„So ein Stipendium kommt gerade rechtzeitig“

Über eine finanzielle Unterstützung in Höhe von jeweils 3.600 Euro können sich die 40 Studierenden der Trierer Universität freuen, die am vergangenen Mittwoch im Rahmen einer feierlichen Übergabe in der Kapelle der Hochschule ihre Deutschlandstipendien erhielten. Zum ersten Mal nimmt die Uni damit an dem deutschlandweiten Stipendienprogramm teil, das je zur Hälfte vom Bund und von privaten Mittelgebern finanziert wird. Unumstritten ist das Programm nicht.

TRIER. Den „Grundstein für eine neue deutsche Stipendienkultur“ hatte Bundesbildungsministerin Annette Schavan im Sinn, als sie Anfang des Jahres in der Berliner Humboldt-Universität den Startschuss für das Deutschlandstipendium gab. Mittlerweile beteiligen sich rund drei Viertel aller deutschen Hochschulen an dem Förderprogramm für begabte und leistungsfähige Studierende. Sie haben seit Beginn des vergangenen Sommersemesters Fördermittel für insgesamt 4.793 Stipendien eingeworben. Mittelfristig soll das Deutschlandstipendium zu einer neuen Säule der Studienfinanzierung werden und rund 160.000 Stipendiatinnen und Stipendiaten, also acht Prozent aller Studierenden, unterstützen.

Seit diesem Wintersemester ist auch die Universität Trier dabei. Aus rund 300 Bewerbern wählte ein neunköpfiges Gremium 40 Studierende aus sieben verschiedenen Ländern und 19 unterschiedlichen Fächern aus, die ein Jahr lang mit 300 Euro pro Monat unterstützt werden. Die Nikolaus-Koch-Stiftung und die Sparkasse Trier übernahmen hierfür die Hälfte der finanziellen Mittel.

Wichtigstes Kriterium für die Vergabe der Stipendien waren herausragende Studien- oder Schulleistungen, doch auch gesellschaftliches Engagement und besondere persönliche Umstände wurden bei der Auswahl berücksichtigt. Am Mittwoch fand die Verleihung der Urkunden durch Universitätspräsident Michael Jäckel, Manfred Bitter von der Nikolaus-Koch-Stiftung und Peter Späth von der Sparkasse in der Kapelle der Universität statt.

Der besondere Wert des neuen Stipendienprogramms liegt für Jäckel vor allem darin, dass die Deutschlandstipendien nicht fachlich gebunden sind. „Während sich die Förderer von anderen Stipendienprogrammen oft eine Zweckbindung versprechen und nur einen bestimmten Fachbereich anwerben, sind die Deutschlandstipendien der Trierer Universität nicht fachlich gebunden“, erklärt der Universitätspräsident. „So können auch Studierende aus Fachbereichen gefördert werden, aus denen sich kein direkter Berufsweg ergibt.“ Jäckel sieht hier nicht nur eine Chance, die deutsche Stipendienkultur zu fördern, sondern auch ein Instrument, um die Universität in der Region besser zu verankern und Verbindungen zu Unternehmen zu stärken.

Dabei hatte es auch zunehmend Kritik an dem Prestige-Projekt der Bildungsministerin gegeben. Laut einem Spiegel-Online-Artikel hat der Bund bislang mehr Geld für Werbung und Schulungen rund um das Stipendienprogramm ausgegeben als für die Förderung der Studierenden. Der Freie Zusammenschluss von Studentenschaften (fzs) hingegen lehnt das Deutschlandstipendium aus sozialpolitischen Gründen ab. „Es bildet keinerlei Anreiz, ein Studium aufzunehmen, und zementiert soziale Unterschiede“, erklärt fzs-Vorstand Moska Timar. Außerdem fördere es das Auseinanderdriften der bundesdeutschen Hochschullandschaft, da Studierende in strukturschwachen Landstrichen durch die Abhängigkeit von der Wirtschaft schlechtere Chancen auf ein Stipendium hätten.

Auch die Fachhochschule Trier nimmt in diesem Jahr erstmals an dem Programm der Bundesregierung teil. Kommenden Dienstag findet dort die Übergabe von 23 Stipendien statt. Die Fachhochschule konnte neben der Sparkasse Trier und der Nikolaus-Koch-Stiftung noch sieben weitere private Stipendiengeber gewinnen.

Jannis Puhlmann

Anm. d. Red.: Ursprünglich war in diesem Artikel noch ein Abschnitt über eine Stipendiatin enthalten. Auf ihren Wunsch hin wurde er entfernt. (15. September 2019)

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