Klare Ansagen

TrikiReporterKleinDie Fahrgäste der SWT-Verkehrsbetriebe hören seit ein paar Monaten Stimmen – die von Martin, Lea, Mona, Anna und Charlotte. Die Reporter des Trierer Kinderbüros „triki“ haben die Namen der rund 400 Haltestellen des gesamten SWT-Liniennetzes eingesprochen. Mit den automatischen Ansagen wirkt der ÖPNV der Moselstadt nicht nur betont freundlicher, sondern und auch ein  klein wenig großstädtischer – dank des Gong-Tons wähnt man sich beinahe wie in einer S-Bahn. Vorbei jedenfalls die Zeiten, als die Haltepunkte nur nach Lust und Laune des jeweiligen Fahrers angekündigt wurden und man bisweilen schon sehr genau hinhören musste, welche Ansage da über den Lautsprecher kam. 16vor traf die triki-Reporter und sprach mit ihnen über schier unaussprechliche Straßennamen, klare Ansagen, und warum es eine Haltestelle „Pallaststraße“ gibt.

TRIER. Anna ist um Worte nicht verlegen, doch sich selbst reden hören sei ihre Sache nicht, sagt sie. Besteigt die 12-Jährige morgens den Stadtbus, der sie zur Schule bringen wird, beschleicht Anna noch des Öfteren ein sonderbares Gefühl. „Ich denke dann: Hoffentlich merken die nicht, dass ich es bin“. Mit „die“ meint sie ihre Mitschülerinnen vom Angela-Merici-Gymnasium. Allerdings wissen von denen schon einige Bescheid. Ihnen gegenüber kann und will Anna nicht mehr verheimlichen, dass es auch ihre Stimme ist, die aus dem Off kommt. „Langflur“ hören die Fahrgäste, „Kreuzflur“, „Brettenbach“, oder „auch Januarius-Zick-Straße“. Anna muss jetzt lachen. Die Januarius-Zick-Straße habe ihr ganz schön zu schaffen gemacht, erzählt sie, der Name sei ja „fast ein Zungenbrecher“.

Es gab Zeiten, da sagten die jeweiligen Busfahrer schon mal die nächste Haltestelle an. Die Ansage kam live, doch je nach Ausmaß der moselfränkischen Sprachfärbung, Lust und Laune des Fahrers oder auch dem jeweiligen Zustand des technischen Geräts kam davon nicht mehr viel an bei den Fahrgästen. Auswärtigen halfen die Durchsagen denn auch oft nicht weiter, irgendwann vernahm man sie auch immer seltener, inzwischen gar nicht mehr – ohne den Eindruck zu haben, wirklich etwas zu vermissen. Doch allein darauf zu hoffen, der Fahrgast wisse schon wann es Zeit ist, auszusteigen, wäre nicht mehr zeitgemäß und obendrein wenig kundenfreundlich. Deshalb gibt es nun in immer mehr Bussen der Stadtwerke Innenanzeigen, welche die nächsten fünf Haltestellen anzeigen. Das soll insbesondere ortsunkundigen Fahrgästen die Orientierung erleichtern. In mehr als 20 Bussen gibt es zudem automatische Ansagen, wie sie in U-, S- oder auch Regionalbahnen üblich sind. Während man allerdings andernorts auf die Stimmen Erwachsener hört, geben bei den Trierer Stadtwerken Schülerinnen und Schüler den Ton an. „Die Kinderstimmen sind lebendig, sehr gut verständlich und helfen uns, die Busfahrt für unserer Fahrgäste kurzweiliger zu gestalten“, erklärt Knut Hofmeister, der bei den SWT im Bereich Verkehr für den Fahrdienst und Vertrieb zuständig ist.

Das Ganze noch lebendiger macht der Umstand, dass die triki-Reporter nicht etwa komplette Linien eingesprochen haben, sondern Listen, auf denen die Namen der Haltestellen in alphabetischer Reihenfolge standen. Wenn etwa Martin am Weidengraben in die Linie 3 steigt, kann es schon mal vorkommen, dass er bis zu seiner Zielhaltestelle  am Hauptbahnhof nicht nur seine eigene, sondern auch gleich noch die Stimmen von Lea, Charlotte, Mona und Anna hört. Aber anders als Anna, die schon häufig auf ihre Ansagen angesprochen wurde, kann Martin derartiges von sich noch nicht berichten. „Meine Stimme ist auch ein bisschen unerkennbarer“, sagt er und lässt offen, ob er dies nun eher bedauert oder nicht. Das Einsprechen hat ihm jedenfalls Spaß gemacht, auch wenn Martin bisweilen an seine Grenzen stieß. „Bei mir klang ein Straßenname irgendwie wie Wischmobstraße. Da habe ich bestimmt 30 Versuche gebraucht“, erzählt er belustigt. Welche Straße es war, weiß er heute nicht mehr.

Dass die Stadtwerke auf die triki-Reporter kamen, war Zufall – und auch wieder nicht. Annas Vater arbeitet bei den SWT, doch das allein hätte als Referenz kaum genügt. Vielmehr können Mona, Martin und die weiteren Kinderreporter einige Erfahrung im Einsprechen von Texten vorweisen. Regelmäßig produziert die Gruppe das „triki-Magazin“, das im Bürgerfunk OK54 läuft; ältere Sendungen sind auch auf Youtube abrufbar. „Wir haben die Listen bekommen, sie ein paar mal durchgelesen und dann aufgenommen“, berichtet Mona; „das ging eigentlich recht locker! Wir haben ja Erfahrung mit Einsprechen“. Wie Anna wurde auch sie schon des Öfteren darauf angesprochen, ob sie es war, die gerade die nächste Haltestelle ansagte. Manche wollten dann einfach wissen, wie sie auf das Projekt gekommen ist, erzählt die Waldorfschülerin. Manche Haltestelle habe man ausdrücklich auch auf Trierisch einsprechen dürfen, erzählt derweil Anna. Nicht auf Trierer Platt, sondern mit der für Auswärtige schon mal gewöhnungsbedürftigen Betonung. Beispielsweise bei der Palaststraße, die ein Trierer bekanntlich wie „Pallaststraße“ ausspricht. So sorgen die triki-Reporter dafür, dass in die klaren Ansagen auch ein wenig Lokalkolorit einfließt.

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