Thomas Egger gibt Vorsitz der Trierer FDP ab

„Ich an seiner Stelle würde mein Amt zur Verfügung stellen“, erklärte Thomas Egger vergangene Woche gegenüber 16vor. Der gut gemeinte Rat galt dem Bundesvorsitzenden seiner Partei, Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler. Am Dienstagabend nun teilte Egger überraschend mit, dass er schon kommende Woche sein Amt als FDP-Kreisvorsitzender zur Verfügung stellen wird. Als Grund gab er die Doppelbelastung als Parteichef sowie Wirtschafts- und Kulturdezernent an. Tatsächlich waren Eggers letzten beiden Jahre an der Spitze der FDP überschattet von innerparteilichen Auseinandersetzungen. Für seine Nachfolge will Vizechef Tobias Schneider kandidieren. Ein gewagtes Unterfangen, denn bei seiner Bewerbung um die Direktkandidatur für den Landtag zog Schneider im Mai vergangenen Jahres noch den Kürzeren.

TRIER. Am Morgen kündigte die Trierer FDP an, am Freitag kommender Woche einen turnusgemäßen Parteitag abzuhalten. Am Abend stand fest: Das Treffen wird für den Kreisverband eine Zäsur bringen – wieder einmal. Denn nach nur drei Jahren an der Spitze der Freidemokraten gibt Egger den Parteivorsitz ab. Statt ihm soll es nun Tobias Schneider richten.

Ein gewagtes Unterfangen, denn schon Eggers Aufgabe des Fraktionsvorsitzes im Februar 2010 bedeutete eine spürbare Schwächung der Liberalen vor Ort. Doch der war immerhin noch verbunden mit einem persönlichen und politischen Aufstieg: Erstmals in ihrer Geschichte hatte die FDP den Sprung in den Trierer Stadtvorstand geschafft. Auch wenn wirklich vorzeigbare Erfolge noch auf sich warten lassen – mit Großprojekten wie der Theater-Sanierung und dem Bau der neuen Feuerwache mangelt es dem Wirtschafts- und Kulturdezernenten nicht an Arbeit; und mit der kürzlich angekündigten Vorgabe, den städtischen Zuschuss für das Theater um eine Million Euro jährlich senken zu wollen, auch nicht an Konflikten.

„Die Doppelbelastung als Kreisvorsitzender und Dezernent hat mich dazu bewogen, diesen Schritt jetzt zu gehen“, erklärte Egger am Abend. „Die Partei befindet sich derzeit in einer schwierigen Situation, die ein anderes Engagement erfordert, als ich es momentan einbringen kann. Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir jetzt damit beginnen den Kreisverband mit Blick auf die Kommunalwahl in drei Jahren neu und breiter aufzustellen“, ergänzte er. Er werde 2014 schon „von Amts wegen“ nicht mehr kandidieren können. „Es sind also neue Gesichter gefragt. Ein Wechsel an der Parteispitze ist daher nur konsequent“, so Egger.

An Konflikten mangelte es ihm nicht nach der Kommunalwahl. Zwar hatte die FDP unter seiner Führung einen Sitz im Stadtrat hinzugewonnen, doch das Ergebnis lag hinter Eggers Erwartungen. Immerhin reichte es mit SPD und Grünen für die Bildung eines Ampelbündnisses, das jedoch schon nach einem Jahr aufgekündigt wurde – von der liberalen Ratsfraktion und ohne Abstimmung mit der Parteiführung. Mehrmals drohte den Liberalen der Chef ihrer Stadtratsfraktion abhanden zu kommen. Dr. Karl-Josef Gilles war gleich beim ersten Parteitag nach der Kommunalwahl als Vizechef abgewählt worden, es kam zum Eklat. Der Filscher ließ seine Mitgliedschaft ruhen und sich dann doch überzeugen, Egger im Fraktionsvorsitz nachzufolgen. Doch als dann Felix Brand, Eggers Nachrücker im Stadtrat, im vergangenen Dezember ohne Vorankündigung den Haushalt ablehnte, standen die Zeichen erneut auf Sturm, der selbst den Neujahrsempfang der FDP in diesem Jahr überschatten sollte. In Gegenwart des Generalsekretärs der Bundes-FDP, Christian Lindner, setzte Gilles zu einer regelrechten Brandrede an und droht unverhohlen erneut mit  seinem Rücktritt.

Am Dienstagabend nun versicherte Gilles, dass es in der Fraktion keine personellen Veränderungen geben werde. Viel mehr wollte er zu der Ankündigung Eggers nicht sagen; außer dass er dessen Gründe für den Entschluss respektiere und diese auch nachvollziehen könne. In die Nachfolgefrage werde er sich aber nicht einmischen, betonte der Filscher. Kein Wort also zu Tobias Schneider. Der habe sich für seine Nachfolge angeboten, teilte Egger mit. „Wir brauchen für die Zukunft einen Vorsitzenden, der viel Engagement und die notwendige politische Erfahrung für dieses Amt mitbringt. Ich freue mich daher sehr, dass Herr Schneider sich hierfür bereit erklärt hat und unterstütze seine Kandidatur voll“. Ob Schneider, der auch Chef der Jungen Liberalen ist, die Rückendeckung seiner Partei hat, wird sich kommende Woche auf dem Parteitag zeigen.

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