Früherer Lebensgefährte tötete Ärztin (update)

Im April 2010 übernahm sie die Ärztliche Leitung des Sozialpädiatrischen Zentrums in Trier, am vergangenen Freitag wurden Dr. Dorothee Thaler und ihr Mann erschossen im gemeinsamen Haus im Odenwald aufgefunden. Am Montagmittag informierten Staatsanwaltschaft und Polizeidirektion Heidelberg im Rathaus von Eberbach über die Hintergründe des Verbrechens. Bei dem Täter handelte es sich um den früheren Lebensgefährten der Ärztin. Zum Tatzeitpunkt am 1. Januar hielt sich im Haus der beiden Getöteten auch das zweijährige Enkelkind auf, das unverletzt blieb, aber erst drei Tage später aus seiner Lage befreit wurde. Am Tag nach der Tat stürzte sich Thalers ehemaliger Lebensgefährte von einer Brücke in den Tod. 

EBERBACH/TRIER. „Es liegt ein Schleier der Trauer über dieser Stadt“ – mit diesen Worten beschrieb Eberbachs gewählter Bürgermeister Peter Reichert am Sonntag bei einer Trauerfeier die Stimmung in der rund 15.000 Einwohner zählenden Gemeinde. Am Freitag waren die Leichen von Dorothee Thaler und ihrem Mann Harald Grote aufgefunden worden, die beiden waren erschossen worden. Im Haus befand sich auch das erst zwei Jahre alte Enkelkind, das unverletzt blieb.

Das Ehepaar war sehr engagiert im Ort, Grote gehörte seit 2004 dem Gemeinderat an. Er war als Lehrer für Naturwissenschaften am örtlichen Hohenstaufen-Gymnasium tätig. Wie seine Schüler hätte er heute seinen ersten Schultag gehabt, und auch Dorothee Thaler wollte an diesem Montag aus ihrem Winterurlaub zurückkehren – an ihre Stelle im Sozialpädiatrischen Zentrum Trier. Hier war sie seit fast drei Jahren Ärztliche Leiterin. Dass sie nicht kommen würde, war für SPZ-Geschäftsführer Hans Tilly bereits am Samstag traurige Gewissheit geworden. Gegenüber 16vor sprach Tilly von einem enormen menschlichen und fachlichen Verlust, Thaler sei bei den Eltern und Kollegen sehr angesehen gewesen. Er sei fassungslos und sprachlos, so Tilly weiter (wir berichteten).

Ärzteschaft trauert um Kollegin

Am Sonntagnachmittag, wenige Stunden vor der Trauerfeier, teilten Staatsanwaltschaft und Polizeidirektion Heidelberg mit, dass die Tat aufgeklärt sei – und der Tatverdächtige tot. Er habe sich das Leben genommen, hieß es. Am Montag informierten die Ermittler dann umfassend über die Hintergründe der Tat. Demnach handelte es sich bei dem Täter um den früheren Lebensgefährten der Trierer Ärztin. Laut Polizei wurde das Ehepaar bereits am Abend des Neujahrstags erschossen. Am darauffolgenden Tag stürzte sich der Täter von einer Brücke bei Tauberbischofsheim. Das Enkelkind hielt sich derweil bis zum Auffinden der Leichen in dem Haus auf.

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft weiter mitteilten, trennte sich Thaler 2003 von dem Mann, mit dem sie zuvor sechs Jahre liiert war. Der sei daraufhin in eine wirtschaftliche und soziale Existenzkrise geraten, unter anderem stand für seine Wohnung in Heilbronn die Zwangsräumung an. In diesem Niedergang könne auch ein mögliches Tatmotiv liegen, mutmaßen die Ermittler. Im Auto und in der Wohnung des Täters fand die Polizei Waffen und Munition, der Mann war Mitglied in einem Schießsportverband.

Über den gewaltsamen Tod der Ärztin zeigten sich am Montag auch die Bezirksärztekammer Trier und die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz „erschüttert und entsetzt.“ Das Mitgefühl der gesamten rheinland-pfälzischen Ärzteschaft gelte nun der Familie der Hinterbliebenen. Thaler habe sich „mit großem Idealismus und viel Leidenschaft für die Förderung ihrer kleinen Patientinnen und Patienten eingesetzt. Sie war kompetente Ansprechpartnerin für viele Familien im gesamten Kammerbezirk“. Für die Bezirksärztekammer engagierte sie sich zudem in den Prüfungsausschüssen für die Weiterbildung.

Einen ausführlichen Bericht über die heutige Pressekonferenz und die Hintergründe der Tat finden Sie bei unseren Kollegen vom Rheinneckarblog

Print Friendly, PDF & Email

von

Schreiben Sie einen Leserbrief

Angabe Ihres tatsächlichen Namens erforderlich, sonst wird der Beitrag nicht veröffentlicht!

Bitte beachten Sie unsere Kommentarrichtlinien!

Noch Zeichen.

Bitte erst die Rechenaufgabe lösen! * Time limit is exhausted. Please reload the CAPTCHA.