Zu früh zu Ende
„Surface Sky“ heißt eine relativ junge Band aus Trier, die aus dem üblichen „Postpunkrock, Metal und ein bisschen Ska“-Schema herausfällt und sich lieber an Poprock mit einer Prise Elektronik versucht, dabei aber Alternative genug ist, um nicht in den Verdacht zu geraten, nach Mainstream-Klingelton-Radio zu klingen. Vor wenigen Tagen stellte das Trio seine neue, leider nur vier Stücke umfassende EP „Thousand Eyes“ im Kasino am Kornmarkt vor.
Die Stimmung im wie immer schönen Club ist am frühen Abend eher familiär, die Kronleuchter einen Tick zu hell und die plüschigen Sessel noch zu bequem, um das Tanzbein zu schwingen. Die Vorbands sind gut bis sehr gut und rocken eigentlich den Saal, aber der kriegt das irgendwie nicht mit.
Die meisten im Publikum sind wegen „Surface Sky“ erschienen – und bekommen schließlich, als die drei Musiker am späten Abend unter viel Applaus die Bühne betreten, das geboten, was sie sehnsüchtig erwartet haben: sehr gut gemachte Pop- und Rockmusik mit 80er-Jahre-New-Wave-Touch und dezenten Synthiesounds. Ein bisschen „The Killers“, ein bisschen „The Stills“, aber insgesamt sehr eigenständig und von eigenen Ideen getragen.
Die Band ist entspannt und spielt professionell, die Stücke sind gut genug, um Hits sein zu können, die Stimme von Sänger und Gitarrist Henrik Dewes ist so auffällig wie merkenswert. Bassist Marvin Walda bildet zusammen mit Schlagzeuger Michael Weber eine tighte Backline, die fett unter den Songs pumpt und schiebt. Hier merkt man, dass die Band schon über einige Erfahrung verfügt, und warum sie bei dem ein oder anderen Talentwettbewerb wie dem „Rockbuster“ ganz weit vorne landen konnte. Die Jungs sind einfach gut.
Auf soundcloud.com firmiert ihre Musik unter Electro-Rock – was man halt so schreibt, wenn es sonst keiner tut. Electro kann man heraushören, wenn man damit Songs meint, die von schönen Synthie-Melodien getragen und von Marvin Walda mit sphärischen Sounds unterlegt werden; Rock sowieso, wenn verzerrte Gitarren generell unter diesen Verdacht fallen und die Drums von Michael Weber so entschlossen klingen, als ginge es ums große Ganze.
Vielleicht auch noch Indie-Pop, wenn schon eine Schublade gefunden werden muss für das Talent, große Gesten in kleine Songs zu packen, ohne peinliche Posen zu produzieren. Pop muss ja nicht immer Miley Cyrus sein, sondern kann auch nach vorne gehen und Spaß machen. Und ja, auch rocken. „Surface Sky“ kriegen das sehr gut hin.
Auf ihrer EP „Thousand Eyes“, aufgenommen und produziert von Andreas Heinen im M.o.S. Recording Studio in Bitburg, sind zwar nur vier Titel zu finden, aber die haben die nötige Qualität und Energie, um der Band einen weiteren Schub nach vorne zu verpassen. Die Songs wechseln von echten Rockern wie „Thousand Eyes“ und „Hallways“, die sofort auf den Punkt kommen und dann nicht mehr loslassen, zum hymnischen, von Synthieparts dominierten „Deep Inside“ (kann zudem mit einem undoofen „Sing mit der Band Vokale“-Teil punkten) bis zum eher balladesken „Trust“, das zum Ende hin mit rockigen Breitwandgitarren noch einmal Fahrt aufnimmt. Und dann ist die EP auch schon vorbei. Schade.
von Uwe Reinhard