Eine Menge Marx

Im Jahre seines 195. Geburts- und 130. Todestages kehrt Karl Marx dorthin zurück, wo er aufwuchs. Und das in 500facher Ausführung. Im Rahmen der am 17. März startenden Sonderausstellung „Ikone Karl Marx. Kultbilder und Bilderkult“ im Stadtmuseum werden im Mai drei Wochen lang 500 Marx-Figuren rund um die Porta Nigra und auf dem Simeonstiftplatz aufgebaut – direkt gegenüber seines einstigen Wohnhauses in der Simeonstraße. Der für seine Multiples-Installationen bekannte Künstler Ottmar Hörl entwarf die Figur, die gestern bei einem der Trierer Sponsoren vorgestellt wurde.

TRIER. Sie ist einen Meter hoch, 35 Zentimeter breit und 21 Zentimeter tief – alleine wirkt sie nicht sehr imposant, die Gipsfigur von Karl Marx. Hingegen 500 davon dürften schon ein beeindruckenderes Bild ergeben. Vom 5. bis zum 26. Mai werden die Figuren rund um die Porta Nigra aufgebaut sein. Sie sind dann Teil der Sonderausstellung „Ikone Karl Marx. Kultbilder und Bilderkult“ im Stadtmuseum Simeonstift.

Als diese geplant wurde, trat die Museumsleitung auch an die Wittlicher Galerie Bose heran, deren Hrdlicka-Arbeit zu Karl Marx in der Ausstellung zu sehen sein wird. Über die Galerie entstand der Kontakt zur Trierer Christoph Maisenbacher Artist Agent GmbH, die die Projekte des hessischen Künstler Ottmar Hörl betreut. Und Hörl wollte schon immer mal Marx-Figuren entwerfen…

„Wir verbinden das Innen mit dem Außen“, schlug die Museumsdirektorin Dr. Elisabeth Dühr dem Künstleragenten vor. Drinnen die Ausstellung, draußen die Installation. „Es ist allerdings kein Geld dafür da.“ Also musste Maisenbacher Sponsoren finden. Er setzte sich zum Ziel, dass ein Drittel der Kosten von insgesamt 90.000 Euro auf diesem Wege finanziert werden sollte, der Rest über den Verkauf der Figuren.

Für das Startkapital sorgten vor allem die Steil Kranarbeiten GmbH, die Kulturstiftung Trier und „Go! Express & Logistics“. Der Paket- und Kurierdienst war es auch, der gestern ein erstes Model der Marx-Figur aus der Gießerei des Künstlers in der Nähe von Coburg abholte und nach Trier brachte. Es ist ein Gipsabdruck, der die Vorstufe zur tatsächlichen Skulptur darstellt. Die Figuren, die ab Marxens Geburtstag drei Wochen lang die Fläche um die Porta bevölkern, werden aus Polyvinylchlorid (PVC) gefertigt sein. Zwei weitere Gipsfiguren sind bei der morgen beginnenden Internationalen Tourismusbörse in Berlin am Stand der Tourist Information Trier zu sehen.

„Auf einen Platz konzentriert oder im Stadtraum verteilt, werden meine Installationen zu visuellen wie greifbaren Hindernissen“, sagt Hörl. „Sie sollen ein Nachdenken auslösen, einen Moment des Innehaltens. Damit wäre die von mir intendierte Kommunikation mit der Gesellschaft angestoßen.“ Möglichkeiten, sich mit den „Multiples“ des Künstlers auseinanderzusetzen gab es bereits in vielen Städten. Anlässlich der Internationalen Opernfestspiele 1998 setzte Hörl eine Installation mit 4000 die rechte Hand zum Gruß reichenden Gartenzwergen auf dem Münchner Max-Josef-Platz um. Auf dem Nürnberger Hauptmarkt ließ er 2003 anlässlich des 500. Geburtstages von Albrecht Dürer 7000 „Dürer-Hasen“ aufstellen und ein Jahr später in Bayreuth 800 Modelle von Richard Wagners Neufundländer „Ruff“. Ärger bekam der Erfinder der „Unschuld“-Seife 2009 mit ausgestellten Gartenzwergen, die auf eine im „Dritten Reich“ sehr verbreitete Art grüßten. Ein Ermittlungsverfahren wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen wurde jedoch nach wenigen Tagen wieder eingestellt.

Hörl geht es bei seinen Arbeiten nicht um Provokation. „Ich versuche, eine Ebene zu entwickeln, die den Vorgang, sich Kunst anzunähern, für viele Menschen möglich macht.“ Die Marx-Installation macht sogar den Vorgang, Kunst zu erwerben, für viele Menschen möglich. Die Figuren können ab sofort für 300 Euro bei Christoph Maisenbacher vorbestellt werden. Während der Ausstellung kosten sie 350 Euro.

Marx sieht zufrieden aus, wie er da steht mit der rechten Hand unter der Jacke und der anderen in der Jackentasche. Unter seinem Rauschebart scheint er freundlich, verständnisvoll, fast väterlich zu lächeln. Vielleicht erleichtert dieser positive Ausdruck Gegnern seiner Person eine neue Auseinandersetzung mit dem falschen Feindbild. Oder mit den Worten von Oberbürgermeister Klaus Jensen im Programmheft zum Karl-Marx-Jahr: „Nicht seine Lehre ist verwerflich, sondern manche Interpretation und welche Schlüsse daraus gezogen werden, sind zu beanstanden.“

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