Initiative will Profil der Region Trier schärfen

Sie reicht von Üxheim bis Waldweiler, von Winterspelt bis Lötzbeuren, und geht es nach ihrer gleichnamigen Initiative, dann wird sich die Region Trier im überregionalen Wettbewerb bald besser behaupten. IRT-Chef Klaus Jensen und Vorstandsmitglied Dr. Manfred Bitter stellten jetzt das Arbeitsprogramm für die kommenden Monate vor. Geplant sind ein Relaunch der Homepage sowie eine neue Imagebroschüre und der Nachdruck der Kultur- und Freizeitkarte. Der Verein hat vor allem Fachkräfte im Visier, schließlich sind in der Region allein im gewerblichen Bereich 3.500 Stellen unbesetzt. Dass sich der Vulkaneifelkreis nun aus der Energieagentur der Region verabschiedet, soll die neue Dynamik der IRT nicht stören, hofft man.

TRIER. Sie soll auch künftig „5-Sterne-Region“ heißen, mit diesem Claim werde man weiter arbeiten, kündigten die IRT-Verantwortlichen am Dienstag an. Besagte fünf Sterne stehen für die Eifel, den Hunsrück, die Mosel und die Saar – und natürlich auch für die Stadt, die der Region ihren Namen gibt. Man muss das erklären, denn von den Menschen, die in der besagten Region leben, dürften nach wie vor die wenigsten wissen, was es mit den fünf Sternen auf sich hat; wie auch nur eine Minderheit wissen wird, was sich hinter der Initiative Region Trier e. V. verbirgt. Vor 18 Jahren von den Landkreisen Bitburg-Prüm, Bernkastel-Wittlich, Trier-Saarburg und Daun (Vulkaneifel) sowie der Stadt Trier, der Industrie- und Handelskammer, der Handwerkskammer und der Bitburger Brauerei gegründet, will die IRT die Zusammenarbeit unter den regionalen Akteuren verbessern, um so auch überregional Profil zeigen und sich im Wettbewerb der Regionen behaupten zu können.

Das klappte in der Vergangenheit eher schlecht als recht, und als der Überdruss bei einigen Mitgliedern ob der vielen guten Ideen aber wenigen konkreten Ergebnisse Überhand nahm, geriet der Verein in eine ernsthafte Krise und bis an den Rand des Abgrunds. Doch die IRT bekam gerade so noch die Kurve. Anfang letzten Jahres wurde die Organisationsstruktur „verschlankt“ – statt einer hauptamtlich besetzten Geschäftsstelle werden die Geschäfte seither von der IHK mit Unterstützung der HWK geführt. Parallel hierzu wurden die Mitgliedsbeiträge deutlich gesenkt. Statt zahlreicher  Arbeitskreise gibt es nun zwei Foren, die sich der „Wirtschaftsregion Trier“ und der „Kultur und Genussregion Trier“ widmen – was denn auch den Schwerpunkten der Vereinsarbeit entspricht. Das IRT-Budget beträgt indes nunmehr weniger als 50.000 Euro. Zum Vergleich: Vor Krise und Strukturreform standen noch mehr als 200.000 Euro zur Verfügung, doch damals gab es auch deutlich mehr Mitglieder als die aktuell rund 60, und die Beiträge waren höher.

Bitter verlangt Lückenschluss der A 1

Strukturen sind das eine, gemessen wird die IRT jedoch an ihren konkreten Ergebnissen. Das weiß auch Vorstandschef Klaus Jensen (SPD), der zur regionalen Zusammenarbeit keine Alternative sieht. „Wir brauchen die Region“, erklärte Triers Oberbürgermeister, denn es gebe kaum ein Politikfeld, auf dem man nicht gemeinsam agieren müsse.  „Wenn wir die Zusammenarbeit nicht hätten, wären wir verloren und verkauft“, so der OB. Jensen nannte beispielhaft die Verkehrspolitik – ein Feld, wo das konzertierte Auftreten gegenüber Land und Bund notweniger denn je ist, wie auch IRT-Vorstandsmitglied Dr. Manfred Bitter betonte. „Mainz ist weit“, erklärte der HWK-Hauptgeschäftsführer, und „ein Kleinklein“ führe zu nichts. Bitter erneuerte unter anderem die Forderung nach dem Lückenschluss der A 1, außerdem müsse die Region wieder besser an den Fernverkehr der Deutschen Bahn AG angeschlossen werden.

Doch beim Thema Verkehr gerät zumindest der IRT-Chef in die Zwickmühle, vor allem mit Blick auf den Trierer Moselaufstieg. Als OB lehnte Jensen das Vorhaben ab und liegt damit auf der Linie der rot-grünen Landesregierung – deren roter Teil sich bekanntlich vor der Landtagswahl 2011 noch für den Moselaufstieg und auch die Nordumfahrung ausgesprochen hatte. Die IRT habe da eine klare Position, griff Bitter den Ball auf, der Verein sei natürlich für den Moselaufstieg. Jensen erinnerte daran, dass sich eine Mehrheit des Stadtrats ebenfalls für den Bau dieser Straße ausgesprochen hat und er sowohl als OB wie auch als IRT-Chef diese Standpunkte nach außen vertreten müsse; seine persönliche Haltung habe demgegenüber zurückzutreten.

Während das Schicksal der großen umstrittenen Straßenbauprojekte dennoch völlig ungewiss bleibt, will die IRT mit kleinen Projekten erste konkrete Ergebnisse ihrer Arbeit produzieren. So wird derzeit eine neue Imagebroschüre vorbereitet, die helfen soll, Menschen jenseits der Region für diesen Landstrich zu begeistern. Das Vorhaben hat vor allem zum Ziel, Fachkräfte aus anderen Teilen Deutschlands und dem Ausland zu gewinnen. Laut Matthias Schmitt von der IHK sind im Kammerbezirk aktuell rund 3500 Stellen unbesetzt – allein im gewerblichen Bereich. Nun sind sowohl der Bekanntheitsgrad als auch das Image der Region stark optimierbar, wie ein jeder bestätigen kann, der einmal mit Menschen von außerhalb gesprochen hat.

Im direkten Wettbewerb können Eifel und Hunsrück beim Werben um Fachkräfte bislang nicht mithalten mit Metropolregionen wie Rhein-Neckar oder Rhein-Main, oder verkehrsgünstig besser gelegenen Zentren wie Freiburg oder Bonn. Doch auch die Stadt Trier hat es bis heute versäumt, sich über die Grenzen der Region hinaus als Standort zu profilieren. In anderen Teilen Deutschlands wird die Moselstadt von vielen noch immer als Provinznest am Rande der Republik wahrgenommen, das allenfalls als Ballungsraum römischer Ruinen und Tagestouristenmagnet lockt. Dass Trier aufgrund seiner Lebensqualität und Lage nahe Luxemburg mehr als nur mithalten kann mit den vielen vergleichbar großen Städten, wird andernorts kaum wahrgenommen.

Jensen zur Dauner Entscheidung: ein Riesenfehler

Jensen ist sich bewusst, dass die Entscheidung für einen Wohnortwechsel gerade bei qualifizierten Arbeitnehmern nicht mehr nur vom Gehaltszettel abhängt. Auch Faktoren wie das Angebot an Kitas sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen vor Ort sind mitentscheidend. „Wir haben das Ziel, die Region als modernen Wirtschaftsstandort und als attraktiven Lebens- und Kulturraum nachhaltig zu stärken“, kündigte der OB an. Dem soll eine neue Imagebroschüre, aber auch ein Relaunch der IRT-Homepage sowie der Nachdruck der Kultur- und Freizeitkarte dienen – Auflage: 50.000 Stück. Hochglanzbroschüren werde es aber keine geben, stellte Jensen klar. Und Schmitt machte deutlich, dass aufgrund des begrenzten Etats der IRT das Schalten von Anzeigen in überregionalen Medien undenkbar ist – es sei denn, es fänden sich Mitglieder, die solche Maßnahmen finanzierten. Tatsächlich kostet das Schalten einer einzigen Anzeige in Blättern wie der Frankfurter Allgemeinen Zeitung oder der Süddeutschen Zeitung sechsstellige Beträge. Bei der IRT setzt man darauf, auf Messen und anderen Veranstaltungen mit der Imagebroschüre ausreichend Publikum zu erreichen – fraglich ist, ob das reicht. Und auch nach Innen will man wirken, beispielsweise mit mehreren größeren Vortragsveranstaltungen, etwa zum Thema „Corporate Social Responsibility“. Ein weiterer Schwerpunkt laut Bitter:  Die regionalen Innovationspotenziale sollen gefördert werden, denn in diesem Punkt liege die Region nicht eben auf einem Spitzenplatz.

Und dann ist da noch die Mitgliederwerbung. Vom Höchststand ist man weit entfernt, jene fast 100 Mitglieder, welche die IRT vor einigen Jahren zählte, wird man so schnell nicht wieder erreichen. Doch ginge es nach Jensen und Bitter, dann würde zumindest der Vulkaneifelkreis bald wieder als Mitglied zur IRT zurückkehren. Am Mitgliedsbeitrag könne es jedenfalls nicht mehr scheitern – „nicht an den paar Tausend Euro“, so Bitter. Man wolle die Dauner nun „durch gute Arbeit davon überzeugen“, dass eine Rückkehr in den Verein Sinn mache, erklärte der HWK-Mann, um dann deutlich zu machen, dass er für das Verhalten dieses Landkreises inzwischen keinerlei Verständnis mehr hat: „So kommen wir nicht weiter“. Die neue Dynamik würden die Dauner aber nicht bremsen können. Auch nicht die Entscheidung des Vulkaneifelkreises, nun auch aus der Energieagentur der Region Trier auszusteigen. 15.700 Euro Jahresmitgliedsbeitrag bewogen eine Mehrheit des Kreistags aus CDU, Bürgerunion und FDP am Montagabend, diesen Beschluss zu fassen. „Ein Riesenfehler“, kommentierte OB Jensen das Votum kurz und knapp.

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