Tankstellen-Pächter hofft auf Verlängerung

Bevor jetzt jemand „Text-Bild-Schere“ ruft: Die linke Aufnahme zeigt die Ostallee 22 vor dem Zweiten Weltkrieg. Das abgebildete Haus stand, von Luftangriffen stark in Mitleidenschaft gezogen, noch bis in die 50er Jahre und musste dann für jene Tankstelle weichen, die seit Wochen für Diskussionen sorgt. Mit deren Zukunft befasste sich am Donnerstagabend auch der zuständige Dezernatsausschuss. Pächter Lothar Schmitz hofft, dass der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung beschließen wird, den Vertrag mit der Deutschen BP ein weiteres Mal zu verlängern. Zuvor überreichte er Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani einen Ordner mit rund 4.500 Unterschriften. Im Gespräch mit 16vor gab er Einblicke in seine Zahlen und räumte auch ein, dass in der Diskussion der vergangenen Wochen einiges durcheinander geraten ist.

TRIER. Das Aufeinandertreffen dauerte nur einige wenige Minuten, dann war die Übergabe vor dem Rathaus vollbracht. Ein kurzer Händedruck, die Baudezernentin musste rasch in die Sitzung. Ein dicker Ordner in Aral-Blau hatte seinen Besitzer gewechselt, darin Listen mit insgesamt rund 4.500 Unterschriften – von Menschen, die sich für den Erhalt der Tankstelle in der Ostallee aussprechen. Am Donnerstagabend beriet der Dezernatsausschuss IV in nicht öffentlicher Sitzung über das Thema, eine Vorentscheidung soll dem Vernehmen nach jedoch erst Anfang kommender Woche fallen. Dann treffen sich die Fraktionen zu ihren regulären Sitzungen, und während sich FDP, FWG und Linke bereits für eine Verlängerung des Pachtvertrags aussprachen, pochen die Grünen auf den Beschluss vom März 2009. Entscheidend wird sein, wie sich am Ende SPD und CDU oder zumindest eine der beiden stärksten Fraktionen positionieren werden.

Lothar Schmitz hofft erwartungsgemäß auf eine Verlängerung und deutet Möglichkeiten für einen Kompromiss an. Was die Pacht an die Stadt anbelangt, so habe die Deutsche BP ihm gegenüber signalisiert, dass eine Verdoppelung des Betrags durchaus im Rahmen des Möglichen sei. Bislang zahlt der Konzern kaum mehr als 2.000 Euro monatlich an das Rathaus, angesichts der Größe des Areals ein sehr bescheidener Betrag. Wie hoch die Pacht ist, die Schmitz an die Deutsche BP zahlt, behält er für sich – es dürfte deutlich mehr sein, doch der Vergleich würde auch hinken. Einige Einblicke in seine Buchführung gewährt er dennoch: die 20 Stellplätze im südlichen Teil des Areals vermiete er für jeweils 70 Euro monatlich.

Schmitz berichtet, dass der Umsatz mit Kraftstoff in seiner Tankstelle in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen ist: Wurden 2001 noch rund 440.000 Liter Sprit im Monat getankt, seien es mittlerweile nur noch ca. 250.000 Liter. Etwa 97 Prozent seines Jahresumsatzes von rund 1,5 Millionen Euro stamme denn auch aus anderen Angeboten wie der Waschstraße, vor allem aber aus dem Verkauf in seinem Tankstellenshop. Dass er hierbei vor allem auf treue „Laufkundschaft“ bauen kann, die zu Fuß zum Shoppen in die Ostallee kommt, bestreitet er. Klar kämen viele auch per pedes oder führen mit dem Fahrrad vor, “ aber ich schätze, dass 70 Prozent meiner Kunden zum Tanken kommen und bei der Gelegenheit auch was einkaufen“. Pro Liter verkauftem Kraftstoff blieben ihm selbst aktuell 1,1 Cent.

Ein Kiosk in diesem Bereich sei keine Alternative für ihn. „In Köln hat Aral Tankstellen ohne Shop und Shops ohne Tankstelle getestet – beides hat nicht funktioniert“, sagt Schmitz. Möglichkeiten für einen Kompromiss, der aus seiner Sicht eine Verlängerung des Pachtvertrags ermöglichen könnte, sieht Schmitz denn auch woanders. Er als Unterpächter von BP sei grundsätzlich dazu bereit, nach 22 Uhr keine hochprozentigen Alkoholika mehr zu verkaufen. Dann auch den Verkauf von Bier und Mixgetränken einzustellen, sei hingegen keine Option für ihn. Der Umsatzeinbruch wäre wohl zu immens.

Immens ist auch die Zahl der Unterschriften, die Schmitz gestern Abend der Baudezernentin überreichte. Während der Unterschriftensammlung hatte er seinen Aufruf umformulieren müssen, denn anfangs wurde vor allem gegen den Bau eines Radwegs mobilisiert. Der sei aber „längst kein Thema mehr“, räumt der Pächter ein, und bestätigt auch, dass es von seiner Seite nie ein konkretes Angebot an die Stadt gegeben hat, auf eigene Kosten einen Radweg anzulegen. Die Idee hätte er zwar mal im Gespräch aufgeworfen, mehr aber auch nicht.

Nun hofft er darauf, dass er seine Tankstelle noch ein paar Jahre weiterbetreiben kann. Eine Verlängerung von bis zu sieben Jahren schwebt ihm vor, dann seien auch Investitionen in die Anlage wieder sinnvoll. Und Schmitz könnte in Ruhestand gehen. In den vergangenen Jahren habe er aufgrund der unklaren Aussichten so gut wie nichts mehr investitiert, räumt er ein. Ob sich eine Mehrheit des Stadtrats auf einen Kompromiss einlässt, dürfte sich in den nächsten Tagen abzeichnen. Am Montag beraten die Fraktionen.

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