Miese Werte für Triers Fahrradklima

Am kommenden Dienstag wird der Stadtrat nach mehr als sieben Jahren Vorarbeit, Gutachten, Debatten und Bürgerbeteiligungen voraussichtlich das „Mobilitätskonzept 2025“ beschließen. Das enthält auch zahlreiche Maßnahmen für die Förderung des Radverkehrs. Welche davon am Ende umgesetzt werden, wird sich zeigen. Wie groß der Handlungsbedarf ist, machen die am Freitag präsentierten Ergebnisse des jüngsten ADFC-Fahrradklimatests deutlich. Wie schon 2005 schnitt die Moselstadt auch dieses Mal verheerend ab. Nur in drei Städten vergleichbarer Größenordnung wurden die Rahmenbedingungen schlechter beurteilt als in Trier. Aus der Perspektive von Radfahrern sieht Deutschlands älteste Stadt im bundesweiten Vergleich einmal mehr sehr alt aus.

TRIER. Es gehe um die „subjektive Einschätzung hinsichtlich von für den Radverkehr wesentlichen Punkten“, erläutert der Allgemeine Deutsche Fahrradclub, „das Konzept sieht vor, dass nicht ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung an der Erhebung teilnimmt (d.h. auch Nichtradfahrer), sondern ein möglichst breiter Kreis an Viel- und Gelegenheitsradfahrern“. Im Klartext: Die Radfahrer bewerteten die Verkehrsbedingungen aus ihrer Sicht, und die Ergebnisse des Fahrradklimatests sind nicht repräsentativ. Man könnte also durchaus darüber streiten, wie aussagekräftig das Zahlenwerk überhaupt ist, das der ADFC am Freitag in Berlin vorlegte. Doch die Resultate allein als das Ergebnis gesammelter Befindlichkeiten abzutun, scheint wenig zielführend. Denn es kommt nicht von ungefähr, dass auch bei diesem Fahrradklimatest jene Städte besonders gut abschnitten, deren Infrastruktur von Fachleuten immer wieder als beispielhaft ins Feld geführt wird.

So bilden Münster, Freiburg im Breisgau und Karlsruhe in der Kategorie der Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern die Spitze. Daran ist nur einigermaßen überraschend, wie groß der Sprung Karlsruhes ist, das sich im Vergleich zu 2005 vom zehnten auf den dritten Platz vorarbeitete. Die Stadt in Nordbaden belegte denn auch den Spitzenplatz in der Kategorie „Aufholer“, ihr wird vom ADFC eine „weit überdurchschnittlich erfolgreiche Entwicklung“ attestiert. Man würde derartiges auch gerne über Trier lesen, allein die Ergebnisse der Untersuchung gaben das nicht her. Stattdessen reichte es am Ende nur für eine „durchschnittliche Entwicklung“. Weil aber der Nachholbedarf erheblich und die Lücken in der Infrastruktur enorm sind, schnitt Trier insgesamt erneut sehr bescheiden ab.

Bei den Städten mit einer Größenordnung von 100.000 bis 200.000 Einwohnern landete man mit einem Durchschnittswert von 4,54 auf Platz 39 von 42. Nur Siegen, Bergisch Gladbach und Pforzheim schnitten noch schlechter ab. 271 Interviews flossen in die Untersuchung ein, und schaut man in die Detailergebnisse, dann werden die Schwachstellen deutlich. Das „Falschparken auf Radwegen“ wurde ebenso als besonderes Ärgernis ins Feld geführt, wie die mangelnde „Breite der Radwege“. Besonders schlechte Noten gab es außerdem für die Führung des Radverkehrs an Baustellen, die Reinigung von Radwegen und den Winterdienst. Immerhin scheint aber das Thema Fahrraddiebstahl für Triers Radler nicht zu den drängendsten Problemen zu zählen, und auch für die Wegweisung und was Konflikte mit Fußgängern anbelangt, fiel die Beurteilung etwas besser aus. Bei der Frage nach der Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer ist das Ergebnis jedoch wieder ernüchternd: Auf einen Wert von 4,74 kam die Untersuchung im Fall von Trier. Zum Vergleich: Im niedersächsischen Oldenburg (2,67) oder in Erlangen (2,71) fühlen sich Radfahrer deutlich stärker akzeptiert.

Eine schwache Beurteilung gab es auch für das Thema Abstellanlagen, dabei ist dies einer der wenigen Bereiche, bei denen sich in den vergangenen Jahren einiges getan hat in Trier. Ansonsten jedoch trat die Förderung des Radverkehrs weitgehend auf der Stelle, sieht man von neuen Bordsteinradwegen im Zuge von Ausbaumaßnahmen wie zuletzt in der Herzogenbuscher Straße ab. Eine der wesentlichen Verbesserungen brachte die Ausweitung der Zeiten, in denen man mit dem Fahrrad die Fußgängerzone passieren kann, doch liegt diese bereits mehr als drei Jahre zurück. Den Eindruck, dass die Stadt beim Radverkehr in die Gänge kommt, hatten die Teilnehmer der ADFC-Untersuchung jedenfalls nicht. In der Kategorie „Förderung in jüngster Zeit“ kam Trier auf einen Wert von 4,8.

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