Kewes will Grüne in Kommunalwahl führen
Vor fünf Jahren trat Petra Kewes erstmals für den Stadtrat an, nun will sie ihre Partei als Spitzenkandidatin in die Kommunalwahl führen. Sie werde sich an diesem Samstag um Listenplatz 1 der Grünen bewerben, bestätigte sie auf Anfrage gegenüber 16vor. Kewes genießt aufgrund ihres sachbezogenen Politikstils auch bei anderen Fraktionen Ansehen. Vor wenigen Wochen erst rückte sie an die Spitze des Grünen-Kreisverbands, der mit zwei Rücktritten binnen eines Jahres von sich Reden gemacht hatte. Unterdessen bereiten zwei lang gediente Ratsmitglieder der Grünen nach bislang unbestätigten Informationen ihren Abschied aus der Kommunalpolitik vor: Gerd Dahm und Uschi Britz wollen demnach nicht mehr antreten. Ob die Partei bei der OB-Wahl im Herbst mitmischen wird, scheint derweil noch völlig offen.
TRIER. Keine hielt es länger als sie im Rat, nur Ursula „Uschi“ Britz zog es über drei Jahrzehnte zum Augustinerhof. Als die Grünen 1984 erstmals für den Trierer Stadtrat kandidierten, posierte auch die Germanistin und Theaterpädagogin bereits für das Wahlkampffoto, gemeinsam mit Mitstreitern wie Richard Leuckefeld. Doch während sich der Buchhändler zwischendurch eine kommunalpolitische Auszeit gönnte, um dann 2009 zurückzukehren, blieb Uschi Britz ununterbrochen dabei und managte die Grünen im Rat als deren Parlamentarische Geschäftsführerin. Nun will sie aufhören, heißt es aus Parteikreisen. Britz selbst war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Für die Grünen ging es seit ihrem erstmaligen Einzug in den Rat lange nur aufwärts: von 6,9 Prozent bei der Stadtratswahl 1984 über 10,3 (1989) bis 11,5 (1994). 1999 verzeichnet man einen leichten Rückschlag und büßte einen Prozentpunkt ein. Doch auf diesen Dämpfer folgte fünf Jahre später der Triumph mit 17,3 Prozent, und dass dieser vor fünf Jahren unter den Spitzenkandidaten Anja Reinermann-Matatko und Gerd Dahm mit 17,8 Prozent noch einmal getoppt wurde, konnten selbst viele Grüne anfangs nicht glauben. Das sensationelle Ergebnis vom letzten Mal zu halten, dürfte bei der nächsten Kommunalwahl schwer werden für die Grünen; zumal der demoskopische Höhenflug auf Bundesebene längst gebrochen ist und mit den Piraten eine Partei antritt, die auch manchen potenziellen Grünen-Wähler in Versuchung führen könnte. Zudem hat sich die Ausgangslage für die Partei deutlich verändert, seit man mit Angelika Birk an der Verwaltungsspitze Verantwortung trägt. Auf die in die Kritik geratene Bürgermeisterin will man bei den Grünen indes nichts kommen lassen: Angelika Birk habe die Stadt „entscheidend vorangebracht und notwendige Veränderungsprozesse in Gang gesetzt. Wir haben keine Zweifel daran, dass die Entscheidung für Angelika die richtige war“, erklärte Wolf Buchmann im Januar und betonte, dass sich Partei und Fraktion in dieser Bewertung einig seien.
Wie einig sich die Grünen bei der Aufstellung ihrer Liste für den Stadtrat sein werden, wird sich an diesem Samstag im „Café Balduin“ zeigen. Anders als bei den anderen etablierten Parteien wie SPD und CDU ist bei den Grünen erfahrungsgemäß schon bei der Besetzung der vorderen Plätze mit mehreren Kandidaturen zu rechnen. Allerdings scheint auch ziemlich wahrscheinlich, dass es um die Spitzenkandidatur kein Gerangel mehr geben wird. Hier gilt Petra Kewes als gesetzt. Sie werde sich um Listenplatz 1 bewerben, kündigte die Betriebwirtin auf Nachfrage gegenüber 16vor an. Kewes zählt bei den Grünen noch zu den jüngeren Gesichtern und hat doch schon eine beachtliche Karriere hinter sich. Als einziges aktuelles Mitglied ihrer Fraktion neben Gudrun Backes gehörte die Neu-Mariahoferin dem Rat vor 2009 noch nicht an. Rasch erwarb sie sich in den eigenen Reihen und darüber hinaus Respekt, wohl auch, weil ihr jeglicher Hang zum Inszenieren ihrer selbst abgeht und populistische Zuspitzungen ihr nicht liegen. Im Januar wurde sie zur neuen Sprechern des Kreisvorstands der Grünen gewählt und konnte als eine ihrer ersten Amtshandlungen gleich zwei neue Mitglieder begrüßen: Anja Reinermann-Matatko und Dominik Heinrich. Die Geografin und der Architekt gehören seit vielen Jahren dem Rat an, doch bis Januar waren sie formal als Parteilose unterwegs. Dass Reinermann-Matatko und Heinrich bei der Kommunalwahl wieder antreten werden, haben sie bei dieser Gelegenheit schon deutlich gemacht. Auch wird damit gerechnet, dass Ratsmitglieder wie Richard Leuckefeld und Reiner Marz wieder antreten werden.
Unterdessen zeichnet sich ein weiterer prominenter Abgang ab: Gerd Dahm. Der Sonderpädagoge war einige Jahre lang Wortführer der Grünen am Augustinerhof, nun will er dem Vernehmen nach nicht wieder antreten. Dahm hatte maßgeblichen Anteil am Zustandekommen des Ampelbündnisses nach der Kommunalwahl 2009. Als er sich im März 2011 allzu ausgelassen über den Rauswurf der Liberalen aus dem Mainzer Landtag freute und 16vor hierüber samt Foto berichtete, brachte dieser Vorgang für FDP-Fraktionschef Dr. Karl-Josef Gilles das Fass zum Überlaufen. Kurz darauf verabschiedeten sich die Freidemokraten aus dem zu diesem Zeitpunkt schon zerrütteten Bündnis.
von Marcus Stölb