„Ich bin als Priester geweiht, nicht als Direktor“

Das Bistum Trier wird sich einen neuen Kommunikationschef suchen müssen: Stephan Wahl gibt zum 1. August die Leitung des Strategiebereichs „Kommunikation und Medien“ im Bischöflichen Generalvikariat ab. Der Monsignore versichert, dass er aus freien Stücken gehe: Er wolle sich wieder mehr der Seelsorge widmen, kündigte er am Dienstag an. Doch auch als Publizist will der 52-Jährige weiterarbeiten. Wahl äußerte sich in der Vergangenheit wiederholt kritisch zu innerkirchlich umstrittenen Themen. So lehnt er den Pflichtzölibat ab und verlangt einen anderen Umgang der Kirche mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen. Der frühere Bischof Reinhard Marx berief Wahl, der auch Domvikar ist, vor neun Jahren in die Bistumsleitung. Da hatte der gebürtige Bonner schon als ARD-Fernsehpfarrer von sich reden gemacht.

TRIER. Nein, versichert Stephan Wahl entspannt bei einem Cappuccino auf dem Kornmarkt, niemand habe ihn zu diesem Schritt gedrängt, schon gar nicht der Bischof. Auch wenn er und Stephan Ackermann in manchen Fragen unterschiedlicher Meinung seien – „ich hatte nie den Eindruck, ich müsste mich jetzt verbiegen“. Immer habe es mit beiden Bischöfen einen „offenen und fair-kritischen Umgang“ gegeben, betont Wahl, und überhaupt: Schon Reinhard Marx gegenüber habe er deutlich gemacht, dass er die Leitungsfunktion im Generalvikariat nur auf bestimmte Zeit übernommen habe. „Meine Karriere endete mit der Priesterweihe, alles andere sind wechselnde Aufgaben“, sagt Wahl und ergänzt: „Ich bin als Priester geweiht, nicht als Direktor“.

Dass Wahl mit seinem Abschied aus der Bistumsleitung ein letztes Mal für Schlagzeilen sorgt, darf gleichwohl bezweifelt werden. Mag der 2006 von Papst Benedikt XVI. mit dem Ehrentitel „Monsignore“ ausgestattete Priester künftig auch nicht mehr die Medienarbeit der ältesten Diözese Deutschlands verantworten, so wird er dennoch weiterhin ein gefragter Gesprächspartner sein. Denn Wahl bezog schon in seiner früheren Tätigkeit klar Position bei Themen, die für den Klerus durchaus heikel sind.  So sorgte er im Februar vergangenen Jahres für Aufsehen, als er sich in der ARD-Sendung „Wort zum Sonntag“ klar für die Abschaffung des Pflichtzölibats aussprach (wir berichteten). Diesen Standpunkt vertritt er nach wie vor: „Die unmittelbare Verbindung zwischen Zölibat und Amt ist für mich nicht zwingend“, erklärt er im Gespräch – und stellt doch klar: „auch wenn ich persönlich das Zölibat für eine absolut sinnvolle priesterliche Lebensform halte“.

Wahl will Wahlfreiheit, und er verlangt von der Kirche auch einen anderen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und homosexuellen Menschen.  Zwar wies der Monsignore bei seinen kritischen Wortbeiträgen immer wieder darauf hin, dass er nicht als Kommunikationschef des Bischofs sprach, sondern in seinem persönlichen Namen, doch erhielten seine Äußerungen natürlich nicht zuletzt aufgrund seiner bisherigen Funktion Gewicht. Wahl weiß, dass die Trennung zwischen Leitungsposten und Privatmeinung nicht immer klar zu ziehen war – insofern könne er künftig natürlich mehr sagen. Allerdings, dämpft Wahl sogleich mögliche Hoffnungen oder Befürchtungen, wolle er von seiner neuen Freiheit nun keinen besonders regen Gebrauch machen.

Dass er seinen Rückzug aus der Bistumsleitung vollzieht, begründet Wahl auch damit, dass er seine Aufgabe in der bisherigen Funktion als erledigt ansieht: „Meine Mission ist erfüllt“. Am Montag erst verkündete die Bischöfliche Pressestelle, dass sie erstmals die Stelle eines Redakteurs für Social Media und Multimedia geschaffen hat. Ernst Mettlach wird diese Aufgabe wahrnehmen. Auf die Frage, was sich das Bistum davon erhoffe, nun auch auf Facebook und bei Twitter unterwegs zu sein, erklärt Wahl: „Kirche hat da zu sein, wo Menschen sind“.

Wo er selbst ab August sein wird, sei noch völlig offen: Er werde nun eine Auszeit von voraussichtlich sechs Monaten nehmen. In dieser Zeit werde er Abstand gewinnen und sich neu orientieren. „Ich möchte wieder mehr in die Seelsorge rein“, kündigt er an, und dass schon jetzt klar sei, dass er die Hälfte seiner künftigen Arbeitszeit für publizistische Arbeit verwenden wolle. Er habe Ideen für Buchprojekte, sagt der Theologe, konkreter will er noch nicht werden. Wahl, der 1960 in Bonn geboren wurde und in Remagen aufwuchs, absolvierte nach seiner Priesterweihe eine Zusatzausbildung als Hörfunk- und Fernsehjournalist beim Saarländischen Rundfunk. SWR und SR waren Schwerpunkte seiner Arbeit als „Wanderprediger im Mediendschungel“, wie er sich selbst auf seiner Homepage bezeichnet. Von 1999 bis 2011 war er Sprecher der ARD-Reihe „Wort zum Sonntag“. Kaum vorstellbar, dass jemand wie Wahl völlig von der Bildfläche verschwinden wird.

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