Nur kochen muss man noch selbst

Nach einem anstrengenden Arbeitstag noch in überfüllten Supermärkten einzukaufen und sich jeden Tag aufs Neue zu überlegen, was man heute wohl kocht – das kann nerven. Abhilfe schaffen neue Lebensmittellieferanten. Sie liefern die frischen Zutaten samt passender Rezepte bis nach Hause und versprechen ein stressfreies Kocherlebnis. Was in vielen deutschen Großstädten bereits erfolgreich läuft, ist jetzt auch in Trier gestartet.

TRIER/HAMBURG. Wer hat sich nicht schon einmal sein Essen vom Lieferservice nach Hause bringen lassen? Wenn es einmal schnell gehen muss, der Kühlschrank leer ist oder schlicht die Muße zum Kochen fehlt; längst schon ist das Pizzataxi ein fester Bestandteil im kulinarischen Alltag der Deutschen. Noch weitestgehend unbekannt ist dagegen das Konzept, mit dem Thomas Kiefer nun versucht, in Trier Fuß zu fassen: rezeptbasierte Lebensmittellieferung. Auf Bestellung werden die frischen Zutaten mitsamt den dazugehörigen Rezepten bis vor die Haustür geliefert. Das Versprechen: Man spart sich den stressigen Einkauf nach Feierabend, schleppt keine schweren Tüten durchs Treppenhaus und braucht sich einmal keine Gedanken zu machen, was denn heute auf den Tisch kommt. Nur kochen muss man noch selbst.

Die Idee hierzu ist bereits fünf Jahre alt und stammt ursprünglich aus Schweden. „Middagsfrid“ (übersetzt: Abendessenfrieden) heißt das 2007 gegründete Unternehmen, das seit zwei Jahren mit seiner Tochterfirma „KommtEssen“ auch Deutschland beliefert. Geschäftsführerin des deutschen Ablegers ist die Schwedin Lisa Rentrop. Sie brachte den alternativen Essensservice Anfang 2010 aus ihrem Heimatland nach Hamburg. „Die Nachfrage war hier so groß, dass bald darauf auch Berlin, München, Frankfurt und Köln folgten“, erklärt sie. Mit „KommtEssen“ setzt Lisa Rentrop vor allem auf das Umweltbewusstsein ihrer Kunden. „Klimaschlau geplante Tüten“ nennt Rentrop ihre Einkäufe, bei denen saisonale, regionale und BIO-Produkte bevorzugt verwendet und unnötige Konservierungsstoffe vermieden werden. „Wir bieten eben nicht nur den Service und die gute Qualität, sondern auch ein bisschen gutes Gewissen.“

Was gut läuft wird gern kopiert und so ist „KommtEssen“ längst nicht mehr das einzige Unternehmen, das auf die durchgeplanten Tüten setzt. Der Trierer Thomas Kiefer versucht derzeit einen ähnlichen Lieferdienst in Trier zu etablieren. Dass er mit seiner Geschäftsidee nicht der Erste ist, wusste der 32-Jährige zunächst nicht. Die zündende Idee kam ihm bei seiner früheren Tätigkeit als Leiter einer Kindertagesstätte. „Hier hatte ich viel mit alleinerziehenden und berufstätigen Müttern zu tun“, erzählt er. „Denen fehlt oftmals Zeit und Muße, nach einem anstrengenden Arbeitstag noch in überfüllten Supermärkten einkaufen zu gehen. Da wird dann schnell aus Zeitmangel und Bequemlichkeit zum Fertiggericht gegriffen.“ Kiefer witterte eine Marktlücke und machte sich kurzerhand selbstständig. Die Rezepte wurden aus dem Freundes- und Verwandtenkreis zusammengetragen, eine Internetpräsenz wurde aufgebaut und die Hygienebestimmungen studiert. Nun steht „Kiefer – Lebensmittel- und Zutatenlieferant“ in den Startlöchern, um Trier und Umgebung Kochen ohne Einkauf und Kochbuch zu ermöglichen.

Die ersten Kunden hat er schon. Besa Kadre aus Trier hat den Lieferdienst zum wiederholten Male genutzt und erklärt, wie er funktioniert: „Ich habe gleich drei Mahlzeiten für die nächsten drei Tage bestellt. Man macht einfach einen Liefertermin aus und am nächsten Tag kommen die passenden Zutaten, beschriftet und genau portioniert, mitsamt der Kochanleitung zu Hause an.“ Welche Gerichte für die nächsten Tage auf dem Speiseplan stehen, zeigt ein Wochenplan im Internet an. Basiszutaten wie Pfeffer, Salz und Öl müssen in der heimischen Küche bereits vorhanden sein. Die berufstätige Mutter will den Lieferdienst auch zukünftig nutzen. „Die Gerichte waren alle schnell und einfach zuzubereiten und auch die Qualität der Lebensmittel war in Ordnung.“

Fragt sich nur, ob Trier auf den Trend anspringt. Dass das Modell in Ballungsräumen wie Berlin oder München funktioniert, ist jedenfalls kein Garant für einen Erfolg in Trier. Zweifel an seiner Geschäftsidee hat Thomas Kiefer jedoch keine. „Gesunde und ausgewogene Ernährung ist doch ein immer größerer Faktor in unserer Gesellschaft“, so Kiefer. „Dazu biete ich meinen Kunden Zeitersparnis und Komfort, sodass diese sich ganz aufs Kochen konzentrieren können.“ Immerhin, unerschwinglich ist der Komfort nicht. Jedenfalls deutlich günstiger als das gesundheits- und umweltbewusste schwedische Original. 35 Euro plus 6,50 Euro Liefergebühr zahlt man in dieser Woche für drei Mahlzeiten à vier Personen.

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