Trierer Südbad droht verheerende Bilanz

Das anhaltend wechselhafte und meist schlechte Wetter droht dem Trierer Südbad einen neuen Minusrekord zu bescheren. Bis Donnerstagabend wurden in der größten Freizeitanlage der Stadt lediglich 14.400 Badegäste gezählt. Zum Vergleich: 2010 waren zum selben Zeitpunkt bereits fast 50.000 Menschen Baden gegangen. Im Rathaus spricht man bereits von „verheerenden Auswirkungen“ und warnt vor einer „katastrophalen Bilanz“. Die würde sich auch unmittelbar auf den städtischen Haushalt durchschlagen, denn während die Stadt dem privaten Betreiber unabhängig von der Besucherresonanz jährlich einen festen Betrag überweist, liegt das Einnahmenrisiko zu 100 Prozent beim Steuerzahler. So sieht es das PPP-Verfahren vor, das bei dem 2010 wiedereröffneten Bad erstmals zum Einsatz kam.

TRIER-SÜD. Schon die Trierer Freidbad-Saison des Jahres 2011 fiel mit 103.969 Badegästen wenig berauschend aus und galt als besucherärmste Saison der letzten 10 bis 15 Jahre.  Die „fast ausnahmslos unbeständige, wechselhafte und kühle Witterung, insbesondere in den Sommerferien“ habe die Besucherbilanz verhagelt, hieß es seinerzeit im Sportamt der Stadt. Gegenüber der Saison 2010 war es im Südbad zu einem drastischen Besucherrückgang von rund 50 Prozent gekommen. Im Freibad Nord konnten die Besucherzahlen von 2010 trotz der negativen Voraussetzungen noch leicht gesteigert werden, wobei auch diese Zahlen nur bedingt aussagekräftig sind. Denn in dem besagten Jahr wurde das Nordbad wegen Dachsanierungsarbeiten erst am 19. Mai geöffnet, 2011 begann die Saison hier schon am 30. April.  Und weil das Nordbad wegen der konstanten Wassertemperatur von 24 Grad und der kurzen Wege zum Umkleide- und Duschgebäude über einen festen Kundenstamm verfügt, ist es deutlich weniger abhängig von der Witterung.

In diesem Jahr öffnete das Nordbad sogar schon am 28. April, und auch wenn die Besucherzahlen hier bislang ebenfalls unter denen des Vorjahres liegen, verzeichnete die Stadt bis Donnerstagabend immerhin exakt 22.285 Besucher. Die Badleitung bezeichnet will die bisherige Saison denn auch noch nicht als „katastrophal“ bezeichnen, und im Rathaus wird man wohl mit größerer Sorgen gen Süden blicken. Denn der 2010 nach einer 14-monatigen Generalsanierung wiedereröffneten Anlage droht ein regelrechtes Besucher-Debakel. „Ein guter Badesommer zieht rund 100.000 Gäste ins Südbad, ein schlechter etwa 50.000“, erläuterte Dr. Hans-Günther Lanfer, Chef des städtischen Amts für Presse und Kommunikation am Freitag gegenüber 16vor. Bis Donnerstagabend verzeichnete die Anlage jedoch lediglich 14.358 Besucher. Zum Vergleich: 2011 hatte man zum selben Zeitpunkt immerhin noch 24.637 Badegäste im Südbad gezählt, und 2010 waren es sogar 49.879. Lanfer spricht denn auch von „verheerenden Auswirkungen“, die dem Südbad drohten. „Sollte nicht noch ein Wunder passieren und uns einen herrlichen stabilen Restsommer mit viel Sonne und Wärme schenken, sind vor allem für das Südbad katastrophale Bilanzen, eventuell sogar neue Minusrekorde bei den Besucherzahlen zu befürchten“, verhehlt er nicht den Ernst der Lage.

Die Lücke wird immer größer

Absehbar scheint schon jetzt, dass das Wetter auch den ohnehin desaströsen städtischen Haushalt zusätzlich belasten wird. Denn die Stadt überweist an den privaten Betreiber des Südbads einen jährlichen Betriebskosten- und Unterhaltungszuschuss von mehr als einer halben Million Euro. Das komplette Einnahmenrisiko trägt jedoch der Steuerzahler. Diese Risikenverteilung ist Teil der Abmachung, welche die Stadt mit der Berndorf Metall- und Bäderbau GmbH geschlossen hat. Erstmals in Rheinland-Pfalz kam bei der Sanierung der Anlage eine Public-Private Partnership zum Einsatz. Berndorf übernahm nicht nur die Planung und Umsetzung der Sanierung, sondern für einen Zeitraum von 25 Jahren auch den Betrieb des Freibads. Das Verfahren soll der Stadt auf die gesamte Laufzeit gesehen eine Ersparnis von rund 4 Prozent gegenüber einer selbstständigen Realisierung bringen – sagen die Befürworter des PPP-Verfahrens. Übrigens: Die Bademeister werden weiterhin von der Stadt gestellt.

Zur Saison 2011 waren die Eintrittspreise spürbar angehoben worden, weshalb immerhin noch 184.948,50 Euro auf diesem Wege erzielt wurden. Doch eigentlich hatte man im Rathaus für das vergangene Jahr mit Mehreinnahmen von rund 75.000 Euro kalkuliert. Nur der Verteuerung der Tickets war es zu verdanken, dass das Südbad bei einem Besucherrückgang von fast 50 Prozent 2011 nur 37 Prozent weniger Einnahmen erzielte. Doch die Lücke zwischen festem Zuschuss für den Betreiber und Einnahmen dürfte in diesem Jahr noch größer werden.  Was Südbad und Stadtkasse 2013 gebrauchen könnten, wäre ein Jahrhundertsommer wie der von 2003: damals verzeichnete die Anlage fast eine Viertelmillion Besucher und Einnahmen von knapp 180.000 Euro.

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