Sie wissen alles und ersehnen nichts

Für die größten Pascow-Fans: Die Limited Edition inklusive 180-Gramm-Vinyl, 20-seitigem Booklet, CD, Download-Code und einem 80-seitigen Buch im LP-Format.Die Party ist ein seltsamer Ort. Sehnsuchtspunkt als Gegenentwurf zur grauen Alltäglichkeit, hedonistisches Vehikel der eigenen Allüren oder Schattenspiel des eigenen, gar nicht mal so coolen Ichs. Die deutschsprachige Band der Stunde, die lakonischen Damen von „Die Heiterkeit“ beklagt auf „Daddy’s Girl“, dem aktuellen Hit: „Deine Partys sind furchtbar, es ist nicht zu fassen.“ Dass ausgerechnet Pascow nun diesen Ort/Zustand thematisieren und dabei sogar noch vermeintlich auf die Knie gehen und dienen („Diene der Party“), das muss erstmal verarbeitet werden. Oder ist mittlerweile in Punk-Zusammenhängen ein gepflegtes „Hast du überhaupt gedient?!“ schon eine vollkommen normale Ausdrucksweise und wir haben’s nur nicht mitbekommen?

Antworten bietet der Titeltrack, eine drohend grollende 150-Sekunden-Maschine von einem Song. Der Gesang changiert zwischen Verzweiflung und Dringlichkeit, textlich („Ohne Arbeit wärst du viel, viel, viel zu klein“) geht es gerade heraus. Disco-Bündnisse schmieden Pascow also auch auf ihrem fünften Album nicht, am Ende der Nacht wird wie immer zu Fuß nach Hause gegangen und so wie bereits die Entwicklung von „Nächster Halt, gefliester Boden“ zu „Alles muss kaputt sein“ eine dramatische war, ist „Diene der Party“ erneut ein Quantensprung.

So nervös zuckend und mit zusammengebissenen Punkten auf den Punk(t) rocken derzeit zwischen Flensburg und Passau nur noch die Stuttgarter Durchstarter von „Die Nerven“ (Aktuelles Album: „Fun“). Pascow, die dank der Kollegen von „Love A“ Trier mittlerweile zum Punk-Hotspot der Republik gemacht haben, fügen auch nach fünfzehn Jahren „Irgendetwas stimmt nicht“ dem eigentlich totgespielten Genre „Deutschpunk“ neue Facetten hinzu. Sei es in der Neuinterpretation vertraut klingender Songstrukturen („Die Realität ist schuld, dass ich so bin“) oder der frischen Weiterentwicklung des Themas „Dancepunk“ („Castle Rock“). Nennen wir das Kind beim Namen: Pascow wissen alles und ersehnen nichts. Meist ist es umgekehrt.

„Diene der Party“ erscheint in drei Versionen. Als CD, als Vinyl plus Downloadcode und als Limited Edition inklusive 180-Gramm-Vinyl, 20-seitigem Booklet, CD, Download-Code und einem 80-seitigen Buch im LP-Format. Darin finden sich Songtexte, Live-Fotos und Texte verschiedener Autoren wie Bela B., Jan Off und Dirk Bernemann, die lediglich anhand eines Pascow-Songtitels Ernsthaftes, Prosaisches und Absurdes zu Papier brachten.

Die bereits ausverkaufte Releaseparty und der Auftakt zur „Kurz vor Panik“-Tour findet am Freitag im Exhaus statt. Die deutschlandweite Tournee führt Pascow an elf Abenden unter anderem nach Berlin, Hamburg, Dresden und Köln.

Marco Fuchs

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