Erfolgreiche Kunstauktion für Kinderschutzbund

Fast fünf Jahre lang sammelte der Kinderschutzbund Trier unermüdlich Spendengelder für das Projekt „Meine Burg„. Nachdem die Einrichtung bereits am 1. Oktober eingeweiht wurde, mobilisierte am Sonntag eine monumentale Kunstauktion noch einmal die Spenderherzen von Kunstliebhabern. In einer vierstündigen Versteigerung von 101 Kunstwerken konnten 18.000 Euro erzielt werden. Trotz des Erfolgs wird die gelungene Premiere wohl keine Fortsetzung finden: „Hätte ich vorher gewusst, wie viel Aufwand sich dahinter verbirgt, hätte ich es gleich gelassen“, winkt Organisatorin Elke Boné ab.

TRIER. Am Anfang war die Anspannung. „Im Publikum ist wahrscheinlich mehr Auktionserfahrung versammelt als bei uns hier oben“, vermutete Moderator Dieter Lintz gleich zu Beginn und bat schon im Voraus um Verzeihung für Ungelenkes und Fehlerhaftes: „Erfahrung mit Auktionen haben wir nämlich alle nicht.“ Vier Stunden später wird die Anspannung der Erleichterung gewichen sein. In lockerer Atmosphäre fand ein Großteil der Kunstwerke neue Besitzer, große Pannen blieben aus und Organisatorin Elke Boné freute sich über einen Erlös, der die Erwartungen übertraf.

Ihr dürfte mit Auktionsende die größte Last von den Schultern gefallen sein. Seit elf Monaten arbeitete sie auf das Gelingen der Kunstauktion hin, wobei ihr Engagement mit „Organisatorin“ wahrscheinlich untertrieben umschrieben ist: Sie schrieb Hunderte Künstler an, wählte Werke aus, transportierte die Objekte hin und her, kümmerte sich aber auch um ganz konkrete Probleme wie Rahmungen, Reparaturen und Passepartouts. Elke Boné ist für ihr unermüdliches Engagement bekannt und wurde dafür auch jüngst mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet; seit Jahrzehnten ist die 65-Jährige beim Kinderschutzbund Trier tätig und hat in dieser Zeit unzählige Aktionen initiiert. Dass ihr bei der Eröffnungsrede dennoch die Stimme versagte, erinnerte wohl auch die sammelfreudigsten unter den Auktionsbesuchern, dass es dieser Auktion nicht um Kunstgeschacher und Schnäppchenjagd, sondern ehrlich um die gute Sache ging.

Der Funke des Engagements sprang offenbar auch im Vorfeld auf die angefragten Künstler über, die alle auf Anteile aus dem erzielten Preis verzichteten: „Als ich angefragt wurde, etwas für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen, war die Frage nicht, ob, sondern was“, erzählt Nikolas Müller, der eine vierteilige Portrait-Reihe aus seinem Werk zur Verfügung stellte. So erging es nicht nur ihm: Die Namen der teilnehmenden Künstler, unter ihnen allein zehn Ramboux-Preisträger, liest sich wie ein Reigen der regionalen Kunstszene, darunter auch der „Altmeister“ Guido Bidinger, der bei seiner Ankunft für spontanen Applaus im Eingangsbereich sorgte: Gemeinsam mit Frau und Enkelin war der 91-Jährige vom Bodensee angereist, um der Versteigerung seiner Werke beizuwohnen.

Bei anderen Werken hingegen verwunderte es nicht nur die Auktionsleiter, dass sie keine oder nur einzelne Interessenten fanden. Werner Persys Aquarell „Lebensfreude“ ging für den Startpreis von sechshundert Euro an eine glückliche Käuferin – auch nachdem Elke Boné darauf hingewiesen hatte, dass der reguläre Verkaufspreis bei 1600 Euro liege, fanden sich keine Mitbieter. „Ein Glück, das man nicht immer hat“, kommentierte Moderator Dieter Lintz. Ein anderes prominentes Werk blieb sogar ganz ohne neuen Besitzer zurück: Das Aquarell mit dem Titel „Italien“ des Europäische-Kunstakademie-Gründers Erich Kraemer sollte die Auktion mit einem Paukenschlag eröffnen, fand jedoch nicht einmal Interessenten für das Startgebot von fünfhundert Euro. Die Witwe des Künstlers hatte das Werk zur Versteigerung freigegeben. Ob es eine Nachversteigerung der Restbestände geben wird, ist noch unklar.

An schönen Überraschungen mangelte es der Veranstaltung allerdings auch nicht: Der Künstler Manfred Freitag, der gleichzeitig auch Initiator der Kunstauktion ist, war mit vier Werken vertreten, deren Startpreis bei jeweils 750 Euro lag. Als sich nach der Präsentation keine einzige Bieterkarte erhob, trat der Künstler selbst an das Pult: Er sei bereit, auf 500 Euro herunter zu gehen, woraufhin sich ein Interessent meldete. „Sie bieten 500?“, fragte der Auktionsleiter. „Nein“, antwortete der Bieter, „ich biete 750“ und sorgte damit für erleichterten Applaus.

Die wohl kurzweiligste Versteigerung geht auf das Konto des Konzeptkünstlers Laas Koehler, der den Auswahlprozess des Auktionswerks selbst zum Thema seines Bildes gemacht hatte: „Unnötig, aber für’n guten Zweck“ – diesen Schriftzug hatte er aus unzähligen roten Klebepunkten auf Papier gebracht und das Werk mit „Freiwillige Ausgabe“ betitelt. Das Startgebot von 250 Euro erreichte nach einem Wettbieten zweier hartnäckiger Interessenten schließlich den Endstand von 650 – nachdem der Künstler selbst sich lautstark eingeschaltet und ein gemeinsames Abendessen mit dem Höchstbietenden als Zulage versprochen hatte. „Kunst kaufen soll auch Spaß machen“, erklärte er und forderte auf, für den guten Zweck auch mal tiefer in die Tasche zu greifen.

Der oft zitierte gute Zweck ist in diesem Fall die Einrichtung „Meine Burg“ in Trier-Nord. Unter einem Dach werden die vielfältigen Hilfsangebote des Kinderschutzbundes gebündelt, gleichzeitig ist die Einrichtung ein kindgerechter, barrierefreier Raum, in dem auch Beratungen, Fort- und Weiterbildungen stattfinden. Am 1. Oktober wurde der Neubau in direkter Nachbarschaft zur Paulinskirche eingeweiht. Rund eine Million Euro betrugen die Kosten für Bau und Ausstattung – gestemmt wurde die Finanzierung ausschließlich über Spenden von Privatpersonen und Stiftungen sowie Einnahmen aus Benefizveranstaltungen. Fast fünf Jahre lang betreute Elke Boné federführend die Spendenakquise. Als im späten Verlauf der Kunstauktion der Zwischenstand von 15.000 Euro durchgegeben wurde, konnte sie sich ihr Jubeln nicht verkneifen.

Mit dem Erlös der Kunstauktion, insgesamt 18.000 Euro, wird der Einrichtung der letzte Schliff verliehen werden: das Geld soll in die anstehende Innenausstattung verwendet werden. Erschöpft, aber glücklich wirkt Boné nach der vierstündigen Auktion, zwischen den letzten Bildern, die keine Käufer gefunden haben. „Ich bin wahnsinnig glücklich über diesen Erfolg“, sagt sie. Eine Wiederholung schließt sie aber mit aller Entschlossenheit aus: „Nie, nie wieder“, lacht sie. „Noch einmal tue ich mir so eine Heidenarbeit bestimmt nicht an.“

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