und anderen Aufwendungen bei rund 1 Millionen Euro. Diese Mittel würden für besondere kirchliche Zwecke eingesetzt, die im Haushalt des Bistums nicht vorgesehen seien. So seien im Jahr 2012 Mittel des Bischöflichen Stuhls für Zustiftungen zum Priesterseminar in Lantershofen, für Entschädigungsleistungen im Zusammenhang mit Missbrauch, Ergänzung der Alterssicherung von Ordensangehörigen oder einer Beteiligung an der Finanzierung des Domchorhauses geflossen.

Ackermanns Limburger Kollege finanzierte unter anderem seine Kapelle und Wohnung zum größten Teil aus dem Haushalt des Bischöflichen Stuhls. Einer, der auf seine alten Tage Tebartz-van Elst noch den Rücken stärkt, ist der Kölner Kardinal Joachim Meisner. Dessen Rücktrittsgesuch aus Altersgründen hat der Papst inzwischen angenommen. Seither wird in klerikalen Kreisen spekuliert, ob Ackermann schon bald von der Mosel an den Rhein wechseln könnte. Sollte Franziskus ihn tatsächlich zum Erzbischof der Domstadt machen, ergäbe sich eine höchst interessante Konstellation. Denn Ackermann wäre dann auch ein natürlicher Anwärter auf den Chefposten der Deutschen Bischofskonferenz, der im Frühjahr neu zu vergeben ist und den Marx schon 2008 erfolglos anstrebte. Denkbar scheint aber auch, dass in Köln der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zum Zuge kommt und Ackermann vom Missbrauchsbeauftragten zum Vorsitzenden der Bischofskonferenz aufsteigt.

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