Meinung: Selbst ausgebremst

Es gab gute Gründe für den Petrisbergaufstieg, doch selbst Befürworter rechneten nicht mehr damit, dass dieser jemals gebaut würde; nicht in einer Stadt, in der selbst kleinste Verbesserungen für den Umweltverbund auf sich warten lassen. Sollten sich Rat und Verwaltung von dem Großprojekt verabschieden, wäre das kein Drama – wenn im Gegenzug endlich die vielen anderen Baustellen angegangen würden. Der Verdruss der Trierer über immer neue Studien und Konzepte ist gewaltig. Mag Papier geduldig sein, die Geduld der Bürger ist nicht unbegrenzt.

Rainer Brüderle wollte es schon immer gewusst haben, und auch die vormalige UBM und heutige FWG wird sich bestätigt fühlen, lehnte sie das Vorhaben doch immer ab. Schon in den 90ern prophezeite der damalige Mainzer Verkehrsminister, dass sich der seinerzeit noch als „Spurbus“ firmierende Petrisbergaufstieg volkswirtschaft wohl nie rechnen würde und deshalb keinerlei Realisierungschancen habe. Das Schreiben des Liberalen sorgte für Wirbel, doch Skepsis begleitete das Projekt eh seit jeher – vor allem der Dimensionen und der benötigten finanziellen Mittel wegen.

Dass OB Klaus Jensen (SPD) und Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) das Vorhaben weiter verfolgten und sich auch eine deutliche Mehrheit des Stadtrats dafür aussprach , mag man ihnen dennoch nicht zum Vorwurf machen. Denn das Problem weiter wachsender Verkehrsströme zwischen Talstadt und Höhenstadtteilen bleibt, weil sich an der Anbindung über die beiden Nadelöhre Olewiger Straße und Aveler Tal auf lange Zeit nichts ändern wird.

Wirklich ärgerlich wird das Ganze vor dem Hintergrund, dass in der Trierer Verkehrspolitik seit langem Stillstand herrscht. Sicher, die Loebstraße wird bald saniert und die dritte Spur auf der „Bitburger“ ist in wenigen Monaten Realität; auch in der Neustraße bewegt sich etwas, wenn auch erst auf neuerlichem Druck der Anlieger. Doch der Nahverkehr tritt auf der Stelle und legte in der Vergangenheit wiederholt den Rückwärtsgang ein; für Radfahrer haben sich die Rahmenbedingungen nicht in dem Maße verbessert, wie dies auch bei begrenzten Finanzen möglich gewesen wäre; und größere Straßenneubauprojekte stehen aus gutem Grund nicht mehr zu Debatte – es fehlt Bund, Land und Stadt das Geld.

Aber es fehlt dem Trierer Stadtvorstand erkennbar auch der politische Wille, im Kleinen Verbesserungen auf den Weg zu bringen, die vielen Menschen im Alltag große Erleichterung brächten. Seit dem Amtsantritt Jensens und Kaes-Torchianis vor fünf Jahren wird stattdessen immer wieder das Mobilitätskonzept 2025 ins Feld geführt – vor dessen Fertigstellung  werde man mit isolierten Maßnahmen keine Fakten schaffen, heißt es. So wurde die Politik immerfort ausgebremst und die Menschen mussten das Gefühl gewinnen, das nichts voran geht. Bald soll das Konzept endlich vorliegen, doch was nützt ein durchdachter Katalog, wenn die dort beschriebenen Maßnahmen nicht zeitnah umgesetzt werden?!

Nach Abmoderation des Moselaufstiegs und wahrscheinlichem Aus für den Petrisbergaufstieg müssen Verwaltung und Rat deshalb umgehend erklären, welche Vorhaben sie nun zügig umsetzen werden. An Projekten mangelt es nicht: Von einer besseren Anbindung des Hauptbahnhofs für den Radverkehr über die seit Jahren beschlossenen Nord-Süd- und West-Ost-Verbindungen bis hin zur Busbeschleunigung, dem Moselbahndurchbruch und der mehr als überfälligen Sanierung der völlig maroden Kürenzer Straße reicht die Liste. Und dann gibt es da noch den seit Jahren geforderten Zugang des Hauptbahnhofs vom Osten her, der zahlreichen Pendlern und Reisenden lange Umwege ersparen und viele Autofahrten vermeiden würde. In der Vergangenheit wurde diese Maßnahme mit Verweis auf den Petrisbergaufstieg abgelehnt, dieses Argument zieht nun nicht mehr.

Was die Anbindung der Höhenstadtteile anbelangt: Solange keine Lösung für eine spürbare Entlastung von Aveler- und Olewiger Tal gefunden und umgesetzt wurde, darf die Stadt dort kein neues Bauland mehr ausweisen.

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