Stadtwerke planen Einstieg in den Fernbusverkehr

Die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Trier planen den Einstieg in den Fernbuslinienverkehr: Gemeinsam mit dem luxemburgischen Unternehmen Voyages Emile Weber will man eine Verbindung von Luxemburg über Trier und Mainz nach Frankfurt anbieten. Weber und die Stadtwerke möchten hierfür schon bald eine neue Gesellschaft zu gründen. Eine Vorentscheidung könnte bereits in wenigen Tagen fallen. Unterdessen sorgt die geplante Streichung der IC-Verbindungen auf der Moselstrecke und nach Luxemburg weiter für Diskussionen. Im Großherzogtum hat man keinerlei Verständnis für die Pläne der Deutschen Bahn AG, „mit Erstaunen“ habe die luxemburgische Regierung diese zur Kenntnis genommen, erklärte Infrastrukturminister Claude Wiseler. Nach Angaben seines Ministeriums überweist sein Land jährlich 800.000 Euro an den deutschen Konzern, damit dieser Luxemburg mit IC-Zügen ansteuert.

LUXEMBURG/TRIER. Claude Wiseler ist ein Mann mit Stil, im Kabinett Jean-Claude Junckers führt er seit zwei Jahren ein Superministerium für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur. Damit ist der Christsoziale auch für die Verkehrspolitik seines Landes zuständig. Als Sorbonne-Absolvent versteht Wiseler sich auf diplomatische Formulierungen, eine solche wählte der 51-Jährige nun auch mit Blick auf die Pläne der Deutschen Bahn: „Mit Erstaunen“ habe die luxemburgische Regierung „zur Kenntnis genommen“, dass die IC-Verbindungen der DB AG nach Luxemburg bereits zum 11. Dezember nahezu komplett gestrichen werden sollen. „Der Wegfall der von Luxemburg mit rund 800 000 Euro finanzierten IC-Züge würde spürbare Löcher in den Taktfahrplan reißen“, warnt Wiseler, „die gute Anbindung an das deutsche Fernverkehrsnetz würde verloren gehen und die Attraktivität der Moselstrecke sicherlich Auswirkungen auf die Nachfrage haben“. Er habe sich in der Angelegenheit auch bereits an seinen Berliner Amtskollegen Peter Ramsauer gewandt.

Soweit, die Finanzierungszusage Luxemburgs für den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Igel und Wasserbillig zurückzuziehen, geht Wiseler indes nicht. Würde das Nachbarland nicht acht der voraussichtlich 19 Millionen Euro beisteuern, die schon für 2012 zugesagte Realisierung des Projekts, das Ramsauer kurz nach seinem Amtsantritt wieder infrage stellte, käme wohl nie. Für Luxemburg stehe es „weiterhin außer Frage, dass der zweigleisige Ausbau unumgänglich ist“, betonte Wiseler nun gegenüber 16vor. Die deutsch-luxemburgische Arbeitsgruppe komme gut voran in ihren Bemühungen, eine „dahingehende Absichtserklärung bis Ende Oktober 2011 zur Unterschrift vorlegen zu können“. Nach dem aktuellen Planungsstand soll die Strecke bis Mitte Dezember 2014 zweigleisig befahrbar sein. Im Nachbarland geht man fest davon aus, dass dieser Termin auch eingehalten wird: Schließlich startet im Dezember 2014 der Rheinland-Pfalz-Takt 2015, dann soll es stündlich durchgehende Züge von Luxemburg nach Koblenz geben.

SWT-Sprecher: „Wir denken weiter“

Viel früher könnte der Bahn auch in der Region Trier neue Konkurrenz erwachsen, und das nicht nur im Nahverkehr. Wie ein Stadtwerke-Sprecher am Dienstag auf Anfrage bestätigte, plant die SWT Stadtwerke Trier Verkehrs-GmbH, mit dem luxemburgischen Unternehmen Voyages Emile Weber eine gemeinsame Fernbusliniengesellschaft zu gründen. Wann diese ihren Betrieb aufnehmen soll, ist noch unklar und wird nicht nur in Trier entschieden. Denn das Gesetz der Bundesregierung, mit dem der Weg für eine Liberalisierung des Fernbuslinienmarktes geebnet werden soll, muss noch durch den Bundesrat, dessen Zustimmung noch keineswegs ausgemacht ist. Immerhin soviel wollten die Stadtwerke aber bereits verraten: Die Linie soll von Luxemburg nach Frankfurt über Trier, Birkenfeld, Kaiserslautern, Mainz Frankfurt/Flughafen verkehren. Auch soll es wohl auf Dauer nicht bei dieser Linie bleiben: „Wir denken weiter, aber im Moment hat die Umsetzung dieses Projektes oberste Priorität“. Sobald der Termin der Betriebsaufnahme feststeht, werde man das gesamte Produkt inklusive Fahrplan und Fahrpreisen vorstellen.

Bemerkenswert sind die Pläne auch deshalb, weil die Stadtwerke auf einen Partner setzen, der schon heute ein wichtiger Akteuer im regionalen Nahverkehr ist. Täglich sind auf den Straßen Triers Dutzende Busse des luxemburgischen Familienunternehmens Weber unterwegs, Hunderte deutsche Grenzgänger nutzen die Linie 118, um von der Mosel auf den Kirchberg und in Zentrum Luxemburg zu gelangen. Die Flotte des 1875 gegründeten Betriebs umfasst inzwischen mehr als 340 Fahrzeuge. Vor wenigen Wochen startete Emile Weber eine neue Linie 117, die von Trier über den Flughafen Findel nach Luxemburg führt.

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