Gneisenau-Projekte auf der Zielgeraden

Die Sanierung des Gebäudes Gneisenaustraße 38, in das die Verwaltung des Trierer Jobcenters einziehen wird, soll deutlich teurer werden als erwartet. Im Rathaus rechnet man mit Mehrkosten von fast einer halben Million Euro. Derweil ist die Eröffnung des „Hauses des Jugendrechts“ für August vorgesehen. Für den Westen der Stadt bringen die beiden Bauprojekte eine deutliche städtebauliche Aufwertung, doch ob auch das von Stadt und Studierendenwerk ebenfalls im Bering geplante Studentenwohnheim kommen wird, scheint derzeit völlig offen. Aufgrund der drastischen Mittelkürzungen im Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ habe man keine weiteren Maßnahmen konkretisiert, begründete Bürgermeisterin Angelika Birk (B90/Die Grünen) auf Anfrage die Ungewissheit.

TRIER-WEST. Das Gebäude ist ein Hingucker, und das nicht allein aufgrund seiner strahlend weißen Fassade. Zweieinhalb Jahre nach dem Startschuss für die Bauarbeiten steht das „Haus des Jugendrechts“ kurz vor seiner Fertigstellung. Der marode Mitteltrakt des Gebäudes wurde durch einen Neubau ersetzt, die denkmalgeschützten Eckelemente von 1899 aufwändig restauriert. Die Kombination aus alter Substanz und zeitgenössischer Architektur besticht. Im August soll das Gebäude nun auch endlich bezogen werden, dann werden Jugendstaatsanwälte, das Sachgebiet Jugend der Polizei, die Jugendgerichtshilfe von Stadt und Landkreis, das Jugendzentrum Don Bosco sowie der Verein Starthilfe e.V., der sich um die Wiedereingliederung straffälliger Jugendlicher kümmert, unter einem Dach arbeiten. Die räumliche Nähe soll dabei helfen, die Präventionsarbeit zu verbessern, die Ahndung von Straftaten zu beschleunigen und die Wiedereingliederung von verurteilten Jugendlichen in die Gesellschaft zu optimieren.

Im „Haus des Jugendrechts“ werden indes auch mindestens sieben Mitarbeiter des Trierer Jobcenters unterkommen. Das war so nicht vorgesehen, doch weil im Nachbargebäude, das ebenfalls aufwändig saniert wurde, der Platz nicht ausreichte, müssen ein paar Büros des Jobcenters ausgelagert werden. Ursprünglich waren für die Sanierung und den Umbau des Anwesens Kosten von 4.600.000 Euro veranschlagt. Im Gegensatz zum „Haus des Jugendrechts“, dessen Fertigstellung das zuständige Architekturbüro sogar für weniger als geplant umsetzen konnte, hat sich während der Baumaßnahme nebenan gezeigt, dass der Kostenrahmen „trotz intensiver Bemühungen nicht gehalten“ werden kann, heißt es in einer Vorlage des Stadtvorstands, mit der sich der Stadtrat in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause befassen wird. Nach derzeitigem Stand werden Mehrkosten von mehr als 480.000 Euro entstehen, von denen die Stadt einen Anteil von knapp 338.000 Euro wird tragen müssen. Insgesamt soll die Baumaßnahme somit mehr als fünf Millionen Euro kosten.

Unter anderem seien die Kosten für die Schadstoffsanierung zu niedrig bemessen gewesen, begründet man im Rathaus den erhöhten Finanzbedarf. „Durch die jahrelange Bewitterung aufgrund fehlender Dachteile war das Gebäude größtenteils einsturzgefährdet und konnte nicht gefahrlos begangen werden. Hierdurch waren die Kosten für die Schadstoffsanierung nur unzulänglich zu ermitteln, es wurden Kosten aufgrund vergleichbarer Maßnahmen zugrunde gelegt“, heißt es in der Vorlage.  Bei den Abbruch- und Rohbauarbeiten sei dann außerdem zutage getreten, dass das Mauerwerk teilweise „ohne jeglichen Mauerverband bzw. ohne Verzahnung hergestellt war“. Das ursprünglich geplante etagenweise Abbrechen der Decken und deren Erneuerung habe man aufgrund der schlechten Bausubtanz ändern müssen. „Es mussten alle Decken entfernt und durch aufwändige Sicherungsmaßnahmen die Schottwände gesichert werden. Gleiches galt für das Mauerwerk der insgesamt sechs Giebeldreiecken und für die Gesimsabdeckung“. Da die gesamte Gebäudesubstanz somit schlechter als ursprünglich erwartet gewesen sei, seien bei den Kosten für Erd-, Beton- und Mauerwerksarbeiten ebenfalls weitere Kosten entstanden.

Und dann stieg auch  noch der Raumbedarf, weshalb Mitarbeiter des Jobcenters nun im benachbarten „Haus des Jugendrechts“ untergebracht werden müssen. Hierdurch waren zusätzliche Arbeiten für die Netzanbindung der beiden Gebäude erforderlich, was ebenfalls Mehrkosten mit sich brachte. Ein weiterer Faktor, den offenbar niemand berücksichtigt hatte: Für die Nutzung des Bürgersteiges und Teile der Straße müssen Straßennutzungsgebühren entrichtet werden.

Unterdessen scheint fraglich, ob auch die Pläne für ein Studierendenwohnheim im Gneisenaubering realisiert werden kann. „Die Realisierung des Projektes konnte aufgrund der prekären Haushaltslage der Stadt Trier noch nicht umgesetzt werden“, erklärte Bürgermeisterin Angelika Birk (B90/Die Grünen) auf Anfrage gegenüber 16vor. Das Rathaus sei jedoch nach wie vor im Dialog mit dem Studierendenwerk und prüfe aktuell weitere Förderkulissen und Realisierungsmöglichkeiten. An der Absicht, im Westen der Stadt ein Wohnheim zu errichten, halte man aber auf jeden Fall fest, versichert Birk. Parallel zur Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen der ehemaligen Kasernengebäude habe man die Entwicklung eines städtebaulichen Gesamtkonzeptes für den Gneisenaubering beauftragt, berichtet die Bürgermeisterin weiter. Planungsergebnisse hierzu lägen bereits vor, doch „aufgrund der drastischen Mittelkürzungen im Städtebauförderprogramm ‚Soziale Stadt‘ im Jahr 2011 und der hieraus resultierenden ungewissen zukünftigen Förderbedingungen konnten noch keine weiteren Maßnahmen konkretisiert werden“. Andreas Wagner, Geschäftsführer des Trierer Studierendenwerks, unterstrich auf Anfrage erneut sein Interesse an einem Wohnheim im Westen. Der Standort sei nicht zuletzt aufgrund der Nähe zur Fachhochschule sehr geeignet.

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